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introduction_1631.xml 37.8 KiB
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                <title>Tagebuch des Fürsten Christian II. von Anhalt-Bernburg: <date when="1630-01">Einleitung zum Jahrgang 1631</date></title>
                <author>
                    <name>Christian II.</name>
                    <nameLink>von</nameLink>
                    <surname type="toponymic">Anhalt-Bernburg</surname>
                </author>
                <!--<respStmt>
                    <resp>geschrieben von</resp>
                    <persName>
                        <forename>Arndt</forename>
                        <surname>Schreiber</surname>
                    </persName>
                </respStmt>-->
                <respStmt>
                    <resp>Umsetzung der Digitalen Edition von</resp>
                    <persName>
                        <forename>Maximilian</forename>
                        <surname>Görmar</surname>
                    </persName>
                </respStmt>
                <funder>Deutsche Forschungsgemeinschaft</funder>
                <principal>Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit an der
                    Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.</principal>
                <principal>Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel</principal>
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                    <name type="org">Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel</name>
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                </publisher>
                <date type="digitised" when="2018">2018</date>
                <distributor>Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel</distributor>
                <availability status="restricted">
                    <p>Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (<ref
                        target="https://diglib.hab.de/copyright.html">copyright information</ref>)</p>
                </availability>
            </publicationStmt>
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                <p> </p>
                
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                <item>work in progress</item>
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        <!--<revisionDesc status="published">
                <change></change>
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    <text>
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            <div>
                <p>
                    <hi rend="bold">I.</hi> Bis zum Ende des Jahres 1631 änderten sich die militärischen Kräfteverhältnisse in Deutschland ganz fundamental: Während der nicht zuletzt durch 
                    französische Subsidien finanziell gestärkte König Gustav II. Adolph von Schweden große Teile des Reiches unter seine Kontrolle brachte, schieden Kurbayern und die faktisch 
                    aufgelöste Katholische Liga als relevante Kriegsakteure aus. Aber auch die von Kursachsen initiierte reichsständisch-protestantische Mittelpartei entfaltete keine 
                    längerfristige Wirkung. Vor allem wegen der kompromisslosen Vollstreckung des Restitutionsedikts hatten sich vom Februar bis April zwar die meisten evangelischen Fürsten 
                    und Reichsstädte in Leipzig versammelt und dort eine Position der bewaffneten Neutralität zwischen dem Kaiser und den Schweden bezogen. Doch die enorme mediale Signalwirkung 
                    der Zerstörung Magdeburgs vom 10./20. Mai sowie die spätere Strafaktion der kaiserlichen Armee gegen Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen trieben diesen in die Arme des 
                    Schwedenkönigs, der Anfang September ein kursächsisch-schwedisches Bündnis erzwang, das bereits wenige Tage darauf mit der Schlacht bei Breitenfeld (7./17. 9.) seinen ersten 
                    Sieg feierte. Die Fürsten von Anhalt traten zunächst dem Leipziger Bund und danach auch der Allianz mit dem König von Schweden bei, wovon weiter unten noch etwas näher die 
                    Rede sein wird.
                </p>
                <p>
                    <hi rend="bold">II.</hi> Die Tagebucheinträge Christians II. dominieren in diesem Zeitraum die administrativen, ökonomischen und politischen Tätigkeiten eines mindermächtigen 
                    Regenten, zu denen ebenso zwei detailliert beschriebene Belehnungszeremonien gehörten.<note type="footnote">Vgl. Tagebucheinträge vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_02_sm&amp;xml=1631_02.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-02-18_256v">18. 
                        Februar</ref> und <ref
                            target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_04_sm&amp;xml=1631_04.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd28">28. 
                            April</ref>.</note> Im familiären Bereich beschäftigte ihn besonders die instabile Gesundheit seines gleichnamigen Sohnes, der lediglich vom <ref
                                target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_01_sm&amp;xml=1631_01.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd2">2. 
                                Januar</ref> bis zum <ref
                                    target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_06_sm&amp;xml=1631_06.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd20">20. 
                                    Juni</ref> lebte. Im Sommer begab sich der Fürst mit seiner Schwester Anna Sophia zu einer mehrwöchigen Trinkkur nach Eger (<ref
                                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_07_sm&amp;xml=1631_07.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd4">4.</ref><ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_07_sm&amp;xml=1631_07.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd31">31. 7.</ref>), 
                    wo er Prinz Władysław von Polen und dessen Reisehofmeister Achaz von Creytzen kennenlernte.<note type="footnote"
                        >Vgl. Tagebucheintrag vom <ref
                            target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_07_sm&amp;xml=1631_07.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-07-12_24r">12. 
                            Juli</ref>.</note> Nach dem Abschluss des anhaltisch-schwedischen Bündnisvertrages riet der Bernburger Regierungspräsident Heinrich von Börstel seinem Herrn, den die Schweden „vor 
                    gut Kayserisch, vndt Catohlisch“ hielten, das Land einstweilen zu verlassen.<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_09_sm&amp;xml=1631_09.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd26">26. 
                        September</ref>.</note> Mitte Oktober plante Christian II., wegen der wachsenden Unsicherheit und Verdächtigungen am Kaiserhof mit seiner Familie nach Holstein oder Lübeck zu 
                    fliehen<note type="footnote">Vgl. Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_10_sm&amp;xml=1631_10.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd16">16. 
                        Oktober</ref>.</note>, musste dieses Vorhaben allerdings aus Geldmangel sowie aufgrund unterwegs drohender Überfälle und der Schwangerschaft seiner Gemahlin Elenora Sophia recht 
                    bald wieder verwerfen.<note type="footnote">Vgl. Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_10_sm&amp;xml=1631_10.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-10-22_135v">22. 
                        Oktober</ref>.</note> Schließlich entschied er sich für die kostengünstigere Option und verlegte seine Residenz am <ref
                            target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_12_sm&amp;xml=1631_12.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd9">9. 
                            Dezember</ref> für die kommenden drei Jahre hauptsächlich nach Harzgerode.
                </p>
                <p>
                    <hi rend="bold">III.</hi> Obwohl Kaiser Ferdinand II. den protestantischen Kurfürsten in Regensburg fest zugesagt hatte, die Wiederherstellung des nach dem Passauer Vertrag 
                    (1552) säkularisierten Kirchenbesitzes bis zu dem bevorstehenden Frankfurter Kompositionstag zu suspendieren<note type="footnote">Vgl. Georg Schmidt: Die Reiter der Apokalypse. 
                        Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, München 2018, S. 340.</note>, erfuhr der Anhaltiner noch im Januar, „das wieder alle recht vndt billigkeitt, ein anschlag auf mein 
                    bestes ampt Ballenstedt […] vor seye“, ein früheres „klostergut“, welches bereits nach dem Bauernkrieg (1525) den Fürsten von Anhalt durch die Benediktiner übereignet worden war. 
                    Er befahl deshalb dem Amtmann, das fürstliche Schloss und Vorwerk gut zu verschließen und niemandem den Zutritt zu gestatten. Wenn dort „aber iemandes sich anmelden, vndt wieder 
                    verhoffen, etwas prætendiren“ würde, solle man ihn „an mich verweysen“.<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_01_sm&amp;xml=1631_01.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd14">14. 
                        Januar</ref>.</note> In Nienburg (Saale) war es dagegen für derartige Vorsichtsmaßnahmen längst zu spät. Nach dem endgültigen Konfiskationsbescheid vom <ref
                            target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1630_11_sm&amp;xml=1630_11.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd9">9. 
                            November 1630</ref> bemächtigten sich am Abend des 3. Februar der Werdener Abt Hugo Preutaeus und der Obrist Johann David Pecker als kaiserliche Unterkommissare mit 
                    Waffengewalt des vormaligen Benediktinerstifts.<note type="footnote">Vgl. Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_02_sm&amp;xml=1631_02.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd4">4. 
                        Februar</ref>.</note> In den darauffolgenden Tagen vereidigte Preutaeus alle Untertanen ohne deren Widerstand auf ihre neue Obrigkeit, was die anhaltischen Fürsten sehr beunruhigte, 
                    weil sie befürchteten, dass die katholischen Geistlichen nach solchen positiven Erfahrungen „muhtiger werden, vndt weitter greiffen“ dürften.<note type="footnote">Vgl. Tagebucheintrag 
                        vom <ref
                            target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_02_sm&amp;xml=1631_02.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-02-07_248v">7. 
                            Februar</ref>.</note> Als ihre schriftliche Beschwerde an den obersächsischen Restitutionskommissar Johann Reinhard von Metternich in der Nienburger Sache erneut erfolglos blieb<note 
                                type="footnote">Vgl. Tagebucheintrag vom <ref
                                    target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_02_sm&amp;xml=1631_02.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd25">25. 
                                    Februar</ref>.</note>, erwogen einige Anhaltiner – zum Unbehagen Christians II. – sogar, „avec furie“ gegen den Abt einzuschreiten<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_03_sm&amp;xml=1631_03.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd8">8. 
                                        März</ref>.</note>, favorisierten am Ende aber doch eine „Gütliche handlung wegen der geistl[ichen] gühter“.<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                                                target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_03_sm&amp;xml=1631_03.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-03-17_274r">17. 
                                            März</ref>.</note>
                </p>
                <p>
                    <hi rend="bold">IV.</hi> In der Tat hatte deren heftig kritisierte Rückgabepraxis selbst bei bislang kaisertreuen evangelischen Reichsfürsten für erhebliche Irritationen und eine 
                    politische Neuorientierung gesorgt. Auf den am 16./26. Februar begonnenen Leipziger Konvent wurde Fürst August „als der ältiste vnsers hauses“ entsandt<note type="footnote">Tagebucheintrag 
                        vom <ref target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_01_sm&amp;xml=1631_01.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd18">18. 
                        Januar</ref>.</note>, welcher in der Rückschau zufrieden konstatierte, es sei dort „kein eintziger mißverstandt, oder zweyspalt bey keinem vorgegangen, sondern allenthalben, der 
                    geist der einigkeitt, zu verspühren gewesen“.<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_04_sm&amp;xml=1631_04.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-04-07_295v">7. 
                        April</ref>.</note> In ihrer Köthener Beratung vom 6. April über das in Leipzig verabschiedete Manifest<note type="footnote">Leipzigische Schluß/ Das ist/ Waß die Evangelischen 
                            und Protestirende Chur-Fürsten und Stände in wehrenden Leipzigischen Convent, berathschlaget und beschlossen: Sub Dato Leipzig den 2. April. 1631, o. O. 1631.</note>, das die 
                    Rücknahme des kaiserlichen Edikts von 1629 forderte und die Gründung eines protestantischen Defensivbündnisses verkündete, begrüßten die vier regierenden Fürsten von Anhalt primär, 
                    1. dass es „vnsere gravamina vor gesampte Evangelische“ akzeptiere, 2. dass sie nun „von [den] lutrischen selber, seindt vor mittglieder des Religionfriedens, gehalten worden“, 3. dass 
                    man im Fall einer militärischen „execution […] bey vns den anfang der erlösung machen wollte“ und 4. dass der „Abschiedt seye also beschaffen, daß man nichts præjudicirliches könne 
                    beym Kayser vnß destwegen vorwerfen“.<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_04_sm&amp;xml=1631_04.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-04-06_293r">6. 
                        April</ref>.</note> Eine Woche später konferierte Christian II. mit seinen Onkeln August und Ludwig wieder über die „Leipziger actis“. Dabei warnte Präsident Börstel vor den zu 
                    erwartenden „extremiteten […], vndt einem bluhtigen kriege“. Nach seiner Meinung durfte zu diesem Zeitpunkt kein Reichsfürst „mehr neutral sein“. Stattdessen hätten alle Anhaltiner 
                    die Pflicht, „Pro defensione status &amp; conscientiæ die arma zu arripiren“, denn die Kaiserlichen „bringen vns vmb libertet[,] lande vndt leütte“, da das Restitutionsedikt bei jedem 
                    betroffenen Reichsstand ohne die geringste „erleichterung“ vollstreckt werde.<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_04_sm&amp;xml=1631_04.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd13">13. 
                        April</ref>.</note> Am <ref
                            target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_04_sm&amp;xml=1631_04.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd15">16. 
                            April</ref> entwarf Börstel im Auftrag der beiden ältesten Fürsten ein Antwortschreiben an den Kurfürsten von Sachsen, in dem Christian II. „aber noch dubia“ fand. Tatsächlich 
                    scheint das Dokument beim nächsten Treffen der „Gesamtung“ etwas modifiziert worden zu sein, „nach dem ich (protestando et contradjcendo) den friedliebenden, vor Gott vndt der Kayßerlichen 
                    Mayestät verantwortlichen consiliis stricte inhærirt, vndt sonsten nichts habe vndterschreiben wollen, […] wiewol man mich darumb, hat sawer angesehen“. Zur Begründung verwies er 
                    auf die abschreckenden „Exempla“ der Protestantischen Union und Böhmischen Konföderation, die nach ihrer verheerenden Niederlage am Weißen Berg vom November 1620 „wie waßer zergangen“ 
                    seien. Außerdem lasse sich ein Krieg leicht entfesseln, doch nicht genauso einfach wieder beenden. Darum lehnte der jüngste regierende Anhaltiner jede „thätlichkeitt“ ab, die aus seiner 
                    Sicht die Reichs- bzw. Kreisverfassung missachte. Alle durch die Grundgesetze des Reiches hinreichend gedeckten Beschlüsse sowie „waß Gott zu ehren“ und „seiner kirchen zum besten“ 
                    diene, mochte er hingegen gern mittragen.<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_04_sm&amp;xml=1631_04.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd17">17. 
                        April</ref>.</note> Eine darüber hinaus gehende „Conjunctio“ mit den Schweden kam indes weder für Christian II. noch für seinen engsten Ratgeber Börstel infrage, weil dadurch 
                    „die pflicht, vndt Freyheitt der Reichsfürsten“ verletzt, der Kaiser „zum höchsten offendirt“ und der Leipziger Bund unterminiert würde. Und nicht zuletzt misstrauten beide Gustav 
                    II. Adolph, der „sich anfänglich mitt guten wortten“ einschmeichle und dann „die länder ärger als die Kayserischen“ mit Kontributionen belaste.<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_06_sm&amp;xml=1631_06.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd27">27. 
                        Juni</ref>.</note>
                </p>
                <p>
                    <hi rend="bold">V.</hi> Doch schon Ende August gab es unter den Anhaltinern „rudes debats“ über den Tagesordnungspunkt, ob und wie man den Schwedenkönig „beschicken“ sollte.<note 
                        type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                            target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_08_sm&amp;xml=1631_08.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd27">27. 
                            August</ref>.</note> Als dieser fünf Tage nach seinem Sieg bei Breitenfeld ein neutrales Fürstentum Anhalt nicht mehr zu tolerieren gedachte und dessen vier Regenten persönlich 
                    nach Halle (Saale) zitiert hatte, um mit ihnen nur noch die Bedingungen für ein Bündnis auszuhandeln, notierte Christian II. nach einer Krisensitzung der Fürsten mit ihren Räten in Köthen 
                    zutiefst besorgt in sein Diarium: „Mir ist angst darbey. Jch wollte gern recht thun. Majora prædominiren in consilio, ich bin der Jüngste, vndt alles bestehet in der gesambtung. […] Jch 
                    erinnere was ich kan, vndt wollte gern behutsam gehen“.<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                            target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_09_sm&amp;xml=1631_09.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd12">12. 
                            September</ref>.</note> Der „Senior“ August äußerte wohl ähnliche Bedenken, wurde aber auf einer Hallenser Beratung durch die Fürsten Ludwig und Johann Kasimir umgestimmt und der 
                    Bernburger Regent dadurch mit seiner dezidiert kaisertreuen Haltung völlig isoliert. So blieb Christian II. schließlich gar keine andere Wahl, als den anhaltisch-schwedischen Bündnisvertrag 
                    „avec une main tremblante“ zu unterzeichnen.<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_09_sm&amp;xml=1631_09.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-09-15_94r">15. 
                        September</ref>.</note> In seinem Tagebuch beklagte er sich, man habe ihm keine „zeitt gelaßen, die proposition (davon wir doch kein wortt zuvor gewust), zu erwegen, vndt kaum recht 
                    zu vberlesen. Wie sehr ich auch zum dritten mahl, darvor gebehten, […] muste ich endtlich vnangesehen meiner protestationen, vndt daß ich den herrenvettern vndt den rähten, die verantwortung 
                    auf den halß geschoben, gleichsam genöhtiget, gezwungen, v[nd] wieder meinen willen, mitt vndterschreiben.“<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_09_sm&amp;xml=1631_09.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-09-14_88r">14. 
                        September</ref>.</note> Christian II. hatte zuvor energisch auf dem Grundsatz „Evangelium non tollit politias“ beharrt und eindringlich vor dem Begehen eines Majestätsverbrechens 
                    gegenüber dem Reichsoberhaupt als Lehens- und Schutzherr gewarnt. Zwar übte er ebenfalls vorsichtige Kritik an dem „modus executionis“ des Restitutionsedikts, erblickte darin allerdings 
                    keine Rechtfertigung, „daß man drumb den K[aiser] mitt dem schwert verfolgen sollte“. Zudem erschien ihm die weitere Entwicklung als zu unberechenbar, da man Ferdinand II. schon einmal 
                    „in die fenster zu Wien geschoßen“ und letztlich keines seiner politischen Ziele erreicht habe. In erster Linie fühlte sich Christian II. jedoch an seinen dem Kaiser geleisteten Treueeid 
                    von 1622 gebunden und drängte die „herrenvettern“ deswegen zur Zurückhaltung. Wohl besonders Fürst Ludwig entgegnete ihm darauf, dass der König von Schweden keine Neutralität dulde und 
                    Anhalt nach dem Rückzug der Truppen des Generals Graf Johann T’Serclaes von Tilly ohne jeden militärischen Schutz dastehe. Den Eid habe sein Neffe dem Kaiser und dem Reich geschworen, 
                    dessen „Princes libres“ allerdings keine Sklaven seien und deshalb kaiserliche Übertretungen der Reichsverfassung wie die eigenmächtige Auslegung des Augsburger Religionsfriedens (1555) 
                    keinesfalls widerstandslos hinnehmen dürften. Nur mit schwedischer Hilfe werde man die beschnittene „libertè“, die von den Katholiken konfiszierten Klostergüter und – laut der Hoffnung 
                    einiger Räte – möglicherweise sogar die im Jahr 1322 an das Hochstift Halberstadt verlorene Grafschaft Askanien wiedererlangen.<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_09_sm&amp;xml=1631_09.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-09-15_91v">15. 
                        September</ref>.</note> Gustav II. Adolph, der bei einem gemeinsamen Abendessen seinen anhaltischen Gästen versicherte, nichts anderes „als die ehre Gottes, die erhaltung der Evangel[ischen] 
                    religion, die beförderung des friedens im Reich, vndt die erhaltung der deützschen freyhejtt“ im Sinn zu haben, charakterisierte der Diarist trotz aller Distanz als „eine schöne, gerade, 
                    heroische person“, als abstinent, „sanftmühtig, leühtsehlig vndt gravitetisch“, ja als einen „spiegel aller Tugendten“.<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_09_sm&amp;xml=1631_09.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-09-14_84v">14. 
                        September</ref>.</note> Die euphorische Prophezeiung seines jüngeren Bruders Ernst, der als göttliches Werkzeug agierende König werde bis 1636 den Papst aus Rom vertreiben und die 
                    Hure Babylon (d. h. das Papsttum bzw. die katholische Kirche als Feinde des Christentums) vernichten, vermochte ihn freilich nicht zu überzeugen.<note type="footnote">Vgl. Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_10_sm&amp;xml=1631_10.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-10-12_126v">12. 
                        Oktober</ref>.</note>
                </p>
                <p>
                    <hi rend="bold">VI.</hi> Dabei träumte selbst der Bernburger Hofprediger Daniel Sachse, welcher „ins gemein, Trawme vor Thorheitten“ erachtete und die Visionen und Wunder „des nouveaux 
                    Prophetes“ verspottete, am Morgen vor der Schlacht bei Breitenfeld, dass die Stimme des Prologs aus einer Komödie den Sieg des Schwedenkönigs über Tilly gemeldet habe und bald darauf 
                    das Grab für einen Drachen erschienen sei, „quj avoit jusques icy, persecutè l’Eglise“. Als er dies fast drei Monate später seinem Fürsten erzählte, der sich immer wieder mit der wahren 
                    Traumdeutung befasste<note type="footnote">Siehe hierzu den noch nicht veröffentlichten Einführungstext zum Umgang Christians II. mit den eigenen und fremden Träumen.</note>, widmete 
                    dieser jenem außergewöhnlichen Ereignis gleich zwei Tagebucheinträge. Denn Sachse hatte damals nicht nur das erste Mal beschlossen, einen Traum „nicht zu verachten“, sondern sogar den 
                    Bibeltext für seine nächste Predigt nach ihm ausgewählt.<note type="footnote">Tagebucheinträge vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_12_sm&amp;xml=1631_12.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd2">2.</ref> und <ref
                            target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_12_sm&amp;xml=1631_12.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd4">4. 
                            Dezember</ref>.</note>
                </p>
                <p>
                    <hi rend="bold">VII.</hi> Selbst zu deuten versuchte Christian II. in seinem Diarium nicht zuletzt die Gründe für das ungefähr 40 km von Bernburg entfernt verübte Massaker der sogenannten 
                    ‚Magdeburger Hochzeit‘.<note type="footnote">Siehe dazu auch die Analyse von Hans Medick: Der Dreißigjährige Krieg. Zeugnisse vom Leben mit Gewalt, Göttingen 2018, S. 247–251.</note> Dem 
                    mehrtägigen Gemetzel und Plündern fielen geschätzte 20.000 Menschen zum Opfer<note type="footnote">Vgl. Peter H. Wilson: Der Dreißigjährige Krieg. Eine europäische 
                        Tragödie, Darmstadt 2017, S. 568.</note>, wobei Magdeburg durch großflächige Brände, die man als „das große gewaltige few&#x0308;er“ auch in Bernburg wahrgenommen hatte, überwiegend 
                    zerstört wurde. Bereits am 11. Mai erfuhr der Anhaltiner, dass „also diese gewaltige schöne Stadt, in kurtzer zeitt, zu nichte worden, vndt in die aschen geleget“ sei, „daß sie billich 
                    zu bedawren, vndt ihr vndtergang, zu beweinen.“<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_05_sm&amp;xml=1631_05.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd11">11. 
                        Mai</ref>.</note> Die Schockwellen, welche dieses spektakuläre Ereignis besonders in der protestantischen Welt auslöste, provozierten rasch Berichte über himmlische Botschaften und 
                    unheilvolle Zeichen. So seien laut dem fürstlichen Tagebuch acht Tage vor ihrem Ende „3 few&#x0308;rige vögel wie tauben, eine halbe stunde vmb die stadt herümb geflogen, vndt [hätten] 
                    darnach sich naher Braunschweig gewendet“, was „ohne zweifel eine andeütung, vndt böses omen ihres vndtergangs gewesen“ sei.<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_05_sm&amp;xml=1631_05.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-05-13_340v">13. 
                        Mai</ref>.</note> Außerdem fand man in der Bernburger Bergstadt eine Pfütze, die seit der Zerstörung Magdeburgs aus blutigem Wasser bestand.<note type="footnote">Vgl. Tagebucheintrag vom <ref
                            target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_06_sm&amp;xml=1631_06.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-06-02_361r">2. Juni</ref>.</note> 
                    Christian II. erklärte schnell die stolzen, sich seit langem dem Kaiser widersetzenden Stadtbewohner zu den wahren Schuldigen. Denn allein ihrem Eigennutz und ihrer mangelnden 
                    Unterstützung für die zahlenmäßig weit unterlegenen schwedischen Festungstruppen unter dem tapferen Obristen Dietrich von Falkenberg schob er die Verantwortung für die ihnen 
                    zugefügten Kriegsgräuel zu. Schließlich hätte man den Sturm leicht abwehren können, wenn die 10.000 bis 12.000 kampffähigen Bürger nicht, statt ihre Stadt beschützen zu helfen, 
                    von den Mauern geflohen wären, um ihre eigenen Häuser zu retten. Darüber hinaus vermutete der Anhaltiner nach dem biblischen Beispiel der sündhaften Städte Tyros, Sidon und Babylon 
                    „Andere iniustitzien, heimliche sünden vndt schanden“ als mögliche Hintergründe, „sintemahl der außgang erwiesen, daß so ein plötzlicher geschwinder schrecklicher fall einer so schönen 
                    mächtigen stadt, [...] ohne sonderbahre vrsach nicht müße vorgangen sein.“<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_05_sm&amp;xml=1631_05.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-05-14_342v">14. 
                        Mai</ref>.</note>
                </p>
                <p>
                    Als politische Folge dieses Ereignisses resümierte der Fürst eine beträchtliche Stärkung der „Kayserischen“, denn sie „können den gantzen Ober[-] vndt NiederSäxischen Krayß, numehr 
                    zu ihrem willen haben, vndt der Religion halben, (wo Gott nicht ins Mittel greift) enderung machen, wie sie selber wollen.“ Dementsprechend sah er darin „eine gewaltige victorie“ für 
                    Kaiser Ferdinand II., für dessen Kriegspartei und vor allem für Tilly, dem er gemäß den zeitgenössischen Gepflogenheiten – wenn auch mit einem allgemeinen Friedenswunsch verbunden – 
                    zu seinem militärischen Erfolg schriftlich gratulierte.<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_05_sm&amp;xml=1631_05.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-05-11_339r">11. 
                        Mai</ref>.</note> In einem gewissen Maß verteidigte Christian II. sogar den kaiserlich-ligistischen Befehlshaber, da das Niederbrennen der Stadt gegen dessen Absichten, d. h. trotz 
                    seiner mehrfachen, aber vergeblichen Verschonungsangebote an die Bürger geschehen sei.<note type="footnote">Vgl. Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_05_sm&amp;xml=1631_05.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-05-14_343r">14. 
                        Mai</ref>.</note> Ebenso verwies er auf das Gewissen und die Reumütigkeit des Generals, der für die Seelen der getöteten Einwohner gebetet und Gott angefleht habe, ihn und seine 
                    Armee nicht für die begangenen Exzesse zu strafen.<note type="footnote">Vgl. Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_06_sm&amp;xml=1631_06.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-06-03_362r">3. 
                        Juni</ref>.</note>
                </p>
                <p>
                    <hi rend="bold">VIII.</hi> Als „eine vnvorantwortliche That“ verurteilte der Anhaltiner hingegen die wohl als Racheakt für das harte Schicksal der Magdeburger gedachte Selbstjustiz 
                    an einem kaiserlichen Leutnant, dessen Familie und mehreren Soldaten. Sie hatte sich um den 10. September nur wenige Kilometer westlich von seiner Hauptresidenz unter der Beteiligung 
                    von Bernburger Untertanen zugetragen. Dabei waren die Militärs entgegen einem ihnen zuvor gegebenen Ehrenwort erschlagen sowie die Frau und das zweieinhalbjährige Kind des Offiziers 
                    grausam ermordet und in die Wipper geworfen worden. Für Christian II. offenbarte das wundersame Auftauchen und Flussaufwärtstreiben der mit Steinen beschwerten Kindsleiche bis zu 
                    seiner toten Mutter das klare Unrecht der Mörder, denn Gott duldete es für ihn es nicht, „das diese vnthat sollte verborgen bleiben“. Auch wenn er den Vorfall als eine Vergeltungshandlung 
                    erkannte, da „es die Kayßerlichen zu Magdeburg nicht viel beßer gemacht“ hätten, sei hier „also sünde mitt Sünden gestrafft“ worden und dürften „die Thäter […] darumb nicht endtschuldiget 
                    sein.“<note type="footnote">Tagebucheintrag vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_09_sm&amp;xml=1631_09.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#hd20">20. 
                        September</ref>.</note>
                </p>
                <p>
                    <hi rend="bold">IX.</hi> Abschließend gilt es erneut die Vielfalt der wissenschaftlichen Interessensgebiete des Fürsten hervorzuheben. Als ihm am 4. November mitgeteilt wurde, dass 
                    ein Bauer bei Baalberge „etzliche alte urnas vndter einem hügel“ entdeckt habe, die mit „asche vndt kolen“, einigen „silbernen vndt küpfernen ringen“ sowie menschlichen Knochen gefüllt 
                    gewesen seien, wünschte er mehr darüber zu wissen und schickte zwei Tage danach seinen Pfennig- und Schatzmeister Melchior Loyß dorthin. Dieser berichtete von fünf vollen und zwei 
                    leeren, allesamt mit Tonerde versiegelten Töpfen in und auf einem „steinkasten“. Bei dem Fundort handele es sich um den „langen berg“, der einst „von Menschen händen zusammen getragen“ 
                    worden und „innwendig hol“ sei. In dem ausgemauerten Hohlraum habe ein „sargk von weiß grawem stein, mitt rohten strejffen“ und den erwähnten sieben Urnen gestanden. Ob darüber hinaus 
                    vor seiner Ankunft „etwas von goldt oder silber“ durch die Bauern heimlich weggeschafft worden war, konnte Loyß nicht klären. Wenngleich „in historiis“ nichts darauf hindeute, „das die 
                    alten Römer biß in diese Sächsische lande“ vorgedrungen seien, schlussfolgerte Christian II. aus der nach seiner Kenntnis „bey den alten deützschen“ unbekannten Praxis, „die todten zu 
                    verbrennen, […] ihre asche in töpfen zu verwahren, vndt also zu vergraben“, dass man an jenem Ort die Familie „eines edlen Römers oder den Römischen sitten zugethanen heydens“ bestattet 
                    haben mag.<note type="footnote">Tagebucheinträge vom <ref
                        target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_11_sm&amp;xml=1631_11.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-11-04_148v">4.</ref> 
                        und <ref
                            target="http://diglib.hab.de/content.php?dir=edoc/ed000228&amp;distype=optional&amp;metsID=edoc_ed000228_fg_1631_11_sm&amp;xml=1631_11.xml&amp;xsl=tei-transcript.xsl#1631-11-05_151v">5. 
                            November</ref>.</note> Der Lange Berg wurde in den 1850er Jahren leider komplett eingeebnet. Die hierbei nochmals gefundenen Grabbeigaben datierte die archäologische Forschung erst 
                    nachträglich auf die späte Bronzezeit.<note type="footnote">Vgl. Paul Höfer: Baalberge. in: Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder 1 (1902), S. 17–19.</note>
                </p>
            </div>
        </body>
    </text>
</TEI>