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Jonathan Schimpf authoredJonathan Schimpf authored
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<title level="a">Wie ›Der Mann auf dem Hochrad‹ den Protagonisten des
›Schlangenbaums‹ auf Abwege führte. Hypothesengeleitete stilometrische Untersuchung zweier Romane Uwe Timms</title>
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<forename>Mareike</forename>
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<email>schumacher@linglit.tu-darmstadt.de</email>
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<orgName>Technische Universität Darmstadt, Institut für Sprach- und
Literaturwissenschaften, Fachbereich Digital Philology</orgName>
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<date when="2022-07-08">29.09.2022</date>
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<title level="j">Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften</title>
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<resp>Publiziert von</resp>
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<edition>Elektronische Ausgabe nach TEI P5</edition>
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<name>Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel</name>
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<p> Sofern nicht anders angegeben </p>
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<p>Einreichung als Fachartikel in der ZfdG durch die Autor*innen</p>
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<p>Transformation der WORD-Vorlage nach XML/TEI-P5 durch TEI-Oxgarage und
XSLT-Skripten</p>
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<p xml:lang="de">Lektorat des Textes durch die Redaktion in Person von
<persName>Caroline Jansky</persName>.</p>
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<p>Medienrechte liegen bei den Autor*innen</p>
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<p>All links checked<date when="2022">06.09.2022</date>
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Geisteswissenschaften</creation>
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<term>Der Schlangenbaum (Roman)<ref target="4830460-8"/>
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<term>Der Mann auf dem Hochrad (Roman)<ref target="1266506519"/>
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<div>
<div type="abstract">
<argument xml:lang="de">
<p>Gegenstand dieses Artikels ist die Verknüpfung einer hypothesengeleiteten
literaturwissenschaftlichen Fallstudie mit der Anwendung von
Digital-Humanities-Verfahren. Primärtexte der Analyse sind dreizehn längere
Erzähltexte des deutschsprachigen Gegenwartsautors Uwe Timm (Romane und
Novellen, eine <quote>Legende</quote>). Aus einer seiner Selbstaussagen zum
Werk leite ich Thesen ab, die ich mittels computergestützter stilometrischer
Verfahren analysiere. Ziel ist es, eine Brücke zwischen einer computationellen
Analyse und menschlichen Lesarten zu schlagen, um so zu neuen Einsichten über
das literarische Werk des Autors zu gelangen. </p>
</argument>
<argument xml:lang="en">
<p>The subject of this article is the linking of a hypothesis-driven case study in
literary studies with the application of digital humanities methods. Primary
texts of the analysis are thirteen longer narrative texts by the
German-language contemporary author Uwe Timm (novels and novellas, a
<quote>legend</quote>). I derive hypotheses from one of his self-statements
about the work, which I analyze by means of computer-assisted stylometric
procedures. The aim is to build a bridge between a computational analysis and
human readings in order to arrive at new insights into the literary work of the
author. </p>
</argument>
</div>
<div type="chapter">
<head>1. Einleitung</head>
<p>Anlass dieser Fallstudie ist ein experimentelles Interesse an der Übertragbarkeit
quantitativ ausgerichteter computerphilologischer Methoden auf die
Erzähltextforschung. Aus methodologischer Perspektive ist diese Analyse ein
Beitrag zu einem Brückenschlag zwischen nicht-digitaler und computationeller<note
type="footnote"> Die Begriffe ›digital‹ und ›computationell‹ werden in diesem
Beitrag synonym und in dem Bewusstsein verwendet, dass Ansätze der Digital
Humanities sowohl mit als auch ohne Computer verfolgt werden können (vgl. <ref
type="bibliography" target="#viehhauser_humanities_2014">Viehhauser
2018</ref>). Konstitutiv sind dagegen mathematische, an Quantifizierbarkeit
ausgerichtete Vorgehensweisen (vgl. <ref type="bibliography"
target="#viehauser_humanities_2018">Viehhauser 2018</ref>) oder, anders
ausgedrückt, ein Fokus auf Daten und Algorithmen (vgl. <ref type="bibliography"
target="#gius_algorithmen_2021">Gius 2021</ref>).</note>
literaturwissenschaftliche Forschung. Ansätze zu einem solchen Brückenschlag
finden sich in der aktuellen Digital-Humanities-Forschung einige, z. B. bei <ref
type="bibliography" target="#underwood_horizons_2019">Ted Underwood 2019</ref>,
<ref type="bibliography" target="#piper_enumerations_2018">Andrew Piper
2018</ref>, <ref type="bibliography" target="#horstmann_kleymann_fragen_2019"
>Jan Horstmann und Rabea Kleymann 2019</ref> oder <ref type="bibliography"
target="#rissler-pipka_digialisierung_2018">Nanette Rißler-Pipka
2018</ref>.<note type="footnote"> Wie <ref type="bibliography"
target="#trilcke_fischer_Literaturwissenschaft_2018">Peer Trilcke und Frank
Fischer</ref> in <bibl>
<title type="desc">Literaturwissenschaft als Hackathon. Zur Praxeologie der
Digital Literary Studies und ihren epistemischen Dingen</title>
</bibl> (2018) herausgearbeitet haben, kann es bei solchen Brückenschlägen von
erheblichem Vorteil sein, genau zu definieren, was der Forschungsgegenstand im
Sinne eines epistemischen Dings einer Studie ist. Ebenso wie in den Fallstudien
von Trilcke / Fischer steht in der hier beschriebenen Studie kein Einzeltext,
sondern ein Textkorpus im Zentrum. Allerdings ist dieses Textkorpus
vergleichsweise klein und homogen, handelt es sich doch um ein Teilkorpus eines
Einzelwerkes eines Autors. Der Textumfang liegt absolut im Bereich dessen, was
in analog-literaturwissenschaftlicher Close-Reading-Methodik erschlossen werden
könnte und der Gegenstand ähnelt denen solcher Forschung stark. Genutzt wird
allerdings die Änderung der Perspektive, die die Praxeologie der Computational
Literary Studies mit sich bringt und die auch Trilcke / Fischer beschreiben.
Die betrachteten Texte bieten die Grundlage für Berechnungen, deren Ergebnisse
dann Grundlagen für Visualisierungen sind, die wiederum analysiert werden und
zu neuen Fragestellungen, neuen <quote>Fragwürdigkeiten</quote>, wie Trilcke /
Fischer es ausdrücken, führen können. Und dennoch: Diese Studie weicht von
üblichen Praktiken der Stilometrie wahrscheinlich ebenso sehr ab wie von
analog-literaturwissenschaftlicher Forschungspraxis und folgt dem Versuch einer
starken Rückbindung digital-literaturwissenschaftlicher Studien an
Fragestellungen und Thesen aus analog-literaturwissenschaftlicher Forschung zum
betrachteten Gegenstand, genauer der Gegenwartsliteraturforschung zu Uwe
Timm.</note> Inhaltlicher Ansatzpunkt sind die Selbstaussagen des
deutschsprachigen Gegenwartsautors Uwe Timm zu seinem Werk in einer seiner
Frankfurter Poetikvorlesungen<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#timm_anfang_2015a">Timm 2015a</ref>.</note>.
Aus diesen arbeite ich Thesen heraus, die die Experimente inhaltlich leiten,
sodass sich ein hermeneutisches Verfahren<note type="footnote"> In Anlehnung an
die im Projekt <ref target="https://heureclea.de/">heureCLÉA</ref> entwickelten
Ideen zum Zusammenwirken von Hermeneutik und Informatik in den digitalen
Literaturwissenschaften bzw. als deren Fortführung, da hier der Zwischenschritt
über hermeneutisches Markup entfällt (<ref type="bibliography"
target="#gius_jacke_informatik_2015">Gius / Jacke 2015</ref>).</note>
ergibt, das den Fokus der computationellen Analyse bestimmt. Dabei werden die
vorangestellten Hypothesen mit quantitativen Methoden erst experimentell verfolgt
und dann für weitergehende Interpretationen genutzt. Ein besonderer Fokus der
Analyse liegt auf den beiden Texten <bibl>
<title type="desc">Der Schlangenbaum</title>
</bibl> (nachfolgend <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> abgekürzt)<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#timm_schlangenbaum_1986">Timm
1986</ref>.</note> und <bibl>
<title type="desc">Der Mann auf dem Hochrad</title>
</bibl> (nachfolgend <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> abgekürzt)<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#timm_hochrad_1984">Timm 1984</ref>.</note>. </p>
<p>Der Workflow setzt sich zusammen aus Anwendungen des Methodenkonglomerats des
Stilometrietools <term type="dh">Stylo</term>
<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#eder_et_al_stylometry_2013">Eder / Kestemont
/ Rybicki 2013</ref>.</note> – ein Toolpackage des Statistikprogramms <term
type="dh">R</term> – sowie des Netzwerkvisualisierungstools <term type="dh"
>Gephi</term>
<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#bastian_et_al_gephi_2009">Bastian / Heymann /
Jacomy 2009</ref>.</note>. Dem <term type="dh"
>Distant-Reading</term>-Gedanken Franco Morettis<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#moretti_reading_2013a">Moretti 2013a</ref>.
Neben Morettis Ansätzen zu Distant Reading wird hier insbesondere auch die
Begriffsauslegung von Underwood zu Grunde gelegt, nach der Distant Reading ein
Modus der Interpretation ist (<ref type="bibliography"
target="#underwood_horizons_2019">Underwood 2019</ref>, S. 157). Die von
Underwood explizit gemachten <quote>Risiken</quote> des Distant Readings finden
ebenfalls Berücksichtigung (vgl. <ref type="bibliography"
target="#underwood_horizons_2019">Underwood 2019</ref>, S. 143–169.).</note>
folgend wurde das betrachtete Romanwerk vor der Analyse nicht gelesen.<note
type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#schruhl_objektumgangsnormen_2018">Friederike
Schruhl</ref> hat 2018 in <bibl>
<title type="desc">Objektumgangsnormen in der Literaturwissenschaft</title>
</bibl> darauf hingewiesen, dass Distant Reading weniger als Methode mit klar
umrissenem Analyseprogramm, sondern vielmehr als eine Form der
<quote>Objektumgangsnorm</quote> betrachtet werden kann. In diesem Sinne
wird der Begriff hier verwendet, um zu verdeutlichen, dass das Objekt dieser
Studie nicht komplett direkt gelesen und interpretiert wird, sondern dass
daraus generierte Daten und literaturwissenschaftliche Betrachtungen anderer
dazu (Second Hand Criticism) im Fokus stehen und nur einzelne Passagen einem
Close Reading unterzogen werden.</note> Die Distanz zum Gegenstand wird bewusst
gewählt, um den Kontext des Einzeltextes zu fokussieren; das relationale Gefüge zu
anderen Timm-Texten und poetologische Aspekte der Gegenwartsliteratur rücken in
den Mittelpunkt. Damit ist die vorliegende Fallstudie methodisch recht typisch für
die digital-literaturwissenschaftliche Forschung,<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#schruhl_objektumgangsnormen_2018">Schruhl
2018</ref>, S. 255.</note> geht aber ungewöhnlich tief in die Interpretation
einzelner Texte im Korpus hinein.<note type="footnote"> Die zum Teil eher geringe
Rolle der Interpretation in digital-literaturwissenschaftlichen
Forschungsprojekten beschreibt Evelyn Gius (im Erscheinen) anhand zweier
Beispielprojekte und führt sie darauf zurück, dass Interpretation als
Arbeitspraxis noch nicht ausreichend erforscht und beschrieben wurde, um
digitale Methoden und Tools dafür hervorzubringen.</note> Allein die Thesen zu
den Selbstaussagen des Autors und die computerphilologischen Experimente sollen zu
einem weitgehend unvoreingenommenen Ansatz (in Bezug auf die
literaturwissenschaftliche Analyse) der Interpretation hinleiten. Dieser Beitrag
beschreibt den Versuch, ein Korpus aus längeren Erzähltexten Uwe Timms anhand von
computerphilologischen Verfahren zu untersuchen. Zentral ist dabei die <term
type="dh">digitale Stilometrie</term>
<note type="footnote"> Eine Methodenbeschreibung der digitalen Stilometrie bietet
<ref type="bibliography" target="#horstmann_stilometrie_2018">Horstmann
2018</ref>.</note>, die von einer <term type="dh">Netzwerkanalyse</term>
<note type="footnote"> Mehr zur digitalen Netzwerkanalyse in <ref
type="bibliography" target="#schumacher_netzwerkanalyse_2018">Schumacher
2018</ref>.</note> komplettiert wird.</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>2. Uwe Timms Werk und Korpusgestaltung </head>
<p>Das schriftstellerische Werk Uwe Timms setzt sich zusammen aus Erzähltexten und
essayistischen Schriften. Unter den Erzähltexten finden sich kürzere Erzählungen,
Novellen und Romane für Erwachsene und Kinder, außerdem autobiografische bzw.
autofiktionale Texte. Die Forschung zu Uwe Timms Erzähltexten für Erwachsene
fokussiert häufig dessen Beitrag zur kollektiven Gedächtnisbildung<note
type="footnote"> Vgl. z. B. <ref type="bibliography"
target="#galli_wirklichkeit_2006">Galli 2006</ref>; <ref type="bibliography"
target="#albrecht_descriptions_2007">Albrecht 2007</ref>; <ref
type="bibliography" target="#galli_schuhkartons_2007">Galli 2007</ref>; <ref
type="bibliography" target="#schoell_anwesenheit_2007">Schöll 2007</ref>;
<ref type="bibliography" target="#alves_geistergespraeche_2010">Alves
2010</ref>; <ref type="bibliography" target="#germer_aesthetik_2012a">Germer
2012a</ref>, S. 17–48; <ref type="bibliography"
target="#germer_erzaehlstrategien_2012b">Germer 2012b</ref>; <ref
type="bibliography" target="#nicklas_erinnern_2015">Nicklas 2015</ref>; <ref
type="bibliography" target="#anuntkosol_inszenierung_2019">Anuntkosol
2019</ref>; <ref type="bibliography"
target="#jaeckel_oliveira_praesenz_2020">Jaeckel / Oliveira 2020</ref>, S.
27.</note> – insbesondere die Themen der nationalsozialistischen
(Familien-)Vergangenheit<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#fiedler_schweigen_2007">Fiedler 2007</ref>; <ref
type="bibliography" target="#hielscher_ns-geschichte_2007">Hielscher
2007</ref>, S. 91–102; <ref type="bibliography"
target="#germer_aesthetik_2012a">Germer 2012a</ref>, S. 49–54; <ref
type="bibliography" target="#jaeckel_oliveira_praesenz_2020">Jaeckel /
Oliveira 2020</ref>.</note>, der 1968er-Revolte<note type="footnote"> Vgl.
<ref type="bibliography" target="#kamya_studentenbewegung_2005">Kamya
2005</ref>, S. 15–17; <ref type="bibliography"
target="#germer_aesthetik_2012a">Germer 2012a</ref>, S. 95–136; <ref
type="bibliography" target="#anuntkosol_inszenierung_2019">Anuntkosol
2019</ref>, S. 28–35; <ref type="bibliography"
target="#gamelas_grenzen_2012">Gamelas 2012</ref>.</note>, und im späteren
Werk auch der Nachwendeerfahrungen<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#krause_trilogie_2009">Krause 2009</ref>.</note>
betreffend und zur postkolonialen Aufarbeitung von Fremdheitserfahrungen<note
type="footnote"> Vgl. z. B. <ref type="bibliography"
target="#kamya_studentenbewegung_2005">Kamya 2005</ref>, S. 99–148; <ref
type="bibliography" target="#douti_perspektiven_2011">Douti 2011</ref>; <ref
type="bibliography" target="#dunker_realismus_2012">Dunker 2012</ref>; <ref
type="bibliography" target="#germer_aesthetik_2012a">Germer 2012a</ref>, S.
137–186; <ref type="bibliography" target="#ritter_reproduktion_2014">Ritter
2014</ref>, S. 44–93.</note>. Dem folgend lassen sich die Erzähltexte Timms
in Familiengeschichten, 68er-Texte, Nachwendeerzählungen und postkoloniale
Narrative unterteilen. Autofiktionale Texte gehören meist in die erst- oder
zweitgenannte Kategorie, die (hauptsächlich) fiktionalen Erzähltexte gehören meist
zur Nachwende- oder postkolonialen Literatur. Allerdings sind Querbezüge im Werk
Uwe Timms so häufig, dass auch thematische Überkreuzungen nicht ausbleiben.<note
type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography" target="#schoell_chaos_2006"
>Schöll 2006</ref>, S. 138; <ref type="bibliography"
target="#parr_vernetzungen_2012">Parr 2012</ref>, S. 76.</note> Die
Erzählweise ist häufig nicht chronologisch,<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#nicklas_erinnern_2015">Nicklas 2015</ref>, S.
153.</note> was auch auf den in dieser Analyse näher betrachteten Roman <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> zutrifft,<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#nicklas_erinnern_2015">Nicklas 2015</ref>, S. 153.</note> nicht
jedoch auf den Roman <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl>, in dem chronologisch – wenn auch mit einigen Analepsen – erzählt
wird.<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#nicklas_erinnern_2015">Nicklas 2015</ref>, S. 222.</note>
</p>
<p>Timms essayistische Schriften reichen von politisch engagierten Betrachtungen im
Frühwerk zu poetologischen Erläuterungen im Spätwerk. In dieser Studie wird ein
poetologischer Text aus den Frankfurter Poetikvorlesungen zur Hypothesenbildung
herangezogen. Diesen Thesen nachgehend wird ein Primärkorpus aus 13 Erzähltexten
analysiert. Da Textlänge ein entscheidender Faktor für die angewendete Methodik
der digitalen Stilometrie ist,<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#lopez-escobedo_et_al_analysis_2013">López-Escobedo et al.
2013</ref>; <ref type="bibliography" target="#buettner_et_al_delta_2017"
>Büttner et al. 2017</ref>; <ref type="bibliography"
target="#karsdorf_et_al_humanities_2021">Karsdorp et al. 2021</ref>.</note>
wurden kürzere Erzählungen Timms nicht in das Korpus übernommen.<note
type="footnote"> Dieser Faktor sorgt selbst bei einem relativ homogenen Korpus
wie dem hier betrachteten für Verzerrungen. Zwischen dem kürzesten Text (<bibl>
<title type="desc">Freitisch</title>
</bibl> mit 23.065 Tokens) und dem längsten (<bibl>
<title type="desc">Kopfjäger</title>
</bibl> mit 109.385 Tokens) liegt eine breite Spanne. Allerdings handelt es
sich bei <bibl>
<title type="desc">Freitisch</title>
</bibl> um einen Ausreißer, der zweitkürzeste Text ist mehr als doppelt so
lang. Mögliche Verzerrungen werden bei der Interpretation der Daten
berücksichtigt. Statt eine Normalisierung der Textlänge vorzunehmen, wie sie z.
B. Karsdorp et al. (2021) durchführen (einbezogen werden Textfenster von
jeweils 10.000 Tokens), wird Textlänge hier als kompositorische Facette des
Stils interpretiert, die die stilometrischen Ergebnisse ruhig beeinflussen
darf.</note> Aufgrund der Genredifferenzen<note type="footnote"> Diese wirken
sich erheblich auf stilometrische Untersuchungen aus (vgl. <ref
type="bibliography" target="#buettner_et_al_delta_2017">Büttner et al.
2017</ref>; <ref type="bibliography"
target="#rissler-pipka_digialisierung_2018">Rißler-Pipka 2018</ref>).</note>
sind auch die Erzähltexte für Kinder und die unmittelbar autofiktionalen Texte
nicht im Primärkorpus enthalten. Da der Übergang vom autofiktionalen zum
fiktionalen Erzählen bei Uwe Timm häufig fließend ist<note type="footnote"> Vgl.
<ref type="bibliography" target="#nicklas_erinnern_2015">Nicklas 2015</ref>,
S. 70.</note> und Figuren und Begebenheiten in fiktionalen Werken
autobiografische Ursprünge haben können<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#nicklas_erinnern_2015">Nicklas 2015</ref>, S.
71.</note>, wird die Grenze so gesetzt, dass Texte, die vom direkten familiären
Umfeld des Autors zu erzählen scheinen, nicht mit einbezogen werden, <bibl>
<title type="desc">Am Beispiel meines Bruders</title>
</bibl>, <bibl>
<title type="desc">Der Freund und der Fremde und Römische
Aufzeichnungen</title>
</bibl>
<note type="footnote"> Nicklas bezeichnet diese drei Werke als <quote>stark
autobiografisch</quote> und schreibt ihnen einen anderen
Fiktionalisierungsgrad als den anderen Texten Timms zu (vgl. <ref
type="bibliography" target="#nicklas_erinnern_2015">Nicklas 2015</ref>, S.
80). Sie grenzt diese Texte von den ebenfalls autofiktionalen, aber stärker
fiktionalisierten Texten <bibl>
<title type="desc">Die Entdeckung der Currywurst</title>
</bibl> und <bibl>
<title type="desc">Der Mann auf dem Hochrad</title>
</bibl> ab (vgl. <ref type="bibliography" target="#nicklas_erinnern_2015"
>Nicklas 2015</ref>, S. 81), die Teil des in dieser Studie betrachteten
Korpus sind.</note> wurden deshalb nicht in das hier betrachtete Korpus
übernommen. Handelt es sich um Erzähltexte, in denen ein erweitertes familiäres
Umfeld im Zentrum steht wie z. B. die Geschichte des Onkels in <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl>, so werden die Texte in das betrachtete Korpus integriert. </p>
<div type="subchapter">
<head>2.1 Zwei Romane aus einem »Energiegebräu«</head>
<p>Die beiden Romane <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> und <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> stehen hier im Fokus der Betrachtung, da Timm innerhalb einer seiner
Frankfurter Poetikvorlesungen von deren besonderer Entstehungsgeschichte
berichtet hat. Im Gegensatz zu den Erzähltexten im in dieser Analyse
betrachteten Korpus gehören die Poetikvorlesungen zu Uwe Timms essayistischem
Werk, genauer zu einer Reihe von poetologischen Betrachtungen, wie er sie seit
den 1990er-Jahren zunehmend verfasste.<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#galli_gramsci_2012">Galli 2012</ref>, S.
19.</note> Die Frankfurter Poetikvorlesungen Uwe Timms fallen in eine Phase
essayistischen Schaffens, in der Timm im Gegensatz zu früheren Schriften
weniger politisch schreibt und eher eine historisch geprägte Ästhetik des
Alltags in den Blick nimmt.<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#galli_gramsci_2012">Galli 2012</ref>, S. 19; <ref
type="bibliography" target="#schoell_autor_2012">Schöll 2012</ref>, S.
30.</note> Zentral ist eine Passage aus den Poetikvorlesungen, in der Timm
die Entstehungsgeschichte der Romane <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> und <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> beschreibt. Noch bevor er <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> – die Geschichte eines Ingenieurs, der in Südamerika an einem
architektonischen Projekt arbeitet und daran scheitert – zu Ende schreiben
konnte, überfiel ihn eine für ihn untypische Schreibhemmung. Diese verschwand
erst, als er die Arbeit an diesem Werk unterbrach, um <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> zu schreiben. In diesem Roman erzählt Uwe Timm die Geschichte seines
Onkels, der als Vorreiter technischen Fortschritts Hochrad fuhr, nur um später
den Trend zum Zweirad zu verpassen. Der Autor selbst beschreibt diese besondere
Verbindung der beiden Romane folgendermaßen:</p>
<p>
<quote type="grosszitat">So trieb mich dieser Onkel voran und verdrängte den
scheiternden Ingenieur aus dem ›Schlangenbaum‹. Erst viel später wurde mir
bewusst, dass dieses Energiegebräu, aus dem beide Figuren hervorgegangen
waren, dieselbe Materie bildete. Ich hatte mich der Thematik des
Fortschritts von einer anderen Seite genähert, war in die Geschichte, auch
in meine eigene Geschichte eingetaucht, um die Probleme, die mich am
Weiterschreiben des ›Schlangenbaums‹ hinderten, in einer früheren
Zeitschicht aufzuspüren. So ist es denn auch erklärlich, dass ich nach
Beendigung der Coburger Legende für die Wiederaufnahme der
lateinamerikanischen Apokalypse bereit war.</quote>
<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#timm_anfang_2015a">Timm 2015a</ref>, S.
45.</note>
</p>
<p>Timm berichtet zunächst einmal, dass eine Nähe zwischen den beiden Romanen
besteht. Wie diese gestaltet ist, drückt er vage und geradezu poetisierend aus,
indem er von einem <quote>Energiegebräu</quote> spricht und davon, dass die
Protagonisten aus derselben <quote>Materie</quote> gemacht seien. Nun lässt
sich diese Aussage zweifelsohne mehrdeutig interpretieren. Möglicherweise
spricht der Autor hier von seiner Motivation oder gar von der Stimmung, die ihn
beim Schreiben geleitet hat. In einer vorangehenden Passage beschreibt Timm das
<quote>Energiegebräu</quote> entsprechend auch als vorsprachlich. Die
Energie bringe die Sprache und diese dann wiederum die Idee hervor.<note
type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography" target="#timm_anfang_2015a"
>Timm 2015a</ref>, S. 37.</note> Wenn also Ideen durch Sprache aus dieser
Energie entstehen, so kann Timms Aussage auch so interpretiert werden, dass die
Figuren von denen er spricht, über Sprache identifizierbar sind. Denn wie die
Ideen sind sie Resultat eines Konkretisierungsprozesses des beinahe schon
alchemistisch anmutenden <quote>Gebräus</quote>. An anderer Stelle spricht Timm
außerdem von Sprache als Werkzeug und mehr noch davon, dass Sprache das gesamte
Sein des Menschen bestimme.<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#timm_anfang_2015b">Timm 2015b</ref>, Position 372.</note> Die
essayistischen Schriften Timms sind bereits mehrfach Gegenstand
literaturwissenschaftlicher Betrachtungen geworden, gelten gegenüber dem
literarischen Werk aber als weniger erforscht bzw. sogar als
vernachlässigt.<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#galli_wirklichkeit_2006">Galli 2012</ref>, S. 18.</note> In <bibl>
<title type="desc">Die Inszenierung von Autorschaft bei Uwe Timm</title>
</bibl> legt Nantana Anuntkosol dar, dass hier alltägliche, natürliche Sprache
verändert, literarisiert, aus der Distanz betrachtet und somit spielerisch
umgeformt wird.<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#anuntkosol_inszenierung_2019">Anuntkosol 2019</ref>, S.
176–179.</note> Kerstin Germer betont in <bibl>
<title type="desc">(Ent-)Mythologisierung deutscher Geschichte. Uwe Timms
narrative Ästhetik</title>
</bibl> die Ähnlichkeit von Timms Beschreibungen der schriftstellerischen
Arbeit mit einem göttlichen Schöpfungsakt, der allerdings durch die bloße
Fiktionalität des Dargestellten gebrochen wird.<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#germer_aesthetik_2012a">Germer 2012a</ref>,
S. 232–233.</note> Und dennoch: Aus Sprache wird im Schreibprozess etwas
erschaffen, auch wenn der Schaffensprozess zwischen schwer greifbarem
Inspirationsgeschehen und bloßem Handwerk changiert. Auch hier wird deutlich,
dass Sprache zum bewusst als solchem wahrgenommenen Material der Timmschen
Texte wird. So frage ich hier, ob die gemeinsame Entstehungsgeschichte der
Erzähltexte <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> und <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> sprachlich nachweisbar ist.</p>
</div>
<div type="subchapter">
<head>2.2 Hypothesen</head>
<p>Timm konkretisiert seine Feststellung über die gemeinsame Energie der beiden
Texte, indem er von der Thematik des Fortschritts spricht, die in beiden
Romanen eine Rolle spielt. Auch das Thema eines Romans setzt sich letztendlich
aus dem verwendeten Material und damit aus Sprache zusammen. So ist hier die
gleiche Frage von Interesse, nämlich, wie sich das Thema sprachlich
niederschlägt und ob es mit quantitativen Methoden messbar ist. Diese Fragen
liegen auch den Arbeitshypothesen zugrunde, die ich zum Ausgangspunkt der
Analyse mache. Die interpretatorische Annäherung an Timms Selbstaussagen wird
mittels dieser Thesen so operationalisiert,<note type="footnote"> Zur Bedeutung
von Operationalisierung für die digitalen Literaturwissenschaften, vgl.
Moretti 2015.</note> dass sie mit den gewählten Tools weiter verfolgt werden
kann.</p>
<p> Ich lege den Betrachtungen die folgenden beiden Arbeitshypothesen zugrunde,
die die inhaltliche Interpretation auf Basis der computerphilologischen Analyse
leiten: </p>
<list type="ordered">
<item>Die von Timm beschriebene Nähe der beiden Texte <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> und <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> manifestiert sich in einem ähnlichen Sprachmaterial, was
stilometrisch berechnet und ausgewertet werden kann.</item>
<item>Thematisch kreisen beide Werke um den technischen Fortschritt, was sich
ebenfalls im Wortmaterial niederschlägt.</item>
</list>
<p>Das Erkenntnisinteresse der Fallstudie ist zweigeteilt. Im methodischen
Schwerpunkt prüfe ich vor allem beispielhaft das Toolpackage Stylo für das
Statistikprogramm R für die hypothesengeleitete Untersuchung des Erzählwerks
eines einzelnen Gegenwartsautors. Inhaltlich ist die Frage von Interesse, wie
das Werk Uwe Timms konstruiert ist, welche Position die beiden fokussierten
Romane darin einnehmen und welche Besonderheiten das genutzte Sprachmaterial
kennzeichnen. Die von der computationellen Analyse aufgezeigten Phänomene
werden im Abgleich mit der bisherigen (analogen) Forschung zu Uwe Timms
Erzählwerk interpretiert. Auf diese Weise verbindet diese Studie
computationelle mit nicht-digitalen literaturwissenschaftlichen Ansätzen und
zeigt, inwiefern eine solche Verbindung fruchtbar gemacht werden und zu neuen
Erkenntnissen führen kann. Es gehört zum experimentellen Charakter dieser
Fallstudie, dass die betrachteten Texte nicht vorab gelesen werden. Allein der
poetologische Text des Autors und die Ergebnisse der Experimente in R sollen
die Analyse lenken. </p>
</div>
</div>
<div type="chapter">
<head>3. Eine Frage des Stils – Methodik</head>
<p>Die zu Grunde gelegte Interpretation von Timms Selbstaussage legt nahe, dass es
möglich ist, diese Fallstudie als eine stilometrische<note type="footnote"> Einen
kurzen Abriss der Geschichte der digitalen Stilometrie bieten <ref
type="bibliography" target="#holmes_kardos_author_2003">Holmes / Kardos
2003</ref>.</note> Analyse durchzuführen. Dabei muss allerdings
berücksichtigt werden, dass diese Art der Anwendung stilometrischer Tools eher
ungewöhnlich und noch selten ist.<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#krautter_attribution_2018">Krautter 2018</ref>,
S. 297.</note> Zwar wurde das Stylo-Package für R bereits zur Analyse von
Werken eines einzelnen Autors genutzt<note type="footnote"> Beispiele hierfür sind
die Fallstudie zur Genreklassifikation von <ref type="bibliography"
target="#lauer_jannidis_burrows_2014">Lauer / Jannidis 2014</ref>, S. 38–39
und die Untersuchung zu Goethe von <ref type="bibliography"
target="#horstmann_kleymann_fragen_2019">Horstmann / Kleymann
2019</ref>.</note> oder auch um die Zusammenarbeit zweier Autor*innen näher zu
betrachten<note type="footnote"> Ein Beispiel für eine solche Analyse bietet
<ref type="bibliography" target="#barth_hauptmann_2018">Florian Barth</ref>
in <bibl>
<title type="desc">Zwischen Elisabeth Hauptmann und Bertolt Brecht:
Stilometrische Studien einer Zusammenarbeit </title>
</bibl>(2018). Zwei ähnliche Fallstudien habe ich selbst auf meinem Blog
beschrieben, eine zu Ähnlichkeiten im Wortmaterial von Lou Andreas-Salomé und
Friedrich Nietzsche (vgl. <ref type="bibliography"
target="#schumacher_freundschaft_2019a">Schumacher 2019a</ref>) und eine zu
Andreas-Salomé und Rainer Maria Rilke (vgl. <ref type="bibliography"
target="#schumacher_rilke_2019b">Schumacher 2019b</ref>). </note>.
Bekanntestes und wahrscheinlich erfolgreichstes Anwendungsfeld ist aber die
Autorschaftsattribution.<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#schoech_corneille_2014">Schöch 2014</ref>, S. 134; <ref
type="bibliography" target="#karsdorf_et_al_humanities_2021">Karsdorp et al.
2021</ref>.</note> Darüber hinaus wurde in der digitalen Stilometrie mit
Hilfe des Programms R bereits getestet, ob sich Stilmerkmale nicht nur für
einzelne Autor*innen, sondern auch für Genres, Zeitabschnitte oder nach dem
Geschlecht der*des Schreibenden differenzieren lassen.<note type="footnote"> Vgl.
<ref type="bibliography" target="#jockers_macroanalysis_2013">Jockers
2013</ref>, S. 47–48.; <ref type="bibliography"
target="#lauer_jannidis_burrows_2014">Lauer / Jannidis 2014</ref>.</note>
Auch die Frage nach spezifischem Figurenstil wurde bereits mithilfe
stilometrischer Analysen betrachtet.<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#krautter_figurenstil_2020">Krautter
2020</ref>.</note> Erstaunliche Resultate zeigen außerdem Studien, die die
Stilometrie auf die Übersetzungsforschung anwenden.<note type="footnote"> Vgl. z.
B. <ref type="bibliography" target="#rybicki_et_al_2013">Rybicki et al.
2013</ref>.</note>
</p>
<p>Bei einem versuchten Brückenschlag zwischen computationellen und analogen
Literaturwissenschaften wie diesem muss erwähnt werden, dass der Begriff ›Stil‹
eigentlich mehr umfasst als die statistisch auswertbaren Features, die in
digitalen Stilometrie-Tools implementiert sind. <quote>Stil ist eine komplexe
Zusammenkunft von zählbaren und durch Interpretation bestimmten
Elementen</quote>
<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#rissler-pipka_digialisierung_2018"
>Rißler-Pipka 2017</ref>.</note>, stellt Nanette Rißler-Pipka in <bibl>
<title type="desc">Die Digitalisierung des goldenen Zeitalters –
Editionsproblematik und stilometrische Autorschaftsattribution am Beispiel
des Quijote</title>
</bibl> fest. Eine genauere Begriffsbestimmung, die sowohl traditionell
literaturwissenschaftliche als auch linguistische und stilometrische Aspekte
berücksichtigt, findet sich bei Fotis Jannidis.<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#jannidis_autor_2014">Jannidis 2014</ref>, S.
173–177.</note> Aus einem historischen Überblick von
literaturwissenschaftlichen Traditionen der Begriffsbestimmung seit 1945 in
Deutschland, den Niederlanden und Frankreich entwickeln Julia Berenike Herrmann,
Karina van Dalen-Oskam und Christof Schöch<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#hermann_et_al_style_2015">Herrmann et al.
2015</ref>.</note> eine neue Definition für den Stilbegriff, die eine
Operationalisierung im Hinblick auf computationelle Analysen erlaubt und darum
hier leitend sein soll: <quote>Style is a property of texts constituted by an
ensemble of formal features which can be observed quantitatively or
qualitatively.</quote> Ein deutlicher Perspektivwechsel zwischen
literaturwissenschaftlicher Stilistik und digitaler Stilometrie besteht darin,
dass erstere eher bewusst eingesetzte stilistische Merkmale wie z. B. rhetorische
Mittel in den Blick nimmt, während letztere den Blick auf höchstwahrscheinlich
unbewusst genutzte stilistische Merkmale lenkt.<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#kestemont_function_2014">Kestemont 2014, S.
60</ref>; <ref type="bibliography" target="#jannidis_autor_2014">Jannidis
2014</ref>, S. 189.</note> Damit geht einher, dass digitale Stilometrie eher
häufig vorkommende Phänomene einbezieht, während analog-hermeneutische Studien
eher selten vorkommende und dadurch herausstechende Phänomene fokussiert.<note
type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#hermann_et_al_style_2015">Herrmann et al. 2015</ref>, S. 47.</note>
Ein ganz entscheidender Aspekt der neuen Perspektive ist außerdem der relationale
Ansatz der digitalen Stilometrie; der Stil eines Textes wird im Hinblick auf einen
Referenztext oder ein Referenzkorpus betrachtet.<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#hermann_et_al_style_2015">Herrmann et al.
2015</ref>, S. 40.</note> Der Einzeltext steht also nie für sich allein,
bzw. seine stilistischen Merkmale können nicht in einer Einzelbetrachtung
herausgearbeitet werden. Stattdessen werden Merkmale eines (oder mehrerer) Texte
in Relation zu anderen gemessen.<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#weitin_et_al_auslegen_2016">Weitin et al.
2016</ref>, S. 104.</note> Im Zentrum stehen die häufigsten Wörter, bei
denen es sich meist um Funktionswörter handelt.<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#kestemont_function_2014">Kestemont
2014</ref>.</note> Obwohl die häufigsten der zählbaren Elemente des Stils, die
ein Konglomerat verschiedener stilistischer Marker bilden<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#burrows_delta_2002">Burrows 2002</ref>, S.
268 und <ref type="bibliography" target="#eder_style-markers_2011">Eder
2011</ref> bezeichnen dieses Konglomerat der stilistischen Marker noch als
eine Art Fingerabdruck, diese Metapher gilt aber mittlerweile als überholt
(vgl. <ref type="bibliography" target="#jannidis_autor_2014">Jannidis
2014</ref>, S. 183; <ref type="bibliography"
target="#weitin_et_al_auslegen_2016">Weitin et al. 2016</ref>, S. 109), da
sie den Eindruck erweckt, es gäbe einzigartige, individuelle
Merkmalskombinationen, die zweifelsfrei auf eine*n Autor*in schließen lassen
(vgl. <ref type="bibliography" target="#jannidis_autor_2014">Jannidis
2014</ref>, S. 183).</note>, nach wie vor das sicherste Clustering erlauben,
zeigen die vielversprechenden Ergebnisse davon abweichender Studien, dass das
Potenzial digitaler Stilometrie möglicherweise noch nicht vollends erschöpft ist.
Hier wird nun also der Versuch unternommen, digitale und analoge Betrachtungen von
Stil zusammen zu führen, von der Attribution (sei es nach Autor*in, Übersetzer*in,
Genre oder Zeitabschnitt) zu lösen, auf das Werk eines einzelnen Autors anzuwenden
und so für die interpretationsgeleitete Literaturwissenschaft nutzbar zu
machen.</p>
<p>Häufig wird die Stärke computationeller Ansätze gerade darin gesehen, größere
Textmengen in den Blick nehmen zu können, als das in der Anwendung analoger
Verfahren wie z. B. im <term type="dh">Close Reading</term> möglich wäre.<note
type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography" target="#kuhn_textanalyse_2018"
>Kuhn 2018</ref>; <ref type="bibliography"
target="#schruhl_objektumgangsnormen_2018">Schruhl 2018</ref>.</note> Hier
wird aber ein Korpus von nur 13 Erzähltexten betrachtet, eine Textmenge, die
durchaus auch ohne den Computer als Hilfsmittel gelesen werden kann. Ziel ist also
nicht die Ausweitung der in den Blick genommenen Texte, sondern eine dezidiert
computationelle Perspektive<note type="footnote"> Das Vorgehen entspricht dem, was
Weitin et al. 2016 einfordern, nämlich einem <quote>je an der konkreten
Fragestellung orientierte[n] mixed-methods-Ansatz, der sich bewusst darüber
ist, welche Verfahren aus beiden Bereichen er einsetzt</quote> (S. 112) und
folgt einem ähnlichen Workflow wie dem von <ref type="bibliography"
target="#weitin_et_al_auslegen_2016">Weitin et al. 2016</ref>, S. 113,
vorgeschlagenen (unter Exklusion der vorangehenden Primärtextlektüre). Ein
ähnliches Vorgehen in den (digitalen) Geschichtswissenschaften beschreibt Silke
Schwandt in <bibl>
<title type="desc">Digital Humanities in Practice </title>
</bibl>für das Projekt <term type="figure">Practices of Comparing</term>.
Ausgangspunkt ist das fachwissenschaftliche Forschungsinteresse, die Methoden
und Tools der digitalen Geisteswissenschaften werden nicht zum Selbstzweck oder
zur methodologischen Weiterentwicklung genutzt, sondern danach bewertet, ob sie
dazu dienen können, diesem Fachinteresse näher zu kommen (vgl. <ref
type="bibliography" target="#schwandt_humanities_2021">Schwandt 2021</ref>,
S. 10–13).</note> einzunehmen, die genutzt wird, um den Blick selbst zu
verändern. Hierbei geht es um die Grundidee, dass Texte als Datenmaterial
betrachtet werden können und, dass computergestützte Experimente Phänomene
aufzeigen können, die beim Close Reading nicht augenscheinlich werden oder, wie
Jonas Kuhn es in <bibl>
<title type="desc">Computerlinguistische Textanalyse in der
Literaturwissenschaft? Oder: The Importance of Being Earnest</title>
</bibl> ausdrückt, zumindest <quote>mit bloßem Auge schwer zu erkennen
sind</quote>
<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#kuhn_textanalyse_2018">Kuhn 2018</ref>, S.
18.</note>. Statt ergebnisoffen ein gegebenes Korpus zu untersuchen, möchte ich
die traditionelle literaturwissenschaftliche Herangehensweise beibehalten. Um zu
vermeiden, dass die versuchte Annäherung der digitalen Geisteswissenschaften an
die analoge literaturwissenschaftliche Forschung eine rein methodische
bleibt,<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#krautter_attribution_2018">Krautter 2018</ref>, S. 308.</note>
werden alle mithilfe der computationellen Methodik entwickelten
Interpretationsansätze zur traditionellen Timm-Forschung zurückgeführt; die
Interpretation der computationell erstellten Datenbasis wird mit menschlichen
Lesarten abgeglichen. Auf diese Weise wird das digital unterstützte Distant
Reading mit einer analogen Form des Distant Readings, eines Lesens über ein
Textkorpus oder <term type="dh">Second Hand Criticism</term>, ergänzt.<note
type="footnote"> Beides wird vom Distant-Reading-Begriff nach <ref
type="bibliography" target="#moretti_reading_2013a">Moretti 2013a</ref>
abgedeckt.</note>
</p>
<p>Ausgehend von den beiden aus den Aussagen des Autors abgeleiteten Vorannahmen wird
dieses Ziel im Folgenden in fünf Verfahrensschritten verfolgt:</p>
<list type="ordered">
<item>Das Uwe-Timm-Korpus wird mittels einer Clusteranalyse stilometrisch
untersucht. Hierbei wird anhand von Worthäufigkeiten errechnet, welche Texte
innerhalb des Gesamtwerkes eine besondere stilistische Nähe aufweisen bzw. ob
überhaupt Besonderheiten der stilistischen Nähe auftreten, wenn lediglich das
Werk eines einzelnen Autors betrachtet wird.</item>
<item>Die beiden hauptsächlich betrachteten Romane werden in einer Netzwerkanalyse
innerhalb des Gesamtwerkes verortet. Hier wird insbesondere in den Blick
genommen, ob die beiden Erzähltexte eine augenscheinliche stilistische Nähe
aufweisen und ob es weitere Texte gibt, die zu den beiden im Zentrum der
Untersuchung stehenden in besonderer stilistischer Nähe stehen.</item>
<item>Mithilfe des <term type="dh">Rolling-Delta-Verfahrens</term> wird
betrachtet, ob innerhalb des Werks <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> die besondere Nähe einzelner Passagen zu <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> nachgewiesen werden kann.</item>
<item>Mithilfe von Zeta-Berechnungen werden die in der Schlusspassage von <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> – beginnend mit der während der Rolling-Delta-Analyse als
hervorstechend ausgemachten Position – im Vergleich zum Rest des Textes
bevorzugten Wörter ausfindig gemacht und analysiert.</item>
<item>Ausgehend von den Ergebnissen wird ein interpretatorischer Schritt zurück in
eine Textstelle unternommen, die von den computergestützten Verfahren als
herausragend markiert wurde, um so zu einer eigenen Lesart zu gelangen.</item>
</list>
<div type="subchapter">
<head>3.1 Methodenkritik </head>
<p>Die angewandte Methodik bringt einige Besonderheiten mit sich, die bei einer
Analyse wie der vorliegenden stets mitgedacht werden sollten. Das Hauptproblem
digitaler Stilometrie liegt darin, dass bisher keine standardisierten
Vorgehensweisen definiert werden konnten, die übergreifend für stilometrische
Analysen gelten.<note type="footnote"> Für stilometrische Analysen zur
Autorschaftsattribution bietet sich eine korpusbasierte
Parameter-Optimierung (vgl. <ref type="bibliography"
target="#schoech_corneille_2014">Schöch 2014</ref>, S. 142) an, bei der
zunächst mit einem unstrittigen Korpus die Zuordnung so lange getestet wird,
bis sie optimal funktioniert. Die für die optimale Zuordnung genutzten
Parameter können dann für strittigere Korpora genutzt werden. Dieses
Verfahren wird auch von Rißler-Pipka angewendet (vgl. <ref
type="bibliography" target="#rissler-pipka_digialisierung_2018"
>Rißler-Pipka 2018</ref>), ist aber für die hier vorliegende Analyse nur
bedingt geeignet, da es sich nicht um eine Attributionsaufgabe handelt.
Dennoch messe ich hier die in den ersten Analysen gewählten Parameter daran,
ob sie Ergebnisse zeigen, die von der Timm-Forschung bestätigt werden können
(siehe <ref type="intern" target="#hd10"/>Abschnitt 4), um das Verfahren
bestmöglich zu imitieren.</note> Stattdessen muss das Setting – die
Korpuserstellung, die Wahl von Autorschaftssignal, Distanzmaß und weiteren
Parametern und die Auswahl der Visualisierungen – jeweils auf die spezifische
Analyse abgestimmt werden.<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#jannidis_autor_2014">Jannidis 2014</ref>, S. 183; <ref
type="bibliography" target="#krautter_attribution_2018">Krautter
2018</ref>, S. 299.</note> Andreas Büttner et al. zeigen in <bibl>
<title type="desc">»Delta« in der stilometrischen
Autorschaftsattribution</title>
</bibl>, dass <term type="dh">Burrowsʼ Delta</term>
<note type="footnote"> Eingeführt in <ref type="bibliography"
target="#burrows_delta_2002">Burrows 2002</ref>.</note> ein gut
funktionierendes Distanzmaß ist, und dass auch einige seiner Variationen wie z.
B. <term type="dh">Euclidean Delta</term> keine Verbesserung der
stilometrischen Ergebnisse mit sich bringen konnten.<note type="footnote"> Vgl.
<ref type="bibliography" target="#buettner_et_al_delta_2017">Büttner et
al. 2017</ref>.</note> Die einzige Delta-Erweiterung, die eine
Verbesserung der Attribution bewirkt hat, ist <term type="dh">Kosinus
Delta</term>.<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#buettner_et_al_delta_2017">Büttner et al. 2017</ref>.</note> Aus
Gründen der Einheitlichkeit wird in dieser Studie aber das Classic Burrows’
Delta eingesetzt, da Kosinus Delta im verwendeten Toolpackage Stylo nicht für
alle genutzten Funktionalitäten zur Verfügung steht.<note type="footnote">
Diese Entscheidung wurde allerdings nicht ohne vorhergehende Tests
getroffen. Eine Clusteranalyse des Gesamtwerkes mit Kosinus Delta zeigt zwar
leicht abweichende Ergebnisse von der mit dem klassischen Burrows’ Delta,
diese sind aber relativ gering und beeinflussen die Grundtendenzen, die die
Basis der Interpretation bilden, nicht.</note>
</p>
<p>Einer der wichtigsten Parameter digital-stilometrischer Untersuchungen ist die
Anzahl der häufigsten Wörter (<term type="dh">Most Frequent Words –
MFW</term>). Wie viele Wörter für eine stilometrische Untersuchung angemessen
sind, dafür gibt es keine universelle Lösung.<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#schoech_corneille_2014">Schöch 2014</ref>,
S. 136f.; <ref type="bibliography" target="#lauer_jannidis_burrows_2014"
>Lauer / Jannidis 2014</ref>, S. 32.</note> Es hat sich aber gezeigt,
dass die Qualität der Attribution im Allgemeinen abnimmt, wenn zu viele der
häufigsten Wörter in die Untersuchung einbezogen werden.<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#buettner_et_al_delta_2017">Büttner et al.
2017</ref>.</note> Ab wie vielen MFW dieser Effekt eintritt, ist
allerdings wiederum vom Studiendesign abhängig. In einer Fallstudie zur
Autorschaftsattribution bei mittelhochdeutschen Texten erwiesen sich z. B. die
400 bis 800 MFW als optimal, bei einer Übersetzerattribution lateinischer Texte
aus dem gleichen zeitlichen Zusammenhang nimmt die Qualität der Zuordnung
bereits nach 500 MFW deutlich ab.<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#buettner_et_al_delta_2017">Büttner et al.
2017</ref>.</note> Rißler-Pipka berichtet hingegen von einer
stilometrischen Studie eines spanischsprachigen Korpus, bei der die Attribution
bei 100 bis 5000 MFW konstant gute Ergebnisse zeigte.<note type="footnote">
Vgl. <ref type="bibliography" target="#rissler-pipka_digialisierung_2018"
>Rißler-Pipka 2018</ref>.</note> Die Tücke bei der Gestaltung eines
angemessenen Untersuchungssettings liegt also darin, nicht leichtfertig die auf
den ersten Blick am plausibelsten erscheinende Analyse auszuwählen und andere
Settings außer Acht zu lassen, was im Allgemeinen als Gefahr des Rosinenpickens
(<term type="dh">Cherry Picking</term>) bezeichnet wird.<note
type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#krautter_attribution_2018">Krautter 2018</ref>, S. 298.</note>
Nach Joseph Rudman gibt es in der digitalen Autorschaftsattribution sechs
unterschiedliche Arten des Rosinenpickens.<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#rudman_picking_2003">Rudman
2003</ref>.</note> Nicht alle davon sind für diese Studie gleichermaßen
relevant. Von besonderer Bedeutung sind die Wahl der Textbasis, des
Autorschaftssignals und der Visualisierungen der Ergebnisse, die am Ende zur
Basis der Interpretation werden. Diesen, ebenso wie den für diese Studie
weniger bedeutsamen Ausprägungen des Cherry Pickings, versuche ich mit steter
Cross-Validierung der Analysen durch solche mit veränderten Parametern zu
begegnen. Aus diesem Grunde habe ich sämtliche der vorgestellten Analysen immer
mehrmals mit unterschiedlichen Parametern ausgeführt. In diesem Artikel werden
nur diejenigen Phänomene vorgestellt, die entweder einen Kompromiss zwischen
den im Hintergrund durchgeführten Einzelberechnungen bilden oder deren
Ergebnisse über eine Vielzahl von Rechendurchgängen konstant blieben. Die
Auswahl bleibt trotzdem eine subjektive, die im engen Zusammenhang mit der
Interpretation der Daten steht.</p>
</div>
<div type="subchapter">
<head>3.2 Technische Aspekte der Korpuserstellung</head>
<p>Es wurde von Forschenden der digitalen Stilometrie inzwischen mehrfach darauf
hingewiesen, dass es durchaus von Bedeutung sein kann, wie das Korpus erstellt
wurde, welches die Datengrundlage für eine Analyse bildet.<note type="footnote"
> Vgl. z. B. <ref type="bibliography" target="#rudman_picking_2003">Rudman
2003</ref>; <ref type="bibliography" target="#eder_corpus_2013">Eder
2013</ref>.</note> Rudman weist vor allem darauf hin, dass kritische und
kommentierte digitale Editionen Analysen durch zusätzliches Textmaterial,
welches nicht vom Autor stammt, unscharf werden lassen.<note type="footnote">
Vgl. <ref type="bibliography" target="#rudman_picking_2003">Rudman
2003</ref>.</note> Maciej Eder hingegen hat in einer systematischen Reihe
von Experimenten gezeigt, dass Digitalisierungsfehler für die deutsche Sprache
die Ergebnisse computergestützter Analysen erst dann signifikant beeinflussen,
wenn sehr lange Listen der häufigsten Wörter betrachtet werden.<note
type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography" target="#der_corpus_2013"
>Eder 2013</ref>.</note>
</p>
<p>Für die hier vorgestellte Fallstudie bildet eine eigene Digitalisierung der
lieferbaren Ausgaben von Uwe Timms Erzähltexten die Datengrundlage. Eine
kritische Edition gibt es derzeit nicht. Um in erster Linie durch die OCR
Erkennung verursachte Rechtschreibfehler zu korrigieren, wurden die digitalen
Versionen je zweifach und unabhängig voneinander Korrektur gelesen. Dennoch
konnten Digitalisierungsfehler nicht gänzlich vermieden werden. Da die hier
betrachteten Frequenzlisten bis zu 1.000 Wörter lang sind, müssen Eders
Ergebnisse in die Betrachtungen einbezogen werden. Darum wurde die
Frequenztabelle manuell auf Editionsfehler überprüft. Diese treten tatsächlich
über das Korpus verteilt relativ gleichmäßig auf. Dies verbessert zwar die
Vergleichbarkeit, merzt das Problem aber nicht vollends aus. Da es hier
allerdings nicht um die Zuordnung von Texten zu einem Autor geht, sondern
lediglich um Tendenzen der Nähe und Distanz unterschiedlicher Erzähltexte in
einem Gesamtwerk, sind diese Messungenauigkeiten weniger relevant als im
klassischen Gebrauch der angewandten Tools und wurden darum in Kauf genommen.
</p>
</div>
<div type="subchapter">
<head>3.3 Wahl des Autorschaftssignals</head>
<p>In der Stilometrie hat sich gezeigt, dass Analysen der häufigsten Wörter,
trotzdem diese zumeist ohne Signifikanz sind, für das Autorschaftssignal sehr
gute Ergebnisse erzielen. Zwar hat Eder<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#eder_style-markers_2011">Eder
2011</ref>.</note> gezeigt, dass für deutsche Texte noch bessere Ergebnisse
in der Attribution erzielt werden können, wenn Einheiten betrachtet werden, die
jeweils aus drei nebeneinander stehenden Buchstaben bestehen (<term type="dh"
>3-grams</term>).<note type="footnote"> Ein Effekt, der seit 1994 auch für
andere Sprachen beobachtet wurde (vgl. <ref type="bibliography"
target="#kestemont_function_2014">Kestemont 2014</ref>, S. 62).</note> Da
ganze Wörter aber eine bessere Grundlage für die Interpretation bieten als
N-Gramme, fiel die Wahl dennoch auf MFW. Unter Einbezug der Studien, mit denen
bisher gute Ergebnisse erzielt wurden (<ref type="intern" target="#hd6">siehe
Abschnitt 3.1</ref>), wurden hier Wortlisten von bis zu 1000 der häufigsten
Wörter zur Basis der Untersuchungen. Diese Liste enthält sowohl Funktionswörter
als auch thematisch signifikante Wörter und Figurennamen. Es gilt das oben
beschriebene Vorgehen zur Cross-Validierung einzelner Parametersettings durch
andere, d. h. in den einzelnen Analysen wird die Anzahl der MFW variiert.</p>
</div>
<div type="subchapter">
<head>3.4 Wahl der hier gezeigten Visualisierungen</head>
<p>Je nach Abfrage, die errechnet wird, ist es wichtig zu berücksichtigen, dass
eine Visualisierung der erhaltenen Daten immer nur einen Ausschnitt dessen
zeigen kann, was das Tool an Output generiert. Besonders augenscheinlich ist
dies im Falle von Stylo bei einfachen Clusteranalysen. Werden hier die
Parameter auch nur leicht verändert, so kann sich ein ganz anderes Bild
ergeben.<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#krautter_attribution_2018">Krautter 2018</ref>, S. 300.</note>
Darum kann mittels des Stilometriepackages automatisiert durchgeführt werden,
was bereits als Lösungsansatz beschrieben wurde. Statt nur ein Cluster
erstellen zu lassen, kann die Funktion x Mal durchgeführt werden. Anschließend
wird dann ein sogenannter <term type="dh">Bootstrap Consensus Tree</term>
<note type="footnote"> Zwar gehen beim Bootstrap Consensus Tree gegenüber
einfachen Clusteranalysen andere Informationen verloren (vgl. <ref
type="bibliography" target="#lauer_jannidis_burrows_2014">Lauer /
Jannidis 2014</ref>, S. 35), das wird hier aber zu Gunsten der höheren
Verlässlichkeit der zusammengeführten Analysen in Kauf genommen.</note>
gebildet, der nur diejenigen Verbindungen zwischen zwei Werken anzeigt, die in
mehreren Analysen als Ergebnis aufgetaucht sind.<note type="footnote"> Vgl.
<ref type="bibliography" target="#eder_rybicki_stilometry_2011">Eder /
Rybicki 2011</ref>.</note> Diese Idee der Prüfung einer Analyse mittels
mehrerer anderer wird aber nicht nur beim Clustering umgesetzt, wobei sie
automatisch angewandt werden kann, sondern auf sämtliche Verfahren
übertragen.</p>
</div>
</div>
<div type="chapter">
<head>4. Clustering und Most Frequent Words</head>
<p>Um mich dem Timm-Korpus zunächst im Ganzen zu nähern, habe ich von Stylo mit dem
oben beschriebenen Bootstrap-Consensus-Tree-Verfahren eine Clusteranalyse
erstellen lassen. Mit den 100 bis 1.000 häufigsten Wörtern habe ich insgesamt zehn
Abfragen erstellen lassen. Die Baumvisualisierung sollte dann nur noch diejenigen
Verbindungen anzeigen, die in mindestens fünf Abfragen auftauchten. Im Falle des
Uwe-Timm-Korpus erweist sich eine Teilung in zwei Cluster als relativ stabil.
Eines der Cluster zeigt eine Aufspaltung in zwei Untercluster (vgl. <ref
type="graphic" target="#timm_2015_001">Abbildung 1</ref>). Erhöhe ich den
letzten Wert auf 75 Prozent, oder mindestens sieben Abfragen, so zerfällt die
Zweiteilung allerdings bereits und lässt sich stilometrisch nicht mehr nachweisen.
Auch wenn der Fokus hier nicht auf der Analyse des gesamten Korpus liegen soll, so
ist es doch erwähnenswert, dass die Zweiteilung, die immerhin in fünf von zehn
Analysen bestehen bleibt, das Werk Timms in zwei Zeitabschnitte teilt – eine Phase
vor 1990 und eine danach. Auch in der traditionellen Timm-Forschung wird von einer
frühen und einer späten Werkphase gesprochen. Christof Hamann stellt z. B. fest,
dass frühe Werke des Autors auf eine direktere Art politisch seien als spätere,
die eher eine Poetik des Alltags umsetzten, das poetische Erzählen zum schönen
Überfluss werden lassen und deren Sprengkraft eher auf Ebene der Sprache
liegt.<note type="footnote"> Vgl. Hamann 2007, S. 126f. und S. 130f.</note>
Auch Katrin Germer erkennt einen Wandel <quote>von einer kollektiv-politischen
Schreibweise hin zu einer genuin ästhetischen Literaturauffassung</quote>
<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#germer_aesthetik_2012a">Germer 2012a</ref>,
S. 249.</note>, der sich vom Früh- zum Spätwerk Timms abzeichnet. Beide nennen
allerdings keinen festen zeitlichen Rahmen. Andreas Meier sieht dagegen nur die
früheren Werke überhaupt als politisch an und ergänzt, dass die späteren Werke
sich eher dem Erzählen als anthropologischer Komponente widmen würden.<note
type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography" target="#meier_spuren_2007"
>Meier 2007</ref>, S. 247.</note> Allerdings rechnet Meier hier bereits <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl>, erschienen 1984, zur zweiten Phase. Auch Julia Schöll beschreibt bereits <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> als einen Roman, der nicht mehr politisch realistisch, sondern von einer
neuen Leichtigkeit der Poetik des Alltags ausgezeichnet sei.<note type="footnote">
Vgl. <ref type="bibliography" target="#schoell_autor_2012">Schöll 2012</ref>,
S. 30.</note> Interessanterweise schreibt sie diese neue Leichtigkeit
zusätzlich den drei Romanen <bibl>
<title type="desc">Kopfjäger</title>
</bibl>, <bibl>
<title type="desc">Die Entdeckung der Currywurst</title>
</bibl> und <bibl>
<title type="desc">Johannisnacht</title>
</bibl> zu,<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#schoell_autor_2012">Schöll 2012</ref>, S. 30.</note> den drei
Romanen also, die in der stilometrischen Analyse zusammen mit dem 2001 erschienen <bibl>
<title type="desc">Rot</title>
</bibl> ein eigenes Untercluster bilden. Tatsächlich deckt sich die Beobachtung
der analogen Timm-Forschung, dass hier eine neue Schaffensphase eingesetzt hat,
also ziemlich genau mit der stilometrischen Analyse, die eine Veränderung des
Wortmaterials, genauer der Verwendung häufigster Wörter, sichtbar macht.<note
type="footnote"> Diese ersten Tests dienen nicht nur einer ersten Einschätzung
des Korpus, sondern auch der Validierung der eingesetzten Parameter. Da die
Stylo-Analysen der 100 bis 1.000 MFW mit Burrowsʼ Delta genau das zeigen, was
die Timm-Forschung bereits herausgearbeitet hat, können diese Einstellungen als
zuverlässig angenommen werden. Sie bilden darum auch die Basis der weiteren
Analysen.</note> Nicht immer bleibt es allerdings bei einer Einteilung des
Werks in zwei Phasen. Simone Christina Nicklas (2015) z. B. nimmt eine
detailliertere Einteilung vor. Nicklas gliedert das Timmsche Erzählwerk in vier
thematische Einheiten: autobiografische Schriften, 68er-Werke, Kolonialromane und
Berlin-Romane.<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#nicklas_erinnern_2015">Nicklas 2015</ref>.</note> Selbst wenn die
im Korpus dieser Studie nicht enthaltenen autobiografischen Schriften außer Acht
gelassen werden, bleibt eine thematische Dreiteilung, die sich nicht in den
stilometrischen Analysen widerspiegelt. Für diese computationelle Methodik scheint
die diachrone Entwicklung von Timm als Autor bedeutender zu sein als eine
thematische Gliederung des Werkes.</p>
<figure>
<graphic xml:id="timm_2015_001" url=".../medien/timm_2015_001.png">
<desc>
<ref target="#abb1">Abb. 1</ref>: Bootstrap Consensus Tree von Uwe Timms
Werk, ergänzt durch Jahr der Erstauflage. [Schumacher 2022] <ref
type="graphic" target="#timm_2015_001"/>
</desc>
</graphic>
</figure>
<p>Für die vorliegende Fallstudie ist zunächst relevant, dass die beiden fokussierten
Romane den stilometrischen Analysen zufolge in die gleiche Schaffensperiode
fallen, was allerdings durch die zeitliche Nähe des Schreibprozesses bereits
ausreichend erklärt werden kann. Interessant ist außerdem, dass <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> in ein eigenes Cluster mit dem sechs Jahre früher erschienenen Timm-Roman <bibl>
<title type="desc">Morenga</title>
</bibl> fällt. Tatsächlich zeigen weitere Bootstrap-Consensus-Tree-Abfragen, dass
diese Nähe ungewöhnlich stabil bleibt. Selbst wenn die Parameter dahingehend
verändert werden, dass nur Verbindungen visualisiert werden, die in 90 Prozent der
im Hintergrund durchgeführten Berechnungen auftauchen, oder wenn statt nur 10 100
Abfragen im Hintergrund ausgeführt werden und Stabilität in 50 Prozent der
Abfragen vorhanden sein muss, bleibt dieses gemeinsame Cluster von <bibl>
<title type="desc">Morenga</title>
</bibl> und <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> bestehen. Ein möglicher Erklärungsansatz für diesen Nebenbefund findet
sich bei Schöll, die sowohl <bibl>
<title type="desc">Morenga</title>
</bibl> als auch <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> als frühe historische Texte Timms bezeichnet, als deren narratives Movens
das Episodische, Anekdotische diene.<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#schoell_autor_2012">Schöll 2012</ref>, S.
32.</note> Dass die Erzähltechnik aber nicht allein ausschlaggebend sein kann
für die herausragend starke Relation der beiden Texte zeigt, dass Schöll auch <bibl>
<title type="desc">Die Entdeckung der Currywurst</title>
</bibl> als einen solchen frühen historischen Text beschreibt.<note
type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography" target="#schoell_autor_2012"
>Schöll 2012</ref>, S. 32.</note> Dieser offenbart in der stilometrischen
Analyse allerdings weder eine Relation zu <bibl>
<title type="desc">Morenga</title>
</bibl> noch zu <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl>.</p>
<p>Um nun auch der zweiten oben aufgestellten These, dass sich die Thematik des
Fortschritts im Wortmaterial niederschlägt, nachzugehen, reicht der Blick auf die
von Stylo generierten Grafiken nicht aus, da hier das Rohmaterial verborgen
bleibt. Um Rückschlüsse auf thematisch signifikante Wörter<note type="footnote">
Von nun an verwende ich zur besseren Unterscheidung die Begriffe <term
type="dh">Type</term> und <term type="dh">Token</term>
<hi rend="italic">,</hi> um zwischen Worttyp und Wortvorkommnis zu
unterscheiden.</note> zu erhalten, habe ich die im Hintergrund erstellten
Worthäufigkeitstabellen manuell ausgewertet. Hier zeigt sich, dass der <term
type="dh">Type</term>
<term type="figure"> fortschritts</term>
<note type="footnote"> Die vom Programm vorgenommene Kleinschreibung wird hier
beibehalten, selbst wenn sie nicht der Schreibweise im Roman
entspricht.</note>, welcher auf die von Timm genannte Thematik hinweist,
tatsächlich nur im Roman <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> vorkommt und hier lediglich auf Platz 863 rangiert. Doch eine Thematik
zeigt sich natürlich nicht nur im Gebrauch eines Wortes bzw. ihrer direkten
Bezeichnung. Der Blick auf die ersten 500 häufigsten Types in <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> zeigt, dass Types wie <term type="figure">werden</term> (Rang 72), <term
type="figure">dachte</term> (96), <term type="figure">hand</term> (101), <term
type="figure">arbeiter</term> (103), <term type="figure">schreibtisch</term>
(147), <term type="figure">beton</term> (148), <term type="figure">kopf</term>
(155), <term type="figure">streik</term> (304), <term type="figure">arbeit</term>
(324), <term type="figure">wissen</term> (327), <term type="figure">firma</term>
(367), <term type="figure">ingenieure</term> (392), <term type="figure"
>zeit</term> (400), <term type="figure">maschine</term> (446), <term
type="figure">verstand</term> (484) und <term type="figure">entdeckte</term>
(496), die ebenfalls auf (technischen) Fortschritt verweisen können, insgesamt
eine gewisse Präsenz aufweisen. Allerdings können diesselben Types auch auf die
leicht andere, wenn auch verwandte Thematik der Arbeit im Allgemeinen verweisen
oder aber auf die des Wissens. Die Types <term type="figure">maschine</term>
(105), <term type="figure">hand</term> (120), <term type="figure">zeit</term>
(145), <term type="figure">kopf</term> (158), <term type="figure">werden</term>
(173), <term type="figure">arbeit</term> (188) und <term type="figure"
>firma</term> (387) sind in <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> ebenfalls unter den ersten 500 häufigsten Types, auch wenn die relativen
Häufigkeiten jeweils von denen in <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> stark abweichen können. Betrachtet man nun unabhängig von der Thematik des
Fortschritts die Types unter den häufigsten 500 in den relevanten Texten, die die
gleiche relative Frequenz in beiden haben, so sind dies hauptsächlich Types, die
auf den ersten Blick nicht signifikant erscheinen wie <term type="figure"
>zur</term>, <term type="figure">ja</term> oder <term type="figure"
>doch</term>. Lediglich die Types <term type="figure">anderen</term>, <term
type="figure">gewesen</term>, <term type="figure">lange</term>, <term
type="figure">geworden</term> und <term type="figure">richtung</term> bergen
einige Signifikanz. Dabei deutet <term type="figure">anderen</term>, abweichend
von der oben generierten Thematik des Fortschritts, eher auf eine der Abgrenzung
hin, die allerdings auch mit dem Fortschritt zusammenhängen kann, wenn es sich z.
B. um den Fortschritt einer bestimmten Gruppe handelt. Die anderen signifikanten
Types der Liste können durchaus im Zusammenhang mit technischem Fortschritt als
Romanthema genutzt worden sein. Ob dies der Fall ist, das sei hier offen
eingeräumt, kann in einem reinen Distant-Reading-Ansatz nicht geklärt werden, denn
die einzelnen oben genannten Types können natürlich auch in anderen Zusammenhängen
verwendet werden. Sie können somit auch mit ganz anderen Thematiken verbunden
sein. Darüber hinaus führt die oben genannte zweite These als Vorannahme dazu,
dass insbesondere die Types betrachtet werden, die zur genannten Thematik passen.
Die Gefahr des hermeneutischen Zirkelschlusses, die eigentlich durch die
computerphilologische Methode minimiert werden sollte, schleicht sich also wieder
ein. Am Ende kann nur die Vermutung aufgestellt werden, dass neben der Thematik
des Fortschritts auch Abgrenzung als Thema von Bedeutung sein könnte. Dies ist
jedoch weniger ein Ergebnis, sondern vielmehr die Ableitung einer neuen These, die
allerdings erst noch in einem Close-Reading-Ansatz überprüft werden müsste.</p>
<p>Darüber hinaus stellt sich bei der Betrachtung der Daten auch die Frage, ob andere
Erzähltexte Timms insgesamt mehr Types aufweisen, die in gleicher Häufigkeit
gebraucht werden, wie in den beiden hier betrachteten. Es ist nicht möglich, die
71.075 Types, die das Timm-Korpus umfasst, manuell danach auszuwerten, welche
Types in welchen Romanen mit der gleichen relativen Häufigkeit vorkommen. Auch
könnte auf diese Weise kaum erfasst werden, wie das Gesamtgefüge aus Ähnlichkeit
und Distanz der verwendeten Types in Bezug auf alle 13 Erzähltexte aussieht. Darum
habe ich die Daten mit Hilfe der entsprechenden Funktion in Stylo für eine
Netzwerkanalyse aufbereitet und exportiert und anschließend für die weitere
Analyse in das Netzwerktool Gephi importiert. Auch hier haben die ausgewählten
Parameter einen starken Einfluss auf die anschließende Visualisierung. Vor allem
ist entscheidend, ob nur angezeigt werden soll, welche Werke sich am nächsten
stehen (<term type="dh">first neighbours</term>
<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#eder_rybicki_stilometry_2011">Eder / Rybicki 2011</ref>.</note>)
oder ob jeweils das nächste und zweitnächste berücksichtigt werden soll (<term
type="dh">second neighbours</term>) oder ob noch eine weitere dritte Abstufung
mit einbezogen wird (<term type="dh">third neighbours</term>). Nachdem Abfragen
mit allen drei Möglichkeiten durchgeführt waren, habe ich schließlich eines für
die Interpretation gewählt, welches typische Konstellationen aufzeigt, ohne allzu
stark herausragende Besonderheiten zu berücksichtigen.</p>
<p>Die Wahl fiel auf eine Visualisierung, welche die Romane als Knotenpunkte (<term
type="dh">Nodes</term>) und die unterschiedlich stark ausgeprägten Verbindungen
(<term type="dh">Edges</term>
<hi rend="italic">) </hi>linear anzeigt<hi rend="italic">, </hi>d. h. die Stärke
der Edges steigt numerisch an und nicht z. B. quadratisch. In die Berechnung
fließen jeweils die ersten drei Nachbarn in Bezug auf Ähnlichkeit in der
Wortstruktur ein (first, second und third neighbours). Verwendet wurden die 100
bis 1.000 häufigsten Types des Gesamtkorpus. Die Stichprobe wurde so umfangreich
gewählt, um neben den häufigsten Types auch thematisch relevante Types zu
berücksichtigen, wie z. B. <term type="figure">fortschritts</term>, welches wie
oben beschrieben einen der hinteren Ränge unter den ersten 1.000 einnimmt.</p>
<figure>
<graphic xml:id="timm_2015_002" url=".../medien/timm_2015_002.png">
<desc>
<ref target="#abb2">Abb. 2</ref>: Gephi-Netzwerkvisualisierung von Uwe Timms
Romanwerk. [Schumacher 2022] <ref type="graphic" target="#timm_2015_002"/>
</desc>
</graphic>
</figure>
<p>Betrachtet man das Netzwerk in <ref type="graphic" target="#timm_2015_002"
>Abbildung 2</ref>, so fällt als erstes die zentrale Position des Romans <bibl>
<title type="desc">Kopfjäger</title>
</bibl> auf. Nun handelt es sich dabei zwar um den längsten Erzähltext Timms
(109.385 <term type="dh">Tokens</term>), allerdings ist der zweitlängste Text <bibl>
<title type="desc">Morenga</title>
</bibl> mit 108.732 Tokens nur wenig kürzer, weist aber weit weniger Relationen
auf. Bei <bibl>
<title type="desc">Kopfjäger</title>
</bibl> handelt es sich um den einzigen Text, der Relationen und damit
Textähnlichkeiten zu allen zwölf anderen Texten aufweist. <bibl>
<title type="desc">Morenga</title>
</bibl> zeigt Textähnlichkeiten zu vier anderen Werken, der durchschnittliche
Vernetzungsgrad der Erzähltexte im Korpus beträgt fünf. Der Vernetzungsgrad von <bibl>
<title type="desc">Kopfjäger</title>
</bibl> (12) ist mehr als doppelt so hoch. Angesichts dieser Tatsache verwundert
es ein wenig, dass <bibl>
<title type="desc">Kopfjäger</title>
</bibl> bisher vergleichsweise selten Gegenstand literaturwissenschaftlicher
Betrachtungen war. In den Forschungsbeiträgen die auf diesen Roman eingehen, wird
eine zentrale Position im Gesamtgefüge des Werks nicht aufgedeckt. Zwar eröffnet
Schöll (2012) ihre Betrachtungen <bibl>
<title type="desc">Chaos und Ordnung zugleich– zum intra- und intertextuellen
Verweissystem in Uwe Timms Erzähltexten</title>
</bibl> mit einem Zitat aus ebendiesem Text, geht aber nicht auf dessen
überragenden Stellenwert im Hinblick auf Textähnlichkeiten in Uwe Timms Erzählwerk
ein. Die Lektüre von Schölls Betrachtungen <bibl>
<title type="desc">Zur Anwesenheit des Abwesenden. Erzählen als
Erinnerungsbewegung in Uwe Timms Kopfjäger</title>
</bibl> lässt dennoch einige Erklärungsansätze für die von der computationellen
Netzwerkanalyse offenbarte Position dieses Romans erkennen. <bibl>
<title type="desc">Kopfjäger</title>
</bibl> handelt nicht nur vom Erzählen selbst, sondern auch von erlebten
Geschichten, als einem Grundelement von Erzählungen. Der Ich-Erzähler erlebt
allerlei kuriose Kindheitsbegebenheiten, sein Onkel macht daraus Geschichten und
wird zum Autor.<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#schoell_anwesenheit_2007">Schöll 2007</ref>, S 138f.</note> Simone
Christina Nicklas zeigt in <bibl>
<title type="desc">Erinnern führt ins Innere. Erinnern und Identität bei Uwe
Timm</title>
</bibl>, dass neben diesem Spiel mit Erlebtem und Fiktion und der daraus
resultierenden Identifizierung<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#nicklas_erinnern_2015">Nicklas 2015</ref>, S.
231–234.</note> noch weitere thematische Aspekte in <bibl>
<title type="desc">Kopfjäger</title>
</bibl> eine Rolle spielen, die die vielen Verbindungen zu anderen Erzähltexten
erklären. Neben Familiengeschichten<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#nicklas_erinnern_2015">Nicklas 2015</ref>, S.
233.</note> und Kindheitserinnerungen<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#nicklas_erinnern_2015">Nicklas 2015</ref>, S.
235f.</note>, kommen die 1968er Jahre thematisch vor<note type="footnote"> Vgl.
<ref type="bibliography" target="#nicklas_erinnern_2015">Nicklas 2015</ref>,
S. 233; <ref type="bibliography" target="#kamya_studentenbewegung_2005">Kamya
2005</ref>, S. 193.</note>, es geht um eine Reise und damit verbundene
interkulturelle Betrachtungen<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#nicklas_erinnern_2015">Nicklas 2015</ref>, S.
237.</note> und Fremderfahrungen<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#kamya_studentenbewegung_2005">Kamya 2005</ref>,
S. 196.</note>, die Reflexion des Schreibens spielt eine Rolle<note
type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#kamya_studentenbewegung_2005">Kamya 2005</ref>, S. 208.</note> und
es geht um Geschichten aus dem Zweiten Weltkrieg im kommunikativen
Familiengedächtnis<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#nicklas_erinnern_2015">Nicklas 2015</ref>, S. 238f.</note>. <bibl>
<title type="desc">Kopfjäger</title>
</bibl> sei ein Schelmenroman, dessen Protagonist und Erzähler, ein Broker, ein
Meister darin sei <quote>die passende Geschichte für jeden Kunden zu finden, denn
er hat früh begriffen, daß er den Anlegern keine Produkte verkauft, sondern
neue Möglichkeiten als Antwort auf ihre alten Wünsche</quote>, so formuliert es
Olaf Petersenn in seinem Essay <bibl>
<title type="desc">Ein Schelm in der modernen Wirtschaftswelt</title>
</bibl>.<note type="footnote"> <ref type="bibliography" target="#petersenn_schelm_2005">Petersenn 2005</ref>, S. 125.</note> Die zentrale
Position dieses Romans im in <ref type="graphic" target="#timm_2015_002">Abbildung
2</ref> gezeigten Netzwerk Timmscher Erzähltexte könnte also daraus
resultieren, dass Timm hier sowohl thematisch als auch ganz konkret in Form von
Basisnarrativen einen Schatz an Geschichten aufzeigt, von denen alle hier
betrachteten Erzähltexte mehr oder weniger stark zehren. Möchte man das Timmsche
Œuvre als Rhizom betrachten, wie es Schöll<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#schoell_chaos_2006">Schöll 2006</ref>, S.
134.</note> vorgeschlagen und Parr<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#parr_vernetzungen_2012">Parr 2012</ref>, S.
82.</note> bestätigt und ergänzt hat, so kann <bibl>
<title type="desc">Kopfjäger </title>
</bibl>als dessen Spross betrachtet werden, der die erzählerische Stärke dieses
Autorenwerkes bündelt. </p>
<p> Zurückkommend auf die These, dass das Werk Timms in zwei oder mehr Abschnitte
gliederbar sei, kann nun neben dem diachronen und dem thematischen noch ein
drittes Einteilungsangebot geprüft werden. Rolf Parr schlägt in <bibl>
<title type="desc">Prospektive und retrospektive Vernetzungen. Oder: Was die
Romanwelt von Uwe Timm im Innersten zusammenhält</title>
</bibl> vor, Timms Œuvre danach einzuteilen, ob die intertextuelle Verweisstruktur
eher vorwärts- oder rückwärtsgerichtet ist.<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#parr_vernetzungen_2012">Parr
2012</ref>.</note> Eine Grenze sieht Parr im Jahr 2001 und damit im
Erscheinungsjahr von <bibl>
<title type="desc">Rot</title>
</bibl>. Acht Erzähltexte im hier betrachteten Korpus sind vor 2001 erschienen,
fünf (inklusive <bibl>
<title type="desc">Rot</title>
</bibl>) danach. Nun können die frühesten Werke gar nicht oder nur mit sehr
wenigen anderen Texten retrospektiv verknüpft sein, ebenso können wir beim
neuesten Werk nichts über mögliche prospektive Verweise sagen. Von diesen
Randpositionen einmal abgesehen, stützt eine computationelle Netzwerkanalyse des
Timmschen Erzähltextkorpus Parrs Thesen jedoch nicht. Im Durchschnitt ist jeder
Text des Korpus mit fünf anderen vernetzt. Dieser durchschnittliche
Vernetzungsgrad verändert sich auch nicht, wenn die Werke vor 2001 denen, die
danach erschienen sind, gegenübergestellt werden. Die Vernetzungsstruktur vor 2001
ist etwas heterogener, was hauptsächlich daran liegt, dass 1993 <bibl>
<title type="desc">Kopfjäger</title>
</bibl> erschienen ist, der mit Abstand am stärksten vernetzte Text dieses Korpus. <bibl>
<title type="desc">Kopfjäger</title>
</bibl> weist Relationen zu allen der zwölf anderen Texte im Korpus auf. Damit ist <bibl>
<title type="desc">Kopfjäger</title>
</bibl> auch das Paradebeispiel für einen sowohl pro- als auch retrospektiv
vernetzten Roman. Aber auch andere, bereits sehr frühe Werke greifen auf ähnliche
Wortstrukturen zurück wie sie in früheren Texten aufgebaut wurden, ebenso wie sie
Ähnlichkeiten mit späteren Werken zeigen. Schon der 1980 erschienene Text <bibl>
<title type="desc">Kerbels Flucht</title>
</bibl> zeigt Relationen zu beiden im Korpus enthaltenen Vorgängern (<bibl>
<title type="desc">Heißer Sommer</title>
</bibl> und <bibl>
<title type="desc">Morenga</title>
</bibl>). Der in dieser Analyse fokussierte und im Jahr 1986 veröffentlichte Text <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> zeigt sogar ebenso viele (drei) Relationen zu Vorgängertexten (<bibl>
<title type="desc">Heißer Sommer</title>
</bibl>, <bibl>
<title type="desc">Kerbels Flucht</title>
</bibl> und <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl>) wie zu Nachfolgern (<bibl>
<title type="desc">Die Entdeckung der Currywurst</title>
</bibl>, <bibl>
<title type="desc">Kopfjäger</title>
</bibl> und <bibl>
<title type="desc">Vogelweide</title>
</bibl>). Können Parrs Thesen durch die computationelle Analyse nicht gestützt
werden, so bedeutet dies aber auch nicht, dass diese sie endgültig widerlegen
können. Im Fokus von Parrs Betrachtungen stehen einzelne Wörter wie Dingsymbole
und Bildbeschreibungen. Das Wort ›Figur‹, das unter anderem auf den von Parr als
Dingsymbol beispielhaft genannten Vogelmann aus <bibl>
<title type="desc">Kopfjäger</title>
</bibl> referenzieren könnte, liegt auf Platz 1.550 der häufigsten Wörter im
Korpus und kommt in 10 der 13 Romane vor, und ›Zahnstocher‹, ein Begriff, der in <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> wichtig wird, steht auf Platz 2.524 und kommt in acht Texten vor. Wörter,
die Parr berücksichtigt, werden also von den Stylo-Analysen nicht mit einbezogen.
Weniger individuelle Dingsymbole wie die von Schöll als solches ausgemachte
›Kartoffel‹,<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#schoell_chaos_2006">Schöll 2006</ref>, S. 131.</note> sind
hochfrequenter und kommen zum Teil in den 1.000 häufigsten Wörtern des Korpus vor.
Das Wort ›Kartoffel‹ kommt dabei nicht nur hochfrequent vor, sondern taucht auch
in 4 der 13 Romane auf. Die ›Currywurst‹<note type="footnote"> Die ›Currywurst‹
wurde ebenfalls von Schöll als Dingsymbol ausgemacht (vgl. <ref
type="bibliography" target="#schoell_chaos_2006">Schöll 2006</ref>, S.
131).</note> landet auf Platz 1.229 der häufigsten Wörter im Korpus und kommt
in 7 der 13 Erzähltexte vor.<note type="footnote"> Weitere von Schöll angeführte
Dingsymbole sind Tierpräparate (›Präparator‹ 3.979 / 3 Texte), Felle (›Fell‹
2734 / 9), das Wissmann-Denkmal (›Denkmal‹ 2.728 / 7 Texte), T-Shirt (›Shirt‹
3.322 / 3 Texte), Lederjacke (›Lederjacke‹ 3.069 / 6 Texte). Die ebenfalls als
Dingsymbol aufgeführten Pelze zeigen sich unter den häufigsten Wörtern des
Korpus nicht.</note> Fotos sind ein wichtiger Bestandteil von Uwe Timms
Erzählwerk<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#schoell_chaos_2006">Schöll 2006</ref>, S. 132.</note> und wirken im
Sinne Aleida Assmanns<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#assmann_erinnerungsraeume_2018">Assmann
2018</ref>, S. 114–129.</note> als <quote>Gedächtniskisten</quote>
<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#galli_schuhkartons_2007">Galli 2007</ref>, S. 104.</note>; Bilder
wirken beispielhaft, sodass ihre Beschreibungen geradezu zu Denkmälern des
kulturellen Gedächtnisses werden<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#galli_schuhkartons_2007">Galli 2007</ref>, S.
105.</note>. Das Wort ›Foto‹ steht auf Platz 840 der häufigsten Wörter im
Korpus und kommt in 12 der 13 Texte vor. Auch ›Fotos, ›Fotografien‹ oder
›fotografieren‹ sind häufige Wörter. Nur in <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> kommt weder das Wort ›Foto‹ noch ›Fotos‹, ›Fotografie‹, ›Fotografien‹ oder
›fotografieren‹ vor. Zum Teil wieder auftretende Figuren sind in den der Analyse
zugrunde liegenden Wortlisten häufiger enthalten, immerhin 13 Referenzen auf
Figuren unter den 1.000 häufigsten Wörtern im Korpus kommen in mehr als einem
einzigen Erzähltext vor. Spitzenreiter sind die Namen ›Wagner‹, ›Morenga‹ und
›Schmidt‹, die in jeweils 7 Romanen vorkommen und alle unter den ersten 1.000
häufigsten Wörtern des Gesamtkorpus verzeichnet sind. Weit bedeutender für das
entwickelte Netzwerk sind allerdings nicht die beim Close Reading ins Auge
fallenden ungewöhnlichen (aber zumeist selteneren) Wörter, sondern häufige, beim
Lesen meist nicht vordergründige Ausdrücke.</p>
<p> Die Werke Timms, so beschreibt es Christof Hamann (2007), scheinen verkettet zu
sein, der Autor greift früher Erzähltes wieder auf und nutzt es neu, um so einen
<quote>Gedächtnisraum</quote> zu schaffen.<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#hamann_unsinn_2007">Hamann 2007</ref>, S.
131.</note> Ob das Netzwerk Timmscher Erzähltexte besonders stark vernetzt ist
und darum eine bewusst angelegte Struktur bildet, wie Schöll es annimmt,<note
type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography" target="#schoell_chaos_2006"
>Schöll 2006</ref>, S. 138.</note> kann im Rahmen dieser Betrachtungen nicht
nachgewiesen werden. Ein quantitativ angelegter Vergleich zu anderen
Autor*innenwerken wäre dazu nötig. Da eine der Grundannahmen der digitalen
Stlometrie darin besteht, dass Werke eines Autors oder einer Autorin untereinander
stärker vernetzt sind als mit Werken anderer, muss es sich hierbei nicht um ein
Alleinstellungsmerkmal der Erzähltexte Uwe Timms handeln. Eine weitere
Auffälligkeit ist die starke Verbindung zwischen <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> und <bibl>
<title type="desc">Morenga</title>
</bibl>, die auch schon bei der Analyse des Bootstrap Consensus Tree zutage kam.
Im Netzwerk zeigt sich nun aber zusätzlich, dass <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> die wenigsten (nur drei) Verbindungen zu anderen Romanen aufweist und,
dass diese bis auf die Verbindung zu <bibl>
<title type="desc">Morenga</title>
</bibl> nicht sehr stark ausgeprägt sind. Eventuell liegt hier ein Grund für eine
weitere Aussage Timms in seinen Frankfurter Poetikvorlesungen darüber, dass dieses
Werk vergleichsweise wenig Leser*innen gefunden habe. Timm vermutet, dass
sperriger Titel und die Bezeichnung als <quote>Legende</quote> der Grund sein
könnten.<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#timm_anfang_2015a">Timm 2015a</ref>, S. 46.</note> Die vorliegende
Fallstudie gibt dagegen den Hinweis, dass der Roman stilistisch zu stark von dem
abweichen könnte, was Timm-Leser aus anderen Romanen gewohnt sind und
schätzen.</p>
<p>In Bezug auf die beiden hier untersuchten Romane lässt das Netzwerk den Schluss
zu, dass die Stärke der direkten Verbindung zwischen <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> und <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> relativ gering ist. Es handelt sich bei beiden Romanen weder um die
einzige noch um die stärkste Verknüpfung zu anderen Timm-Texten. In Bezug auf die
erste These lässt sich also festhalten, dass die stilistische Nähe der beiden
Romane zwar durchaus vorhanden ist, dass diese im Vergleich mit dem stilistischen
Gesamtgefüge von Timms Romanwerk aber nicht außergewöhnlich stark ist. </p>
</div>
<div type="chapter">
<head>5. Rolling Delta – ein Autor gelangt auf Abwege</head>
<p>Was bei Clusteranalysen und Netzwerkbetrachtungen verborgen bleibt, ist die
Varianz des Stils innerhalb einzelner Werke. Da aus Timms Poetikvorlesung bekannt
ist, dass der Schreibprozess des einen hier betrachteten Romans durch das
Schreiben des zweiten Werkes unterbrochen wurde, liegt nahe, dass diese Varianz
durchaus von Bedeutung ist. Nun hält das Toolpackage Stylo für die lineare
Betrachtung von Textabschnitten ebenfalls ein Werkzeug bereit – Rolling Delta.
Ebenfalls auf Worthäufigkeiten basierend, wird wieder mit dem Distanzmaß Delta
ermittelt, welche Textpassagen eines Werkes denen eines anderen ähneln. Dabei wird
die Linearität des hauptsächlich betrachteten Werkes gewahrt. In diesem Falle ist
das <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl>, da der Schreibprozess an diesem Roman durch das Schreiben von <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> unterbrochen wurde. Die Vergleichswerke werden in Samples eingeteilt, um
Variablen wie z. B. Eröffnungs- oder Abschlussformeln, die autorübergreifend
genutzt werden können, auszuschließen. Dieses Werkzeug ist eigentlich besonders
geeignet, um kollektive oder kollaborative Autorschaft zu untersuchen<note
type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography" target="#rybicki_et_al_2013"
>Rybicki et al. 2013</ref>; <ref type="bibliography"
target="#krautter_attribution_2018">Krautter 2018</ref>, S. 298.</note> und
die Stärke des Autorschaftssignals zu messen bzw. zu visualisieren<note
type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#o-sullivan_et_al_birds_2014">OʼSullivan et al. 2014</ref>.</note>.
Im Unterschied zu den Clusteranalysen ist es hiermit allerdings möglich, einen
bestimmten Text zu fokussieren.</p>
<p>Als Basis der Betrachtung wurde, wie bereits erwähnt, <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> gewählt, in das sekundäre Korpus kamen alle zwölf weiteren längeren
Erzähltexte Uwe Timms. Diese wurden in Abschnitte von je 5.000 Tokens unterteilt,
die dann in zufälliger Reihenfolge mit dem Basistext verglichen wurden. Für den
Vergleich wurden die 1.000 häufigsten Types genutzt, Pronomen wurden aus der
Analyse herausgehalten, damit die Texte nicht nach Erzählsituationen clustern und
z. B. alle Texte mit Ich-Erzähler als ähnlich ausgemacht werden. Für einen Text
besonders typische Types wurden ebenfalls aus der Analyse herausgehalten (<term
type="dh">culling</term>)<note type="footnote"> Hierbei handelt es sich um die
Grundeinstellung der Parameter von Rolling Delta. Zur Cross-Validierung wurde
das Verfahren noch einmal mit veränderten Parametern (0 Culling, Pronomen
beibehalten) durchgeführt. Die visualisierte Kurve blieb gleich, bis auf dass
sich die Deltawerte dabei nach oben verschoben haben. Da in der
Digital-Humanities-Forschung zur digitalen Stilometrie auch darauf hingewiesen
wurde, dass unterschiedliche Berechnungsweisen der Delta-Werte zu erheblich
voneinander abweichenden Ergebnissen führen können (vgl. Krautter 2018, S. 301)
wurde die Analyse außerdem mit insgesamt vier unterschiedlichen
Distanzberechnungen durchgeführt (neben dem klassischen Burrows’ Delta, dessen
Ergebnis in obiger Abbildung gezeigt wird, mit <term type="dh">Ederʼs Delta</term><hi rend="italic">, </hi>
<term type="dh">Euclidean Distance</term> und <term type="dh">Canberra
Distance</term>). Alle vier Durchläufe zeigten nahezu identische
Kurven.</note>, um zu vermeiden, dass Nennungen der Protagonist*innen, die
meist zu diesen textspezifischen Wörtern gehören, zu stark ins Gewicht
fallen.<note type="footnote"> Beim Culling wird eine Schwelle festgelegt, die
definiert, in wie viel Prozent der Texte ein Wort vorkommen muss, um in die
Analyse einbezogen zu werden. Ein Wert von 20 Prozent Culling bedeutet also,
dass die betrachteten Wörter in mindestens 20 Prozent der Texte vorkommen
müssen.</note> Bei der hier vorgestellten Fallstudie wurde die Methode
insgesamt zwölf Mal angewandt. Dabei wurde jeder Roman Uwe Timms ein Mal als
Basistext mit allen anderen Romanen verglichen. Hierdurch ergibt sich ein
relationaler Eindruck zwischen dem Analyseergebnis für <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> und denen der übrigen zwölf Erzähltexte. Die Visualisierungen der zehn
Vergleichstexte aus dem Uwe-Timm-Korpus sind im Folgenden als <term type="dh"
>Small Multiples</term> zusammengeführt:</p>
<figure>
<graphic xml:id="timm_2015_003" url=".../medien/timm_2015_003.png">
<desc>
<ref target="#abb3">Abb. 3</ref>: Small Multiples der Rolling-Delta-Analysen
der zwölf Texte Uwe Timms. [Schumacher 2022]<ref type="graphic"
target="#timm_2015_003"/>
</desc>
</graphic>
</figure>
<p>Die Deltawerte schwanken insgesamt zwischen 5 und 15. Kurze Passagen der Nähe und
Ferne zum Basistext wechseln sich in relativ rascher Folge ab, wodurch sehr
unruhig wirkende Kurven entstehen. Innerhalb eines Werkes wird der
Maximaldeltawert zu anderen Textpassagen mehr als ein Mal erreicht oder die
nächststehenden hohen Werte erreichen diesen beinahe, sodass selten der Eindruck
entsteht, dass eine signifikante Abweichung vorliegt.</p>
<p>Die Kurve für die Rolling-Delta-Analyse von <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> bleibt auch vor dem Hintergrund dieser Vergleichsanalysen eine
herausstechende. Während der erste Teil des Romans das charakteristische oben
beschriebene Muster aufweist – die Deltawerte liegen ungefähr zwischen 4 und 11,
der Maximalwert wird insgesamt drei Mal erreicht – steigt die Kurve bei ca. 60.000
Tokens stark an. Der Deltawert erreicht beim am weitesten entfernten Roman <bibl>
<title type="desc">Rot</title>
</bibl> einen Wert von 15. Obwohl sich die Kurve dann wieder der Basislinie, also <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> annähert, wird der Höchstwert (Delta 11) des ersten Teils des Textes erst
wieder rund 15.000 Tokens später erreicht, insgesamt fällt die Annäherung dann
wieder auf einen Deltawert von acht. </p>
<figure>
<graphic xml:id="timm_2015_004" url=".../medien/timm_2015_004.png">
<desc>
<ref target="#abb4">Abb. 4</ref>: Rolling-Delta-Analyse von <title
type="desc">Schlangenbaum</title> mit 12 Vergleichstexten (inkl. <title
type="desc">Schlangenbaum</title> selbst). [Schumacher 2022]<ref
type="graphic" target="#timm_2015_004"/>
</desc>
</graphic>
</figure>
<p>Um nach einem ersten Durchlauf dieses auffällige Ergebnis der Berechnungen weiter
zu testen, und um den Einfluss von Editionsfehlern möglichst gering zu halten,
wurde die gleiche Analyse noch einmal durchgeführt. Nun wurde dem Vergleichskorpus
der Basistext ebenfalls zugeführt. Auf diese Weise kann <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> mit zufällig gewählten anderen Passagen aus demselben Werk abgeglichen
werden. In der hier abgebildeten Visualisierung ist das Ergebnis dieser zweiten
Untersuchung gezeigt. Die Kurve zu <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> ist in hellem Blau abgebildet und liegt, was wenig überrascht, am nächsten
zur Basislinie. Doch auch diese Kurve folgt dem charakteristischen Verlauf der
ersten Abfrage. Zunächst zeigt sich ein relativ kleinphasiges Auf und Ab, wobei
ein maximaler Deltawert von 7 erreicht wird. Auch diese Kurve steigt nach ca.
60.000 Tokens stark an und zwar bis zu einem Deltawert von 10. In beiden Fällen
wird also der maximale Deltawert des ersten Teils deutlich überschritten. Auch
hier wird der Maximalwert des ersten Teils erst wieder nach etwa 10.000 Tokens
erreicht. </p>
<p>Außerdem ist für diese Fallstudie interessant, dass innerhalb des stark
ansteigenden Abschnitts der Kurve die graugrüne Linie, die für <bibl>
<title type="desc">Hochrad </title>
</bibl>steht, der Basislinie am zweitnächsten kommt. Tatsächlich scheint also die
Verteilung der häufigsten Types des Schlusses von <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> der Wortverteilung in <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> relativ zu den anderen Timm-Erzähltexten nahe zu kommen.</p>
<p> Die hier anhand der Visualisierungen abgelesenen Besonderheiten des Timmschen
Erzähltextwerkes im Hinblick auf stilistische Nähe und Distanz legen den Schluss
nahe, dass die von Timm offen gelegte Unterbrechung des Schreibprozesses an <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> nach ungefähr 60.000 Tokens erfolgte. Außerdem können die Abfragen
dahingehend interpretiert werden, dass diese Unterbrechung dazu führte, dass der
Autor die Stilistik des Romans aufgebrochen und das Werk mit einer für sein
Gesamtwerk relativ untypischen Komposition seiner am häufigsten genutzten Types
abgeschlossen hat. Auch wenn sich die Stilistik zum Ende hin wieder der typischen
Verlaufskurve annähert, bleibt eine gewisse Distanz, die sich hier in einem
minimalen Deltawert von 8 bei den anderen Romanen und von 5 bei Passagen aus
demselben Text zeigt. Im Hinblick auf die oben aufgestellte erste These ist
festzuhalten, dass die Stilistik tatsächlich interessante Auffälligkeiten zeigt,
die den Entstehungsprozess spiegeln. Interessant ist auch, dass hier ein bewusster
Schreibakt in höchstwahrscheinlich unbewusste Schreibgewohnheiten einzugreifen
scheint – die Unterbrechung eines Werkes durch ein anderes zeigt sich im Einsatz
der häufigsten und meist nicht signifikanten Types. Die erste oben aufgestellte
These, dass das Sprachmaterial Rückschlüsse auf die Nähe der beiden Werke zulässt
und darum eine stilometrische Analyse hier fruchtbar ist, wird durch diese
Interpretation der Ergebnisse der Berechnungen des Rolling-Delta-Verfahrens
gestützt. Die zweite oben aufgestellte These, dass die Thematik sich ebenfalls in
der Wortwahl messbar niederschlägt, kann durch das Rolling-Delta-Verfahren aber
nicht weiterverfolgt werden.</p>
<p>Darüber hinaus geben die computerphilologischen Analysen einen möglichen
Einstiegspunkt für die weitere Untersuchung vor. Wurden bisher die beiden
Primärtexte dieser Fallstudie bewusst nicht gelesen, so wird nun eine relevante
Passage aus <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> exemplarisch näher betrachtet. </p>
</div>
<div type="chapter">
<head>6. Interpretation der ins Ende überleitenden Passage des <hi rend="italic"
>Schlangenbaums</hi> – ein Protagonist gelangt auf Abwege</head>
<p>
<quote type="grosszitat">Die Dämmerung war hereingebrochen. Am Horizont lag eine
gelberleuchtete Fläche wie ein Stadion oder ein riesiger Rangierbahnhof. Als er
näherkam, sah er, daß es eine Kreuzung war, eine Kreuzung von erstaunlichem
Ausmaß, mit geschwungenen Zubringern und Unterführungen, so als kreuzten sich
hier zwei Autobahnen. Tatsächlich mündete die unter der Brücke liegende,
vierspurige Straße in einen Feldweg. Er suchte die Kreuzung auf der Landkarte
und stellte fest, daß er sich verfahren hatte. Er mußte eine Abfahrt übersehen
haben, oder sie war nicht ausgeschildert gewesen. Die Straße, auf der er jetzt
fuhr, führte nach Norden, zu den Wasserfällen. Er hatte von diesen Wasserfällen
schon als Kind gelesen, wie sie entdeckt worden waren, von dem Conquistador
Cabeza de Vaca, der den Kontinent bereist hatte, immer auf der Suche nach Gold,
und als einer der ersten Europäer sieben Jahre unter Indianern in Nordamerika
gelebt hatte, bis er wieder in den Süden ging und nach einem wochenlangen
Marsch diesen Wasserfall fand, die Iguazú-Fälle. Cabeza de Vaca war auf die
Knie gefallen in seinem verrosteten Eisenkleid: Er hatte den Tag der Schöpfung
gesehen, Wagner überlegte, ob er nicht einfach weiter zu den Wasserfällen
fahren sollte. Auf der Baustelle würde man ihn am Mittwochmorgen erwarten. Er
dachte an das Grundwasser, an den Beton, sagte sich aber, daß er gegen das
Grundwasser nichts tun könne, jedenfalls jetzt noch nicht, und der Beton war
gut, so entschloß er sich zu fahren. Er wollte diesen Umweg machen. Er hatte in
den letzten Jahren immer nur das getan, was zu tun war. Jetzt fuhr er weiter.
Je weiter er fuhr, desto mehr verlor er von seinen Zweifeln, ob er diesen Umweg
verantworten könne.</quote>
<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#timm_schlangenbaum_1986">Timm
1986</ref>.</note>
</p>
<p>Diese Passage steht in <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> nach genau 60.683 Tokens. Ob dies tatsächlich der Punkt ist, an dem Timm
die Arbeit am Roman wieder aufnahm, nachdem er <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> geschrieben hatte, kann trotz Rolling-Delta-Analyse nicht mit
abschließender Sicherheit festgehalten werden. Für die vorliegende Passage ist es
jedoch interessant, sie auf diese Weise zu lesen. Der Protagonist befindet sich
hier auf einer Autofahrt zu der Baustelle, die er als Ingenieur betreut. Die
umgebende Dämmerung, die im ersten Satz der oben zitierten Passage erwähnt wird,
lässt sich analog zu der Blockade des Autors lesen. Dann tut sich am Horizont ein
Licht auf, dessen Strahlkraft so stark sein muss (die Vergleiche mit einem Stadion
oder erleuchteten Rangierbahnhof legen dies nahe), dass es geradezu eine
Anziehungskraft ausübt. Schließlich entpuppt sich das sprichwörtliche Licht am
Ende des Tunnels nicht nur als eine Kreuzung – die metaphorisch für einen
Scheideweg, die Möglichkeit eines Abweges oder für den Ausgangspunkt einer
Irrfahrt stehen könnte – nein, hier handelt es sich zusätzlich um eine Kreuzung,
die bereits auf dem falschen Weg liegt.</p>
<p>Der Weg verspricht Wagner, dem Protagonisten, ihn zu den Iguazú Wasserfällen zu
leiten. Diese Stätte erinnert ihn an Geschichten aus seiner Kindheit, denen er
immer schon einmal nachgehen wollte. Auch hier lässt sich wieder eine Parallele
zum Schreibprozess der beiden Romane ziehen. Der Erzähltext <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> geht einer familiär überlieferten Geschichte nach, die, wenn auch nicht
von Entdeckungen, so doch von ähnlich fortschrittlichen Entwicklungen handelt.
Schließlich ist ein weiteres ausschlaggebendes Argument für den Umweg im Roman,
dass es das erste Mal ist, dass Wagner einen solchen machen möchte. Laut der
Poetikvorlesungen Timms galt dieses Einzigartigkeitsargument auch für die
Unterbrechung des Schreibprozesses an seinem Roman und die Fertigstellung eines
zweiten vor der Wiederaufnahme desselben. Auch hier lässt sich also eine Parallele
zur Entstehungsgeschichte des Werkes feststellen.</p>
<p>Die hier betrachtete Textstelle wurde in der Timm-Forschung ebenfalls als
entscheidende, einen Umbruch markierende Passage ausgemacht.<note type="footnote">
Vgl. <ref type="bibliography" target="#ritter_reproduktion_2014">Ritter
2014</ref>, S. 86.</note> Zwar wurde die stilistische Abweichung von Timms
anderen Texten noch nicht thematisiert, dass zum Ende des Romans ein Wandel
einsetzt, hat aber z. B. Kamya bereits beobachtet.<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#kamya_studentenbewegung_2005">Kamya 2005</ref>,
S. 173–186.</note> Kamya bezeichnet diesen Wandel als <quote>Änderung der
Haltung Wagners</quote>
<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#kamya_studentenbewegung_2005">Kamya
2005</ref>, S. 175.</note> gegenüber Land und fremder Kultur. Ercan und
Schalk beschreiben ihn als eine Selbstentfremdung, die dadurch ausgelöst wird,
dass sein europäisch-logisches Weltsystem nicht mehr greift; sein Ordnungssystem
bricht zusammen.<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#ercan_schalk_schlangenbaum_2006">Ercan / Schalk 2006</ref>, S.
119.</note> Darüber hinaus arbeitet Marius Ritter in seiner
Dissertationsschrift <bibl>
<title type="desc">Kulturelle Reproduktion, Aneignung und Deplatzierung im
sozialen Raum literarischer Welten</title>
</bibl> heraus, dass sowohl die Autobahnbrücke als auch die Wasserfälle
Initialfunktion hätten.<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#ritter_reproduktion_2014">Ritter 2014</ref>, S. 86.</note> Wie
sowohl Schöll als auch Anuntkosol betonen, sind Objekte, die symbolisch und
erzählerisch ästhetisiert werden, für Timm ein typischer Erzählantrieb.<note
type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography" target="#schoell_chaos_2006"
>Schöll 2006</ref>, S. 131; <ref type="bibliography"
target="#anuntkosol_inszenierung_2019">Anuntkosol 2019</ref>, S. 172.</note>
Am Beginn von <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> steht die Erwähnung eines Zahnstochers, der zur Familiengeschichte des
Onkels hinführt<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#anuntkosol_inszenierung_2019">Anuntkosol 2019</ref>, S. 172.</note>
und den auch Germer als Erzählanlass und, mehr noch, als ein Dingsymbol
erkennt.<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#germer_aesthetik_2012a">Germer 2012a</ref>, S. 223.</note> Die – im
Übrigen für die herkömmliche Nutzung völlig funktionsfreie – Autobahnbrücke im
Dschungel ist als exotisches Symbol ästhetisiert und führt den auf einem Esel
darüber reitenden Protagonisten zu einem Versuch der kulturellen Aneignung im
fremden Land.<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#ritter_reproduktion_2014">Ritter 2014</ref>,
S. 86.</note> Auch sie könnte also erzählauslösendes Dingsymbol sein, wenn sie
auch nicht am Anfang eines Erzähltextes steht, so doch am Beginn eines
entscheidenden neuen Abschnitts, den sie als solchen markiert. Gegen diese These
spricht, dass erzählauslösende Objekte bei Timm häufig solche sind, die von
Menschen oft benutzt wurden und darum alt und abgenutzt sind.<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#nicklas_erinnern_2015">Nicklas 2015</ref>, S.
68.</note> Die Autobahnbrücke ist das Gegenteil eines solchen
<quote>gezeichneten Dings</quote>
<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#nicklas_erinnern_2015">Nicklas 2015</ref>, S. 68.</note>; nutzlos,
überflüssig und in ihrem Dasein geradezu absurd liegt sie da und ist damit der
perfekte Erzählauslöser für eine Passage, die stilistisch stark von allem
abweicht, was Timm in seinen anderen Erzähltexten geschrieben hat. Die Brücke – so
beschreiben es Ercan / Schalk – ist ein Monument für einen irrationalen
Fortschrittswahn, der nur im potenziellen Nichts enden kann.<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#ercan_schalk_schlangenbaum_2006">Ercan /
Schalk 2006</ref>, S. 120.</note>
</p>
<p>Der Protagonist gelangt schließlich in ein Dorf und hier zu einem Nachfahren
deutscher Einwanderer*innen und seiner Familie. Diese Familie ist sehr religiös
und zeigt Wagner dadurch ein von seiner eigenen Ausrichtung stark abweichendes
Lebenskonzept. Wagner wurde häufiger als <term type="dh">homo technicus</term>
beschrieben<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#luetzeler_architektur_2005">Lützeler 2005</ref>, S. 145; <ref
type="bibliography" target="#schneider_homo-faber_2005">Schneider
2005</ref>, S. 161; <ref type="bibliography"
target="#ercan_schalk_schlangenbaum_2006">Ercan / Schalk 2006</ref>, S.
115.</note> und mit Frischs Figur Homo Faber verglichen<note type="footnote">
Vgl. <ref type="bibliography" target="#schneider_homo-faber_2005">Schneider
2005</ref>, S. 161; <ref type="bibliography"
target="#ercan_schalk_schlangenbaum_2006">Ercan / Schalk 2006</ref>, S. 115;
<ref type="bibliography" target="#schoell_chaos_2006">Schöll 2006</ref>, S.
136.</note>. Marius Ritter arbeitet mithilfe von Bourdieus Theorien zum Habitus
und zu unterschiedlichen Formen des Kapitals hingegen heraus, dass der Protagonist
Wagner eigentlich ein <term type="dh">homo oeconomicus</term> sei,<note
type="footnote"> Sowohl Ritter als auch Ercan / Schalk beschreiben aber Wagners
Rationalität, die tief im westlichen Denken verankert ist (vgl. <ref
type="bibliography" target="#ercan_schalk_schlangenbaum_2006">Ercan / Schalk
2006</ref>, S. 115) und die dazu führt, dass er einen Mangel an sozialer
Kompetenz und Emotionalität aufweist (vgl. <ref type="bibliography"
target="#ritter_reproduktion_2014">Ritter 2014</ref>, S. 186).</note> dessen
ökonomische Prägung sich bis in die Gestaltung privater Lebensbereiche,
insbesondere der Familie, durchsetzt.<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#ritter_reproduktion_2014">Ritter 2014</ref>, S.
186.</note> In der Schilderung der Familie im Dorf und damit in einer Passage,
die innerhalb der von der Rolling-Delta-Analyse als signifikant ausgemachten
Textpassage liegt, wird eine grundlegend andere Vorstellung von Familie
porträtiert. Zwar scheine die kulturelle Prägung für Wagner durch die von der
Familie genutzte deutsche Sprache zunächst bekannt, werde allerdings <quote>für
Wagner eine Form des kulturell Unverstandenen</quote>
<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#ritter_reproduktion_2014">Ritter 2014</ref>,
S. 88.</note>. Die sprachliche Abweichung, die die Rolling-Delta-Analyse
aufzeigt, unterstützt diesen Eindruck. Obwohl grundsätzlich die gleiche Sprache
verwendet wird, ist die Prägung eine andere. Die religiöse Lebensart der Familie
bringt einen anderen Sprachgebrauch mit sich. Sowohl Ercan / Schalk als auch
Germer interpretieren den Schluss dieses Romans als <quote>biblisch anmutendes
Bild der Apokalypse</quote>
<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#ercan_schalk_schlangenbaum_2006">Ercan /
Schalk 2006</ref>, S. 125; <ref type="bibliography"
target="#germer_aesthetik_2012a">Germer 2012a</ref>, S. 142.</note>.
Außerdem führt Germer die religiöse Anmutung direkt auf den Sprachgebrauch
zurück:</p>
<p>
<quote type="grosszitat">Durch die konsequente Etablierung einer
gedächtnisbildenden, monumentalen Rhetorik verleiht Timm seinem Thema, dem
Problem des technischen Fortschritts und dem aussichtslosen Zugrundegehen der
Länder der dritten Welt, formal eine die Zeit überdauernde Relevanz und
Allgemeingültigkeit.</quote>
<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#germer_aesthetik_2012a">Germer 2012a</ref>,
S. 143.</note>
</p>
<p>Welche Worte charakterisieren nun genau diesen von der computationellen Methodik
offenbarten abweichenden Sprachgebrauch? Dieser Frage habe ich mich mit einer
weiteren Funktion des Toolpackages Stylo genähert. Mithilfe einer <term type="dh"
>Oppose</term>
<hi rend="italic">-</hi>Abfrage, einer Implementierung der
Zeta-Wert-Berechnung<note type="footnote"> Mehr zu Zeta und dessen Nutzen für
literaturwissenschaftliche Analysen in <ref type="bibliography"
target="#schoech_zeta_2018">Schöch 2018</ref>.</note>, können in einem
Korpus im Vergleich zu einem anderen bevorzugte und vermiedene Wörter einander
gegenübergestellt werden. Anders als bei den bisherigen Abfragen, bei denen die
häufigsten Wörter im Fokus der Betrachtung standen, rückt die Berechnung von Zeta
Wörter ins Zentrum, die in der Regel eher eine mittlere Häufigkeit aufweisen.<note
type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography" target="#schoech_zeta_2018"
>Schöch 2018</ref>, S. 83.</note> Zeta zeigt auf, welche Wörter in einem
Korpus, im Vergleich zu einem anderen, bevorzugt werden. Dabei werden die
einzelnen Texte in kürzere Segmente aufgeteilt und am Ende erreichen Wörter die
größte Bedeutung, die nicht in allen Segmenten aller Texte besonders häufig
vorkommen, sondern diejenigen, die gegenüber den Vergleichstexten
herausstechen.<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#schoech_zeta_2018">Schöch 2018</ref>, S. 83.</note> Häufigste
Wörter sind oft übergreifend bedeutsam und wirken darum weniger distinktiv.<note
type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography" target="#schoech_zeta_2018"
>Schöch 2018</ref>, S. 83.</note> Ins Testkorpus habe ich die Endpassage von <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl>, die mit oben zitierter Passage beginnt, übernommen. Um die Abfrage
korrekt durchführen zu können, wurde diese Endpassage etwa mittig aufgeteilt. Ins
Abgleichskorpus wurde der Anfang des Romans bis zu oben zitierter Passage
übernommen, ebenfalls aufgeteilt in zwei Teile. Das Maß ist <term type="dh"
>Craigʼs Zeta</term>, die Dateien wurden jeweils in Samples von 2.000 Wörtern
Länge unterteilt, Wörter müssen in einem Sample mindestens zwei Mal vorkommen, um
berücksichtigt zu werden, und der Filter <term type="dh">Threshold</term> liegt
bei 0,1, was bedeutet, dass Wörter mit sehr geringer Distinktivität nicht mit
einbezogen werden. Resultat ist eine Liste mit Wörtern, die in der Endpassage von <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> im Vergleich zum Rest des Romans bevorzugt auftauchen und solchen, die
eher vermieden werden (vgl. <ref type="graphic" target="#timm_2015_005">Abbildung
5</ref>).</p>
<figure>
<graphic xml:id="timm_2015_005" url=".../medien/timm_2015_005.png">
<desc>
<ref target="#abb5">Abb. 5</ref>: Oppose-Analyse der Endpassage von <title
type="desc">Schlangenbaum</title> im Vergleich mit dem restlichen
Romantext. [Schumacher 2022]<ref type="graphic" target="#timm_2015_005"/>
</desc>
</graphic>
</figure>
<p>Wie <ref type="graphic" target="#timm_2015_005">Abbildung 5</ref> zeigt, ist
insbesondere der Blick auf die in der Endpassage von <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> im Vergleich zum restlichen Romantext vermiedenen Wörter aufschlussreich.
Wörter, die auf die Arbeitswelt des Protagonisten verweisen, werden besonders
stark vermieden. Dazu gehört ›Bau‹ ebenso wie ›Büro‹ oder ›Arbeit‹, aber auch die
damit verbundenen ›Schwierigkeiten‹. Interessant ist auch das am zweitstärksten
vermiedene Wort ›verstehen‹ oder – weiter unten in der Liste zu finden und damit
weniger stark vermieden als ›verstehen‹ – ›wissen‹. Auch Wörter, die auf zeitliche
Chronologie hinweisen, wie ›gerade‹ und ›gestern‹ oder auch auf enge zeitliche
Taktung wie ›sofort‹ werden in der Endpassage stark vermieden. Auf der Seite der
bevorzugten Wörter fällt es schwerer, semantische Felder zu erkennen, was die oben
beschriebene Beobachtung aus der Timm-Forschung stützt, dass in diesem Teil der
Verlust an Ordnung, ja sogar eines Weltsystems eine Rolle spielt. Wörter wie
›überrascht‹, ›grinsen‹ und auch ›schreien‹ können auf unterschiedliche Weise auf
einen solchen Kontrollverlust hinweisen. Begriffe wie ›Arzt‹, ›nackt‹ und ›tot‹
könnten auf essenzielle Lebenserfahrungen verweisen, die nun anstelle der
Arbeitswelt ins Zentrum des Erzählten rücken. Die nah beieinander stehenden Wörter
›drehte‹ und ›Zigarette‹ können, wenn sie unmittelbar zusammen auftreten, darauf
deuten, dass von einer Pausentätigkeit wie eben dem Drehen einer Zigarette, das
eventuell auch für ein Beobachten von Situationen statt eigenem Eingreifen steht,
in diesem Teil deutlich häufiger erzählt wird. In dem Durcheinander der
bevorzugten Wörter sind dies aber nur einige kleine Andeutungen thematischer
Einheiten, die damit zusammenhängen können.<note type="footnote"> Hinzu kommt,
dass Änderungen der Parameter, vor allem die bevorzugten Wörter stark
verändert. Wird statt, wie hier, Burrows’ Delta z. B. Eder’s Delta eingesetzt,
so stehen auf der Seite der bevorzugten Begriffe weitgehend andere Wörter. Was
aber bleibt, ist die Unordnung dieser Wörter, die sich nicht in einen
thematischen Zusammenhang stellen lassen. Stabiler ist das Verhalten der
vermiedenen Wörter. Unabhängig vom Distanzmaß und auch von der Sample-Größe ist
hier ein semantisches Feld der Arbeit zu erkennen.</note> Davon abgesehen
scheint es, dass gerade das Chaotische übernimmt, was ja auch von der
Forschungsliteratur in der Endpassage von <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> bereits ausgemacht wurde<note type="footnote"> Vgl. <ref
type="bibliography" target="#germer_aesthetik_2012a">Germer 2012a</ref>, S.
140.</note>, und schließlich in die apokalyptisch anmutende Schlussbetrachtung
übergeht. Auch diese Form der computationellen Analyse zeigt also, dass das
Wortmaterial der Endpassage von <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> von dem des restlichen Romans abweicht. Wie stark diese Abweichung nicht
nur im Vergleich zum Rest desselben Romans sondern auch zu Uwe Timms anderen
Erzähltexten ist, hat die Rolling-Delta-Analyse zutage gebracht. Die Einsichten
aus den computationellen Analysen mit menschlichen Lesarten von <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> zusammenführend, kann die Autobahnbrücke als symbolisch aufgeladener
Erzählanlass interpretiert werden. Diese Interpretation stützt die These, dass die
mithilfe der computationellen Methodik ausgemachte Passage tatsächlich nach der
Unterbrechung des Schreibprozesses angefertigt wurde und dass hier eine ganz
eigene Erzählpassage ihren Anfang nimmt, nämlich damit, dass der Protagonist auf
einen Um- und Abweg gerät und so zu ebendieser Brücke gelangt und diese sogar
überquert.</p>
<p>Anlass dieser Studie war eine Selbstaussage Timms, nach der <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> und <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> zwei Romane aus einem <quote>Energiegebräu</quote> seien. Bisher konnte
aber nur gezeigt werden, dass sich das Sprachmaterial der Endpassage aus <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> deutlich vom Rest des Romans, sogar vom Rest von Timms Erzähltexten
unterscheidet. Auf Basis der digitalen stilometrischen Analysen konnte keine
stilistische Ähnlichkeit zwischen den beiden Romanen nachgewiesen werden. Die in
<ref type="graphic" target="#timm_2015_004">Abbildung 4</ref> visualisierte
Rolling-Delta-Abfrage zeigt zwar, dass <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> dem Ende von <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> stilistisch näher ist als die anderen Texte im Korpus, es handelt sich
dabei aber nur um eine leichte Tendenz. Mit Hilfe von Christof Hamanns
Betrachtungen in <bibl>
<title type="desc">Grotestker Realismus: Uwe Timms Der Mann auf dem
Hochrad</title>
</bibl>
<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#hamann_realismus_2012">Hamann 2012</ref>, S.
127–149.</note> lässt sich aber ein Erklärungsansatz dafür entwickeln,
inwiefern das Schreiben der <quote>Coburger Legende</quote>
<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#timm_anfang_2015a">Timm 2015a</ref>, S.
45.</note> den Abschluss des Romans <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> beeinflusst haben könnte. Hamann zeigt in seinem Beitrag, dass der
Protagonist ein <quote>anarchischer und vor allem grotesker Held</quote>
<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#hamann_realismus_2012">Hamann 2012</ref>, S.
129.</note> ist, mithilfe dessen Uwe Timm in diesem Erzähltext eine alternative
Weltsicht ermögliche.<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography"
target="#hamann_realismus_2012">Hamann 2012</ref>, S. 132.</note> Ein
solcher Protagonist erscheint als das absolute Gegenteil des ordnungsliebenden,
unemotionalen, als homo technicus oder homo oeconomicus (siehe oben) beschriebenen
Wagner aus dem <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl>. Das Aufbrechen einer Weltsicht scheint also geradezu vom Erzählen der <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl>-Legende in das des Endes von <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> übernommen worden zu sein. Der ungewöhnliche Lebensweg des Hochrad-Fahrers
scheint den Abweg Wagners poetologisch initiiert zu haben.</p>
<p>Dass an der durch die Rolling-Delta-Analyse markierten Stelle im Text eine Passage
steht, die den Beginn eines Um- oder gar Abweges erzählt, lässt den Ansatz
plausibel erscheinen, dass das Toolpackage Stylo hier tatsächlich die Stelle
ermitteln konnte, an der Timm seine Arbeit unterbrochen hat. Diese Lesart
validiert also bis zu einem gewissen Grad die Auslegung der digital ermittelten
Werte. Darüber hinaus lässt diese Interpretation aber auch etwas von der
Virtuosität erahnen, die hinter der Konstruktion des Romans <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> steht. Wenn eine Erfahrung wie die der Unterbrechung der eigenen Arbeit
für einen literarischen Umweg wiederum literarisch verarbeitet wird, so zeigt dies
für mich, wie eng das Erzählen mit dem Erleben zusammenhängen kann, wie Letzteres
aufgegriffen und verarbeitet wird und wie dies letztendlich zum Kern von Literatur
werden kann. Die Verdichtung von Erlebtem zu Erzähltem, das Abstrahieren von
Einzelerfahrungen zu Thematiken wie der des Abweges, des sich Verlierens und des
scheinbar paradoxen Fortgangs im Unterbrechen des vorgefassten Weges – denn wenn
Wagner auch von seinem Weg abkommt, das Erzählen schreitet dennoch voran – lässt
geradezu etwas wie eine Grundüberzeugung davon aufblitzen, dass das Erzählen immer
weiter gehen wird. In einem literarisch verdichteten und konstruierten Werk wie
dem von Uwe Timm scheint das Erleben zentral für das Erzählen zu sein. Damit
gelangt die Interpretation von der reinen Datenbasis über die Ausdeutung der als
relevant markierten Textpassage bis zu einer poetologischen Ebene. An dieser
Stelle treffe ich wieder auf Timms Selbstaussagen, von denen ich ausgegangen bin.
Denn nicht nur in den <bibl>
<title type="desc">Von Anfang und Ende</title>
</bibl>
<note type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography" target="#timm_anfang_2015a"
>Timm 2015a</ref>, S. 82.</note> betitelten Frankfurter Poetikvorlesungen,
sondern auch in seinen Paderborner Poetikvorlesungen <bibl>
<title type="desc">Erzählen</title>
</bibl>
<hi rend="italic"> und </hi>
<bibl>
<title type="desc">kein Ende: Versuch einer Poetik des Alltags</title>
</bibl> beschreibt Timm den engen Zusammenhang von Erzählen und Erleben.<note
type="footnote"> Vgl. <ref type="bibliography" target="#timm_erzaehlen_2015b"
>Timm 2015b</ref>, Positionen 109, 579, 589f. und 874f.</note> Hier weist
Timm immer wieder darauf hin wie eng Erleben, Erinnern, Denken, Sprechen und
Erzählen verbunden sind. Die von Rolling Delta hervorgehobene Textpassage in
Zusammenhang mit Timms Anekdote der Werkentstehung zu lesen hilft also, diesen
narrativen Prozess konkreter werden zu lassen. Dabei zeigt die Gegenüberstellung
gleichzeitig, dass eine autorzentrierte Lesart nicht gleichbedeutend einer
autofiktionalen Deutung sein muss.</p>
<p>Letztlich ist hier aber vor allem im Hinblick auf die zu Beginn dieses Artikels
aufgestellten Thesen festzustellen, dass die stilistische Abweichung, die das
Rolling-Delta-Verfahren aufzeigt, tatsächlich mit einer thematischen einhergeht.
Der Protagonist wird nicht wie erwartet den Bau vollenden, sondern lässt sich auf
Abwege ein. Während die stilometrische Analyse den unbewussten Vorgängen des
Schreibens, wie dem Einsatz der häufigsten, meist nicht signifikanten Types,
nachspürt, zeigt die Interpretation der Passage, die das Romanende einleitet,
inwiefern hier Timm eine bewusst eingesetzte narrative Kursänderung vorgenommen
hat. Insofern ist vielleicht weniger die thematische Verbindung der beiden Romane,
wie Timm sie beschreibt, für die besondere Verknüpfung relevant, sondern vielmehr
das bewusste Aufgreifen der Abwegserfahrung.</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>7. Zusammenfassung der Betrachtungen</head>
<p>Mit Hilfe der stilometrischen Verfahren aus dem Toolpackage Stylo konnte in dieser
exemplarischen Fallstudie ein ziemlich genaues beschreibendes Bild des
Erzähltextwerkes von Uwe Timm erstellt werden. Das Korpus konnte stilistisch in
zwei Phasen unterteilt werden, was mit Aussagen aus der nicht-digitalen
Timm-Forschung über thematische Schwerpunkte übereinstimmt. Es konnte gezeigt
werden, dass jeder Erzähltext durchschnittlich Verbindungen zu fünf anderen
Erzähltexten aufweist und dass die späteren Romane ein wenig stärker verknüpft
sind. Dies ist allerdings nicht überraschend, da ein schriftstellerisches Werk
schließlich diachron anwächst. Die stilometrischen Untersuchungen zeigen, dass die
beiden hier hauptsächlich betrachteten Romane zwar eine stilistische Nähe
aufweisen, diese im Vergleich zu den Verbindungen zwischen anderen
Erzähltextwerken aber nicht besonders auffällig ist. Im letzten Abschnitt ist die
stilistische Nähe von <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> zu <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> im Vergleich zu anderen Werken Timms am höchsten. Die Interpretation der
relevanten Textpassage lässt den Schluss zu, dass die Thematik des Abweges aus
Timms Erleben aufgegriffen und in seinem Romanende verarbeitet und buchstäblich
verdichtet wird. Über diese allgemeinen Beobachtungen hinaus kann die These
generiert werden, dass das Werk nach 60.683 Tokens unterbrochen wurde, um <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> zu schreiben. Schließlich gibt es noch zwei interessante Nebenbefunde: Die
stilistische Nähe von <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> zu <bibl>
<title type="desc">Morenga</title>
</bibl> ist das stabilste stilistische Phänomen innerhalb des Timm-Korpus und <bibl>
<title type="desc">Kopfjäger</title>
</bibl> ist der am stärksten mit anderen Erzähltexten stilistisch verbundene
Roman. Hierin sind wohl die interessantesten Anschlusspunkte für weiterführende
Forschung zu sehen.</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>8. Fazit und Ausblick</head>
<p>Die vorliegende Fallstudie zeigt, wie die computerphilologische Analyse
literarischer Texte mit einer eher traditionell-literaturwissenschaftlichen
Herangehensweise verbunden werden kann. Es hat sich als möglich erwiesen, ein
Korpus, das vor Beginn der Untersuchung nicht gelesen wurde,
literaturwissenschaftlich zu betrachten. Das Toolpackage Stylo konnte Daten
ermitteln, die einen Anstoß zu genauerer Betrachtung der ausgewählten Texte geben
und somit zu einem zielgerichteten Close Reading hinleiten konnten. Methodisch ist
ein solches Verfahren vergleichsweise schlank und dennoch fruchtbar, da, ganz im
Sinne Morettis und seines Aufrufes, das Nicht-Lesen zu lernen<note type="footnote"
> <ref
type="bibliography" target="#moretti_reading_2013a">Moretti 2013a</ref>, S. 48.</note>, nicht ein komplettes Werk (von einem Menschen)
gelesen werden muss, um zu neuen Einsichten zu kommen. Zwar hat die
computergestützte Stilometrie sich nicht oder nur begrenzt als geeignet erwiesen,
um die zweite hier verfolgte These zur thematischen Nähe zu untersuchen. Die
Verbindung einer computationellen mit menschlichen Lesarten führte aber dazu, dass
in dieser exemplarischen Fallstudie eine ganze Reihe von Beobachtungen gemacht
werden konnten. Diese betreffen sowohl das gesamte Korpus als auch die beiden
fokussierten Romane und die angewandte Methodik. So konnte die erste der
aufgestellten Hypothesen, dass die gemeinsame Entstehungsgeschichte der beiden
Romane <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> und <bibl>
<title type="desc">Hochrad</title>
</bibl> sich im Wortmaterial der Texte niederschlägt, validiert werden. Ergänzend
dazu konnte das Korpus aber auch als Ganzes näher beschrieben werden. Die
Clusteranalysen haben eine diachrone Zweiteilung bestätigt, die Netzwerkanalyse
hat sowohl die zentrale Position von <bibl>
<title type="desc">Kopfjäger</title>
</bibl> als auch die besondere Nähe von <bibl>
<title type="desc">Hochrad </title>
</bibl>und <bibl>
<title type="desc">Morenga</title>
</bibl> offenbart und die Rolling-Delta-Abfragen haben eine mögliche Position der
Unterbrechung des Schreibprozesses von <bibl>
<title type="desc">Schlangenbaum</title>
</bibl> ausgemacht, was zu einer Interpretation des letzten Abschnittes dieses
Romans hinleiten konnte. Die Rückbindung der datenbasierten Betrachtungen an die
analoge Timm-Forschung hat sich als sehr gut möglich und für die Interpretation
sehr fruchtbar erwiesen. Für die bereits in vielen Bereichen häufig erfolgreich
eingesetzte digitale Stilometrie konnte mit der literaturwissenschaftlichen
Forschung zum Individualwerk eines Gegenwartsautors also ein weiteres Gebiet
erschlossen werden, in dem sie durch eine grundlegende Perspektivveränderung
sowohl alte Erkenntnisse überprüfen als auch neue Einsichten hervorbringen
kann.</p>
</div>
</div>
<div type="bibliography">
<head>Bibliographische Angaben</head>
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<bibl xml:id="schoell_autor_2012">Julia Schöll: »Der Autor ich«. Auktoriale
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<bibl xml:id="schumacher_freundschaft_2019a">Mareike Schumacher (2019a):
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<bibl xml:id="schumacher_rilke_2019b">Mareike Schumacher (2019b): Rilke und
Andreas-Salomé – eine Dichterliebe oder eine Liebe zur Dichterin? In: Lebe lieber
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<bibl xml:id="schwandt_humanities_2021">Digital Humanities in Practise. In: Digital
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<bibl xml:id="timm_hochrad_1984">Uwe Timm: Der Mann auf dem Hochrad: eine Legende.
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<bibl xml:id="timm_currywurst_1993">Uwe Timm: Die Entdeckung der Currywurst. 5.
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<bibl xml:id="timm_sommer_1998a">Uwe Timm (1998a): Heißer Sommer. München 1998. Siehe
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<bibl xml:id="timm_johannisnacht_1998b">Uwe Timm (1998b): Johannisnacht. München
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<bibl xml:id="timm_morenga_2000a">Uwe Timm (2000a): Morenga. München 2000. <ptr
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<bibl xml:id="timm_kerbels_2000b">Uwe Timm (2000b): Kerbels Flucht. München 2000.
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<bibl xml:id="timm_kopfjäger_2001">Uwe Timm: Kopfjäger. München 2001. <ptr type="gbv"
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<bibl xml:id="timm_rot_2003">Uwe Timm: Rot. München 2003. <ptr type="gbv"
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<bibl xml:id="timm_halbschatten_2008">Uwe Timm: Halbschatten. 2. Auflage. Köln 2008.
<ptr type="gbv" cRef="580264548"/></bibl>
<bibl xml:id="timm_freitisch_2011">Uwe Timm: Freitisch. 2. Auflage. Köln 2011. <ptr
type="gbv" cRef="640898505"/></bibl>
<bibl xml:id="timm_volgelweide_2013">Uwe Timm: Vogelweide. 3. Auflage. Köln 2013.
<ptr type="gbv" cRef="769647685"/></bibl>
<bibl xml:id="timm_anfang_2015a">Uwe Timm (2015a): Von Anfang und Ende: Über die
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basierend auf der Druckausgabe von 2011. Köln 2015. <ptr type="gbv"
cRef="612659135"/></bibl>
<bibl xml:id="timm_erzaehlen_2015b">Uwe Timm (2015b): Erzählen und kein Ende: Versuch
zu einer Ästhetik des Alltags. Ebook vom 05.03.2015, basierend auf der
Druckausgabe von 1993. Köln 2015. <ptr type="gbv" cRef="126371431"/></bibl>
<bibl xml:id="timm_ikarien_2017">Uwe Timm: Ikarien. Roman. Köln 2017. <ptr type="gbv"
cRef="886498694"/></bibl>
<bibl xml:id="trilcke_fischer_Literaturwissenschaft_2018">Peer Trilcke / Frank
Fischer: Literaturwissenschaft als Hackathon. Zur Praxeologie der Digital Literary
Studies und ihren epistemischen Dingen. Wolfenbüttel 2018. (= Zeitschrift für
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<ptr type="gbv" cRef="838331556"/></bibl>
<bibl xml:id="underwood_horizons_2019">Ted Underwood: Distant horizons: digital
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/>
</bibl>
<bibl xml:id="viehhauser_humanities_2014">Gabriel Viehhauser: Digital Humanities ohne
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In: Quantitative Ansätze in den Literatur- und Geisteswissenschaften. Hg. von Toni
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<ptr type="gbv" cRef="880405279"/></bibl>
<bibl xml:id="weitin_et_al_auslegen_2016">Thomas Weitin / Thomas Gilli / Nico Kunkel:
Auslegen und Ausrechnen: Zum Verhältnis hermeneutischer und quantitativer
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Literaturwissenschaft und Linguistik 46 (2016), H. 1, S. 103–115. <ptr type="gbv"
cRef="129289213"/>
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</listBibl>
</div>
<div type="abbildungsnachweis">
<head>Abbildungsverzeichnis</head>
<desc type="graphic" xml:id="abb1"> Bootstrap Consensus Tree von Uwe Timms Werk, ergänzt
durch Jahr der Erstauflage. [Schumacher 2022]<ref type="graphic"
target="#timm_2015_001"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb2"> Gephi-Netzwerkvisualisierung von Uwe Timms
Romanwerk. [Schumacher 2022]<ref type="graphic" target="#timm_2015_002"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb3"> Small Multiples der Rolling-Delta-Analysen der zwölf
Texte Uwe Timms. [Schumacher 2022]<ref type="graphic" target="#timm_2015_003"
/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb4"> Rolling-Delta-Analyse von <title type="desc"
>Schlangenbaum</title> mit 12 Vergleichstexten (inkl. <title type="desc"
>Schlangenbaum</title> selbst). [Schumacher 2022]<ref type="graphic"
target="#timm_2015_004"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb5"> Oppose-Analyse der Endpassage von <title type="desc"
>Schlangenbaum</title> im Vergleich mit dem restlichen Romantext. [Schumacher
2022]<ref type="graphic" target="#timm_2015_005"/></desc>
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