-
Jonathan Schimpf authoredJonathan Schimpf authored
rot_2015_v1_0.xml 182.94 KiB
<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?>
<?xml-model href="http://www.zfdg.de/sites/default/files/schema/tei_zfdg.rnc" type="application/relax-ng-compact-syntax"?>
<TEI xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">
<teiHeader>
<fileDesc>
<titleStmt>
<title>
<biblStruct>
<analytic>
<title level="a">Rot rechnen</title>
<respStmt>
<resp>
<persName>
<name role="marc_aut">
<forename>Waltraud</forename>
<surname>von Pippich</surname>
</name>
<email>von.Pippich@campus.lmu.de</email>
<idno type="gnd">1084652536</idno>
<idno type="orcid">0000-0002-4555-2816</idno>
</persName>
</resp>
<orgName>Ludwig-Maximilians-Universität, München</orgName>
</respStmt>
<idno type="ppn">101422873</idno>
<date when="2016-02-25">25.02.2016</date>
<idno type="zfdg">sb001.016</idno>
<idno type="doi">10.17175/sb001_016</idno>
<idno type="ppn">857481320</idno>
<idno type="url">http://www.zfdg.de/node/x</idno>
<date when="2016-02-19">19.02.2016</date>
</analytic>
<monogr>
<title level="j">Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften</title>
<title level="m">Sonderband: Grenzen und Möglichkeiten der Digital
Humanities</title>
<respStmt>
<resp>
<name role="marc_edt">
<forename>Constanze</forename>
<surname>Baum</surname>
<email>baum@hab.de</email>
</name>
<idno type="gnd">132852896</idno>
</resp>
<orgName>Herzog August Bibliothek</orgName>
</respStmt>
<respStmt>
<resp>
<name role="marc_edt">
<forename>Thomas</forename>
<surname>Stäcker</surname>
<email>staecker@hab.de</email>
</name>
<idno type="gnd">141905573</idno>
</resp>
<orgName>Herzog August Bibliothek</orgName>
</respStmt>
<respStmt>
<resp>Publiziert von</resp>
<orgName role="marc_pbl">Herzog August Bibliothek</orgName>
</respStmt>
<respStmt>
<resp>Transformation der Word Vorlage nach TEI</resp>
<persName/>
<name role="marc_trc">
<surname>Steyer</surname>
<forename>Timo</forename>
<idno type="gnd">1053806175</idno>
</name>
</respStmt>
<respStmt>
<resp>Übersetzung des Abstract ins Englische</resp>
<name role="marc_trl">
<forename>Kathleen</forename>
<surname>Smith</surname>
</name>
</respStmt>
<availability status="free">
<p>Available at <ref target="http://www.zfdg.de"
>http://www.zfdg.de</ref>
</p>
</availability>
<biblScope unit="sonderband">1</biblScope>
<biblScope unit="artikel">16</biblScope>
</monogr>
</biblStruct>
</title>
</titleStmt>
<editionStmt>
<edition>Elektronische Ausgabe nach TEI P5</edition>
</editionStmt>
<publicationStmt>
<distributor>
<name>
<orgName>Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel</orgName>
</name>
</distributor>
<idno type="doi">10.17175/sb001</idno>
<idno type="ppn">826997821</idno>
<idno type="url">http://www.zfdg.de/sonderbaende/001</idno>
<date when="2016-04-14">14.04.2016</date>
<authority>
<name>Herzog August Bibliothek</name>
<address>
<addrLine/>
</address>
</authority>
<authority>
<name>Forschungsverbund MWW</name>
<address>
<addrLine/>
</address>
</authority>
<availability status="free">
<p> Sofern nicht anders angegeben </p>
<licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">CC BY SA
4.0</licence>
</availability>
<availability status="free">
<p> Available at <ref target="workID">http://www.zfdg.de"> (c)
Forschungsverbund MWW</ref>
</p>
</availability>
</publicationStmt>
<sourceDesc>
<p>Ausgewählte Beiträge der DHd-Tagung 2014 in Passau</p>
</sourceDesc>
</fileDesc>
<encodingDesc>
<editorialDecl>
<p>Transformation der WORD-Vorlage nach XML/TEI-P5 durch Apache TIKA 1.7 und
XSLT</p>
</editorialDecl>
<editorialDecl>
<p xml:lang="de">Lektorat des Textes durch die Redaktion.</p>
</editorialDecl>
<editorialDecl>
<p>Medienrechte liegen bei den Autoren</p>
</editorialDecl>
<editorialDecl>
<p>All links checked<date when="2016">24.05.2016</date>
</p>
</editorialDecl>
</encodingDesc>
<profileDesc>
<creation>Einreichung für den Sonderband 1 der Zeitschrift für digitale
Geisteswissenschaften</creation>
<langUsage>
<language ident="de">Text in Deutsch</language>
<language ident="en">Abstract in English</language>
</langUsage>
<textClass>
<keywords scheme="gnd">
<term>Kunstgeschichte (Fach)<ref target="4138803-3"></ref></term>
<term>Bildverarbeitung<ref target="4006684-8"></ref></term>
<term>Farbmessung<ref target="4016462-7"></ref></term>
</keywords>
</textClass>
</profileDesc>
<revisionDesc>
<change/>
</revisionDesc>
</teiHeader>
<text>
<body>
<div>
<div type="abstract">
<argument xml:lang="de">
<p>Rot ist eine Farbe und Farbe ist nicht messbar. Ist das so? Das
Redcolor-Tool erfasst erstmals Röte in Bildern. Dies geschieht anhand
einer Technologie, die jeder Farbe einen Rotwert zumessen kann. Der
Beitrag spielt die Implikationen der Farbanalysen für die stilometrische
und die historische Bildforschung durch und fragt nach dem Potential der
Eigenschaftsmetrik zur Bildung allgemeiner Kategorien für die
Geisteswissenschaften. Der stilometrische Teil widmet sich Rotfrequenzen
und Farbsummen. Als methodischer Schlüssel wird eine die Stilometrie
fundierende ›Theorie der Koordination‹ favorisiert. Der historische Teil
erfasst Rot als Symbol der Herrschaft und Macht. Er behandelt
exemplarisch Bilder von Tizians Karl V. bis zu Bushs Merkelporträt.</p>
</argument>
<argument xml:lang="en">
<p>How would you measure color? The software Redcolor-Tool enables redness
in images to be quantified for the first time. The technology attributes
values of redness to any given color. This paper explores the
methodological implications of color analysis for stylometric and
historical approaches to visual studies. Furthermore, it examines the
potential of new categories for the humanities which could emerge from
quantitative feature metrics. The stylometry section is devoted to red
color frequencies and color sums. A ›theory of coordination‹ based in
stylometry is proposed as the methodological key. The historical section
analyses red as the symbol of power and authority. Portraits from
Titian´s Charles V to Bush´s portrait of Angela Merkel are analysed,
taking the color red as the interpretational basis of traditional and
contemporary political iconography. </p>
</argument>
</div>
<div type="chapter">
<head>1. Technologie des Redcolor-Tools</head>
<p>Farbe ist erkenntnistheoretisch der Akzidenz und nicht der Substanz
zugeordnet, der Erscheinung und nicht dem Sein. Der Philosophie gilt sie als
Paradefall der Qualia-Debatte, sie ist der Stachel im logozentrischen
Weltbild. Als Element der Kunst ist sie kaum fassbar. Kunsttheoretisch
traditionell dem Materiellen, nicht dem Geistigen zugewiesen,<note
type="footnote"> Dieser Beurteilung liegt ein starres hierarchisches
Wertegefüge zugrunde. Farbtheorien des frühen 20. Jahrhunderts, die
Farbe hingegen dem Geistigen zuordnen, zum Beispiel die Theorien von
Wassily Kandinsky oder Johannes Itten, gleiten wiederum ins Esoterische
ab.</note> ließe sich gar argumentieren, sie sei kein Gegenstand der
geisteswissenschaftlichen Forschung. Beachtet sie die Kunstgeschichte, so
geschieht das selten und dann entlang historisch ausgerichteter
Fragestellungen.<note type="footnote">Max Imdahl untersuchte die
Emanzipation der Farbe vom Primat der Linie in der klassischen
akademischen Tradition, <ref type="bibliography"
target="#imdahl_farbe_1988">Imdahl 1988</ref>. Über eine historische
Ausrichtung hinaus weisen einige Beiträge zum Thema ›Farbe‹ in den
Publikationen <ref type="bibliography" target="#busch_optik_2008">Busch
2008</ref>, <ref type="bibliography"
target="#wolfschmidt_farben_2011">Wolfschmidt 2011</ref> und <ref
type="bibliography" target="#vogt_farbe_2013">Margrit Vogt / André
Karliczek 2013</ref>.</note> Es ist möglich, erfolgreich ein Studium
der Kunstgeschichte zu absolvieren, ohne jemals das Wort ›rot‹ gesagt zu
haben. Über farbige Abbildungen von Bildern ist zu hören: ›Das ist alles
falsch.‹ Farbe steht paradigmatisch für das Gebundensein des
Forschungsgegenstandes an das wahrnehmende Subjekt und paradigmatisch für
Fragiles, das durch jede Art der Reproduktion an ›Echtheit‹ verliert.
Dennoch stellt sich die Frage: Ist Farbe messbar? Was ist zu leisten, wenn
es Technologie gibt, die Farbe objektiv ermittelt?</p>
<p>Die im Ommer Lab der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 2012 für die
Erforschung von Farbe in Bildern entwickelte Software Redcolor-Tool
ermöglicht präzise Analysen der Farbigkeit. Gegenstand der Farbanalysen sind
digital vorliegende, entweder digitalisierte oder genuin digitale
Bildelemente. Einem <ref type="glossar" xml:id="ggloss11" target="#gloss11">Pixel</ref> wird
algorithmisch ein Farbwert zugewiesen. Numerisch wird der Farbwert in Zahlen
gefasst, z.B.: Pixel x hat den Farbwert 0,00714. Das Messergebnis lautet
0,00714. Es gibt keine Nominalskala. Das Tool arbeitet ohne die Verwendung
von Farbbegriffen und eliminiert mit der durch die Kluft zwischen Gegenstand
(Analysandum) und Wort (Farbbegriff) für jede, nicht nur die automatisierte
Attribution gegebenen Ungenauigkeit zugleich den methodischen
Kardinalfehler. Denn Farbeigenschaften liegen nicht diskret, sondern
kontinuierlich vor.</p>
<p>Die Technologie des Redcolor-Tools basiert auf dem <ref type="glossar" xml:id="ggloss8" target="#gloss8">Lab-Farbraum</ref>, der von der <ref type="glossar" xml:id="ggloss2" target="#gloss2">Commission Internationale de
l´Éclairage</ref> zum internationalen Standard erhoben wurde. Die Metrik
im Lab-Farbraum orientiert sich am menschlichen Sehen. Euklidische Abstände
zwischen gleichwertigen Differenzen der Farbempfindung ermöglichen, die
menschliche Wahrnehmung mathematisch zu approximieren. Es entsteht ein
metrisches Skalenniveau. Die sogenannte Gleichabständigkeit im Lab-Farbraum
beinhaltet, dass Farbwerte mit den gleichen metrischen Abständen auch den
als gleich wahrgenommenen Differenzen des Farbeindrucks entsprechen. Das
intensivste durch das menschliche Auge wahrzunehmende Rot wird durch die
informatische Lösung des Redcolor-Tools dem Beginn der Skala (0,00001)
subordiniert.</p>
<p>Farbe wird durch die Software also einerseits als Gegebenes (Analysandum) und
andererseits als Wahrgenommenes (Metrik) erfasst. Die erarbeiteten
Algorithmen führen den Parameter des betrachteten Objekts mit dem Parameter
des betrachtenden Subjekts durch Pixelanalyse und Lab-Metrik auf
technologischer Ebene zusammen.<note type="footnote"> Die informatische
Lösung ist im <ref target="http://hci.iwr.uni-heidelberg.de">Heidelberg
Collaboratory for Image Processing</ref> (HCI), in der Computer
Vision Group, Ommer Lab, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg,
gelungen. Mein Dank gilt Björn Ommer für die Entwicklung des
Redcolor-Tools.</note> Farben, diese vormals lautlosen Elemente, haben
durch den quantifizierenden Zugang zum Farbkosmos und die kalkulierte
Subjekt-Objekt-Relation für die wissenschaftliche Forschung gleichsam eine
Stimme gewonnen. Die folgenden Fallstudien kontrastieren die Implikationen
der digitalen Messtechnologie für die <ref type="intern" target="#hd2"
>stilometrische</ref> und die <ref type="intern" target="#hd15"
>historische</ref> Bildforschung.</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>2. Stilometrische Bildforschung </head>
<p>Stilometrie erfasst formale und formalisierte Eigenschaften. Zu diesen
Eigenschaften lassen sich neben Größen-, Zahl- und Mengenangaben von Linien,
Flächen und weiteren Formen auch Farbeigenschaften zählen. Jedes Bild
ereignet sich auf seine eigene Weise, – <hi rend="italic">individuum est
ineffabile</hi> – das Einzige ist unausschöpflich. Dennoch gehen
stilometrische Arbeiten davon aus, dass sich Individual- und Epochenstil
anhand einer Reihe formaler und formalisierter Merkmale eruieren lassen.
Gewiss ist nicht jedes Merkmal in stilometrischen Untersuchungen adäquat
erfasst, gewiss ist nicht alles zu berechnen. Doch in der Reduktion der
Methoden auf wenige Parameter liegt ihre Effizienz.</p>
<p>Methodisch wird der Farbkreis als aus 16 Farbklassen bestehend verstanden.
Die Farbklassen bilden die Farbwerte 1–16. Ein Farbwert wird definiert als
diskrete Menge auf der Skala kontinuierlich nebeneinanderliegender feinster
farblicher Nuancen, z.B. ist Farbwert 1 die Menge der Nuancen {0,00001, …,
1,0}. Farbwert 1 entspricht intensivem Rot. Farbwert 16, der tiefem Dunkel
gleicht, geht gemäß der spektralen Ordnung im Lab-Farbraum in Farbwert 1
über. Ein Bild wird als Komposition begriffen, die aus den 16 Farbklassen
besteht. Das Bilden von Farbklassen birgt eine Reduktion farblicher
Vielfalt, zugleich jedoch auch die methodische Erweiterung zur Exploration,
Extraktion, Artikulation und möglichen Komparation farbformaler
Eigenschaften.</p>
<p>Das Analysandum ist im vorliegenden Fall ein Korpus aus 50 Bildern (m01–m50)
von Adolph Menzel.<note type="footnote"> Die Zuschreibung dieser Werke ist
in der Forschung unbestritten, die Autorschaft scheint somit klar. Die
Bilder entstammen einer Zeitspanne vom Frühwerk bis hinein ins Spätwerk.
Es sind Ölgemälde auf Leinwand, Öl auf Papier (m01, m02, m11, m16),
Aquarelle auf Papier (m22, m37, m45) und Gouachen auf Papier (m14, m29,
m42). Die Bilder haben unterschiedliche Formate. Thematisch liegt eine
Spannbreite von Historie, historischem Genre über Genreszenen, einer
Landschaftsdarstellung (m15) bis hin zur Wolkenstudie (m30) vor. Unter
den Arbeiten sind sowohl Auftragswerke als auch autonom ausgeführte
Gemälde. Die Bilder gelten in der Forschung als vollendet, ein Bild
(m09) wird als unvollendet verhandelt, wurde vom Künstler aber signiert
und datiert, vgl. die Diskussion und die Einordnung als vollendetes Werk
bei <ref type="bibliography" target="#busch_leben_2004">Busch
2004</ref>, S. 87-89. </note> Digitalisierte Abbildungen der Bilder mit
der Auflösung von 300 <ref type="glossar" xml:id="ggloss3" target="#gloss3">dpi</ref> werden von
der Software analysiert und die Prozentzahlen der 16 Farbwerte bemessen auf
die Gesamtfläche für jedes Bild berechnet. Bilddaten und Messdaten dieser
Analysen sind der Tabelle (<ref type="graphic" target="#rot_2015_001"
>Abbildung 1</ref>) zu entnehmen. Ein Diagramm (<ref type="graphic"
target="#rot_2015_002">Abbildung 2</ref>) der Farbwertkompositionen von
100 Gemälden, links die 50 Korpuswerke, rechts 50 aleatorisch gewählte,
verschiedene Werke aus unterschiedlichen Epochen lässt das Vorliegen
impliziter <hi rend="italic">patterns</hi> auf der die homogene Autorschaft
repräsentierenden Seite deutlich werden. Die im Diagramm aufscheinenden <hi
rend="italic">patterns</hi> sind durch die Extraktion farbformaler
Eigenschaften explizit nachweisbar. Die Messdaten sind die Grundlage der
Berechnungen von Farbfrequenzen und Farbwertrelationen. Es gilt, bekannte
Muster zu identifizieren und noch namenlose Muster zu benennen.</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_001" url=".../medien/rot_2015_001.jpg">
<desc>
<ref target="#abb1">Abb. 1</ref>: Tabelle der Metadaten, Messwerte
und Angaben zu statistischen Frequenzen der Farbwerte (Lab-Farbraum,
16 Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, HCI) der Korpusbilder
© Pippich 2014. Link auf Datei: Waltraud von Pippich: Frequenzen und
statistische Dispersion der Farben in 50 Bildern von Adolph Menzel.
2014. Open data LMU Link: <ref type="extern"
target="http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.79"
>http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.79</ref></desc>
</graphic>
</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_002" url=".../medien/rot_2015_002.png">
<desc>
<ref target="#abb2">Abb. 2</ref>: Stilometrische Bildanalysen,
Diagramm der Farbwertkompositionen von 100 Bildern, 50 Bilder von
Adolph Menzel (links), 50 Bilder heterogener Autorschaft – von
Giotto bis Yves Klein (rechts). Jede Säule im Diagramm repräsentiert
ein Bild in seiner farblichen Komposition (Messtechnologie:
Lab-Farbraum, 16 Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, HCI) ©
Pippich 2013. </desc>
</graphic>
</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>2.1 Statistische Dispersion der Farbwerte</head>
</div>
<div type="chapter">
<head>2.1.1 Statistische Variabilität</head>
<p>Die <ref type="glossar" xml:id="ggloss12" target="#gloss12">Range</ref> der Farbigkeit eines Bildes
beschreibt die Spannweite der erzielten Messergebnisse auf der verwendeten
Skala. Abzulesen ist aus diesem Wert die statistische Streuung und
Variabilität der Messergebnisse. 30 der 50 Werke weisen die maximale Range
1–16 auf. 3/5 des Korpus erfüllen das Merkmal extensiver farblicher
Variabilität. 2/5 hingegen zeigen eine reduzierte Range. Bei 17 Bildern
beträgt diese 2–16, das heißt, die Range ist moderat reduziert. Gemäßigt ist
die Variabilität zweier Gemälde mit der Range 3–16. Die kürzeste Range
(4–16) wird für Menzels Bild <hi rend="italic">Berlin-Potsdamer Bahn</hi>
gemessen. Spektralanalysen (<ref type="graphic" target="#rot_2015_003"
>Abbildung 3</ref>),<note type="footnote"> Der Farbeindruck der
Spektralanalysen ist geräteabhängig, den Darstellungen liegt das RGB-
oder CYMK-Modell zugrunde, die Lab-Metrik bestimmt die numerischen
Werte.</note> die die Messergebnisse in Farbe übersetzen und
Bildelemente in Farbsummen zusammenführen, vermitteln die unterschiedliche
Verteilung der Farbwerte in den Bildern mit minimaler und maximaler
Range.</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_003" url=".../medien/rot_2015_003.png">
<desc>
<ref target="#abb3">Abb. 3</ref>: Oben (von links): Adolph Menzel,
<hi rend="italic">Flötenkonzert Friedrichs des Großen in
Sanssouci</hi>, 1852, Öl auf Leinwand, 142 x 205 cm, Berlin,
Nationalgalerie, Quelle: <ref type="bibliography"
target="#menzel_kupferstichkabinett_2008">Adolph Menzel</ref>.
Radikal real. Kat. Ausst. Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München
und Kupferstichkabinett der staatlichen Museen zu Berlin. Hg. von
Bernhard Maaz. München 2008, S. 17, Adolph Menzel, <hi rend="italic"
>Berlin-Potsdamer Bahn</hi>, 1847, Öl auf Leinwand, 42 x 52 cm,
Berlin, Nationalgalerie, Quelle: <ref type="bibliography"
target="#menzel_labyrinth_1996">Adolph Menzel 1815–1905</ref>.
Das Labyrinth der Wirklichkeit. Kat. Ausst. Nationalgalerie Berlin.
Hg. von Claude Keisch und Marie-Ursula Riemann-Reyher. Köln 1996, S.
116, unten: Spektralanalysen, Lab-Farbraum, Software Redcolor-Tool
(HCI) – die Korpusbilder mit maximaler (1–16) und minimaler (4–16)
Farbrange © Pippich 2014.</desc>
</graphic>
</p>
<p>Die <ref type="glossar" xml:id="ggloss15" target="#gloss15">Standardabweichung</ref> der
Farbverteilung eines Bildes beziffert die durchschnittliche Differenz der
Messergebnisse von ihrem Mittelwert. Der Mittelwert (6,25) ist die
durchschnittliche Klassenhöhe.<note type="footnote"> Die durchschnittliche
Klassenhöhe berechnet sich aus der Summe der Ergebnisse geteilt durch
die Anzahl der Ergebnisse. Für jedes Bild liegt die Summe bei 100 (% der
Pixel, die Anzahl beträgt 16 (16 Farbklassen), 100:16 = 6,25. Der
Mittelwert jedes Bildes beträgt also 6,25. Ein Bild, das in jeder der 16
Farbklassen das Messergebnis 6,25 (% des Bildes) aufweisen würde, würde
die Standardabweichung 0 erzielen. Es gäbe keine Abweichung vom
Mittelwert. </note> Die durchschnittliche Standardabweichung der Bilder
liegt bei 6,4. Das heißt, Klassenhöhen um 12,7 und sehr geringe Klassenhöhen
um 0,01 liegen im Korpus im Durchschnitt. Die höchste Standardabweichung
erreicht die Farbkomposition des Gemäldes <hi rend="italic">Frühmesse in
einer Salzburger Kirche </hi>(10,79). Gewaltige Klassenhöhen in
Kombination mit einer leeren Klasse und äußerst geringen Klassen erzeugen
beträchtliche Differenzen vom Mittelwert. Erreicht ist eine niedrige
Standardabweichung, die für ähnlich und gleich große Farbmengen steht und
somit hinsichtlich der Proportion einzelner Farbklassen zueinander
Gleichwertigkeit bezeichnet, tatsächlich einzig in einem <hi rend="italic"
>Biergarten</hi> (3,37) betitelten Bild. Der Vergleich der
Spektralanalysen der Bilder mit der geringsten und der höchsten
Standardabweichung visualisiert die verschiedenen Frequenzen (<ref
type="graphic" target="#rot_2015_004">Abbildung 4</ref>).</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_004" url=".../medien/rot_2015_004.png">
<desc>
<ref target="#abb4">Abb. 4</ref>: Oben (von links): Adolph Menzel,
<hi rend="italic">Frühmesse in einer Salzburger Kirche</hi>,
1855, Öl auf Leinwand, 58,4 x 68,3 cm, Wien, Österreichische Galerie
im Belvedere, Quelle: <ref type="bibliography"
target="#menzel_kupferstichkabinett_2008">Adolph Menzel</ref>.
Radikal real. Kat. Ausst. Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München
und Kupferstichkabinett der staatlichen Museen zu Berlin. Hg. von
Bernhard Maaz. München 2008, S. 167, Adolph Menzel, <hi
rend="italic">Biergarten</hi>, 1883, Pinsel, Tusche, Deckfarben,
13,5 x 17,9 cm, Schweinfurt, Museum Georg Schäfer, Quelle: <ref
type="bibliography" target="#menzel_kupferstichkabinett_2008"
>Adolph Menzel</ref>. Radikal real. Kat. Ausst. Kunsthalle der
Hypo-Kulturstiftung München und Kupferstichkabinett der staatlichen
Museen zu Berlin. Hg. von Bernhard Maaz. München 2008, S. 18, unten:
Spektralanalysen, Lab-Farbraum, Software Redcolor-Tool (HCI) – die
Korpusbilder mit der höchsten (links: 10,79) und geringsten (rechts:
3,37) statistischen Standardabweichung der Farbwerte (Mittelwert:
6,25) © Pippich 2014.</desc>
</graphic>
</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>2.1.2 Berechnungen zentraler Tendenz</head>
<p>Der <ref type="glossar" xml:id="ggloss10" target="#gloss10">Modalwert</ref> ist der Wert, der am häufigsten
gemessen wird. Es ist der Wert, dessen Farbe die größte Bildfläche bedeckt.
Doch hier ist Vorsicht geboten: denn es liegen nicht nur zusammenhängende
Gebiete vor, die Pixel können durch Pixel anderer Farbklassen getrennt sein.
Im Korpus lassen sich zehn unterschiedliche Modalwerte zwischen Farbwert 4
und 15 feststellen.<note type="footnote"> Modalwerte sind die Farbwerte 4,
5, 6, 7, 8, 9, 10, 13, 14 und 15.</note> Geprüft werden auch die in
einem Bild am zweit- und dritthäufigsten gemessenen Farbwerte. Die Mengen
dieser Farbwerte werden mit den anderen Mengen im Bild verglichen. Gewisse
Kombinationen fallen dabei auf. Es lassen sich Gruppen an Bildern
identifizieren, die Eigenschaften teilen. Die Bestimmungen folgen dem
Prinzip der Koordination als einer gleichordnenden, nicht hierarchisierenden
Methode der farblichen Stilometrie und werden in <ref type="intern"
target="#hd13">Abschnitt 2.3</ref> vorgestellt.</p>
<p>Der <ref type="glossar" xml:id="ggloss9" target="#gloss9">Median</ref> teilt die Anzahl der
Messergebnisse in zwei gleich große Hälften. Er wird auch das 50%-Quantil
genannt. Die Lage des Median zeigt an, welche Stelle der Skala die
Messergebnisse in jeweils 50% und 50% teilt. Der Median der Korpusbilder
befindet sich an unterschiedlichen Positionen zwischen 5,5 bis hin zur
Stelle 14,3. Dies weist auf ausgesprochene Varianz in der Bedeckung der
Bildfläche mit Farben. So sind in der privaten Szene <hi rend="italic"
>Wohnzimmer mit der Schwester des Künstlers</hi> 50% der Messergebnisse
röter als der Farbwert 5,5. Und in der Nachtszene <hi rend="italic"
>Mondschein über der Friedrichsgracht im alten Berlin</hi> sind 50% der
Messergebnisse dunkler als der bereits dunkle Median 14,3. Die
Spektralanalysen (<ref type="graphic" target="#rot_2015_005">Abbildung
5</ref>) der Gemälde bilden die Unterschiede der Farbdispersion ab.</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_005" url=".../medien/rot_2015_005.png">
<desc>
<ref target="#abb5">Abb. 5</ref>: Oben (von links): Adolph Menzel,
<hi rend="italic">Wohnzimmer mit der Schwester des
Künstlers</hi>, 1847, Öl auf Papier, 46,1 x 31,7 cm, München,
Neue Pinakothek, Quelle: <ref type="bibliography"
target="#menzel_labyrinth_1996">Adolph Menzel 1815–1905</ref>.
Das Labyrinth der Wirklichkeit. Kat. Ausst. Nationalgalerie Berlin.
Hg. von Claude Keisch und Marie-Ursula Riemann-Reyher. Köln 1996, S.
119, Adolph Menzel, <hi rend="italic">Mondschein über der
Friedrichsgracht im alten Berlin</hi>, um 1855, Öl auf Leinwand,
39,5 x 33 cm, Berlin, Nationalgalerie, Quelle: <ref
type="bibliography" target="#menzel_labyrinth_1996">Adolph
Menzel 1815–1905</ref>. Das Labyrinth der Wirklichkeit. Kat.
Ausst. Nationalgalerie Berlin. Hg. von Claude Keisch und
Marie-Ursula Riemann-Reyher. Köln 1996, S. 177, (unten)
Spektralanalysen, Lab-Farbraum, Software Redcolor-Tool (HCI) – die
Korpusbilder mit der niedrigsten (links: 5,5) und höchsten (rechts:
14,3) Skalenposition des Median © Pippich 2014. </desc>
</graphic>
</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>2.1.3 Berechnungen mittlerer Tendenz</head>
<p>Die <ref type="glossar" xml:id="ggloss7" target="#gloss7">Interquartilsspanne</ref> (IQR
für engl. <hi rend="italic">interquartile range</hi>) erweitert die
Aussagekraft des Median. Sie gibt die Spannweite der Messwerte zwischen dem
25%-Quartil und dem 75%-Quartil an. Nun ist zu bestimmen, über wie viele und
über welche Skalenwerte verteilt die mittleren, die extremen Lagen
aussparenden 50% der Messergebnisse liegen. Bei den untersuchten Werken
erstreckt sich die IQR über zwei Farbwerte hinweg bis zu einer Spanne von
sechs Farbwerten, sie befindet sich an unterschiedlichen Lagen: Kurz ist sie
im Bild <hi rend="italic">Emilie Menzel schlafend</hi>. Zu den Bildern mit
weiter IQR gehört <hi rend="italic">Kronprinz Friedrich besucht Pesne auf
dem Malgerüst in Rheinsberg</hi>. Eine Gegenüberstellung der
Spektralanalysen der Bilder mit minimaler und maximaler IQR, bei
unterschiedlicher Lage der IQR auf der Skala, vermittelt die Diversität der
Farbkompositionen (<ref type="graphic" target="#rot_2015_006">Abbildung
6</ref>).</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_006" url=".../medien/rot_2015_006.png">
<desc>
<ref target="#abb6">Abb. 6</ref>: Oben (von links): Adolph Menzel,
<hi rend="italic">Emilie Menzel schlafend</hi>, um 1848, Öl auf
Papier, 46,8 x 80 cm, Hamburg, Hamburger Kunsthalle, Quelle: <ref
type="bibliography" target="#menzel_labyrinth_1996">Adolph
Menzel 1815–1905</ref>. Das Labyrinth der Wirklichkeit. Kat.
Ausst. Nationalgalerie Berlin. Hg. von Claude Keisch und
Marie-Ursula Riemann-Reyher. Köln 1996, S. 133, Adolph Menzel, <hi
rend="italic">Kronprinz Friedrich besucht Pesne auf dem
Malgerüst in Rheinsberg</hi>, 1861, Gouache auf Papier, 24 x 32
cm, Berlin, Nationalgalerie, Quelle: <ref type="bibliography"
target="#menzel_labyrinth_1996">Adolph Menzel 1815–1905</ref>.
Das Labyrinth der Wirklichkeit. Kat. Ausst. Nationalgalerie Berlin.
Hg. von Claude Keisch und Marie-Ursula Riemann-Reyher. Köln 1996, S.
203, unten: Spektralanalysen, Lab-Farbraum, Software Redcolor-Tool
(HCI) – Korpusbilder mit geringer (2) und weiter (5)
Interquartilsspanne, die Lage der Interquartilsspanne differiert:
4,5–6,5 (links), 8,5–13,5 (rechts), vgl. die Anzeige der Linie im
Farbbalken © Pippich 2014.</desc>
</graphic>
</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>2.1.4 Kunst und Durchschnitt</head>
<p>Die Werte der zentralen und mittleren Tendenz sind robust gegenüber <ref
type="glossar" xml:id="ggloss1" target="#gloss1">Ausreißern</ref>, sie
liefern jedoch hilfreiche Angaben im Rahmen der explorativen Statistik. Die
Angaben sind modellbedingt und skalenabhängig, beschreiben aber die
Phänomenologie der Bilder. Sie bieten einen analytischen Mehrwert innerhalb
der Stilometrie, sie diversifizieren. Anders verhält es sich mit der Angabe
eines Durchschnittswertes.<note type="footnote"> Der Durchschnittswert
berechnet sich z.B. auflösungsbedingt aus der Summe der Werte der Pixel
dividiert durch die Pixelanzahl. Ein zu gleichen Teilen aus 5-er und
15-er Werten bestehendes Bild hat den Durchschnittswert 10.</note> Der
Durchschnittswert eines Bildes ist nicht zwangsläufig im Bild selbst zu
sehen. Wird der Durchschnittswert auf der Grundlage der Pixelauflösung und
der Farbauflösung am Monitor nach dem <ref type="glossar" xml:id="ggloss13" target="#gloss13"
>RGB-Modell</ref> gebildet, so orientiert der Wert sich nicht an der
Phänomenologie der Bilder, er ist auflösungs- und gerätebedingt. Er leistet
keinen analytischen Mehrwert, er diversifiziert nicht, er vereinfacht. </p>
<p>Den digitalkünstlerischen Darstellungen Lev Manovichs liegen beispielsweise
die durchschnittlichen Grauwerte der Helligkeit und Sättigung gemäß der
Pixelauflösung am Monitorgerät zugrunde.<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#manovich_images_2012">Manovich
2012</ref>, S. 249–278. </note> Die vordergründig wie mathematische
zweiachsige Koordinatensysteme funktionierenden Darstellungen zeigen
auflösungs- und geräteabhängige Durchschnittswerte. Selbst wenn Manovich
noch einmal 1 Mio. Bilder nach dieser Methode berechnen ließe, blieben die
Ecken der nominell zu Koordinatensystemen deklarierten Abbildungen leer. In
mathematischen Koordinatensystemen geben die Ecken die Extreme an. Doch ein
System, das <hi rend="italic">per definitionem</hi> nur Durchschnitte
registriert, markiert die Ecken zwangsweise zu blinden Stellen. Zur
Extraktion farbformaler Bildeigenschaften ist diese Methode der Medienkunst
ungeeignet. Der Durchschnittswert erfasst keine Eigenschaft des Bildes.</p>
<p>Extreme und Ausreißer sind innerhalb des Bildlogos nicht zu unterschätzen.
Sie spielen innerhalb des analytisch-stilometrischen Zugangs zu einem
Kunstgebilde eben gerade keine marginale Rolle. Ihre eigentümliche Funktion
im schöpferischen wie im wirkungsästhetischen Prozess ist kaum zu
fassen.<note type="footnote"> Aus stilometrischer Perspektive gilt es
insbesondere zu bedenken: Wenn ein Künstler bzw. eine Künstlerin denkt,
er oder sie habe mit einer spezifischen Farbwahl, mit einem einzigen
silbernen Klecks, etwas Extraordinäres hinzugefügt, vielleicht liegt
dies dann statistisch tatsächlich in seinem bzw. ihrem Durchschnitt und
er oder sie verlässt somit sein bzw. ihr stilometrisches Muster durch
diese Handlung nicht.</note> Die gegenüber extremen Skalenwerten
robusten Werte der zentralen und mittleren Tendenz sind für die farbliche
Stilometrie durch das Registrieren extremer und seltener Farbwerte zu
ergänzen.</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>2.1.5 Extreme Skalenwerte</head>
<p>Was kann im Bereich Farbe als extrem angesehen werden? Ist es das Glitzernde,
der besondere Schein? Statistisch lassen sich Extreme nur im Rahmen einer
Skala bestimmen. Die künstliche, durch den Computer programmierte
Hierarchisierung des seiner Natur nach nicht hierarchisch organisierten
Farbkosmos definiert Farbnuancen um 0,01 und 16 als Extreme. Es ist dabei
zwischen extremen und seltenen Skalenwerten zu unterscheiden. Im
Menzel-Korpus koinzidieren diese Werte. Dabei liegen die roten Extreme bei
den hier untersuchten Gemälden m01–m14 in einem höheren Bereich als bei den
Gemälden m15–m50.</p>
<p>Ein Bild sei hinsichtlich seiner Komposition der Rotwerte dargestellt: das
Gemälde <hi rend="italic">Ballszene</hi> (<ref type="graphic"
target="#rot_2015_007">Abbildung 7</ref>). Zu sehen ist eine Frau in
einem roten Ballkleid als zentrale Figur in einer Szene, die sich am Rande
des Parketttreibens abspielt. Dieses Gemälde weist im Verhältnis der
Farbwerte 7/6/5/4/3/2 zueinander kontinuierlich die Zahl Phi (1,61…) auf.
Die Werte erzeugen zueinander die goldene Relation.<note type="footnote">
Das Verhältnis des <ref type="glossar" xml:id="ggloss6" target="#gloss6">goldenen
Schnittes</ref> wird in <ref type="intern" target="#hd12">Abschnitt
2.2.3</ref> ausführlich besprochen. Die Prozentzahlen der für die
<hi rend="italic">Ballszene</hi> (m13) genannten Farbwerte liegen
bei 9,65/6,195/3,768/2,21/1,64/1,0813 und sind, wie die Zahlen für die
im Folgenden dargestellten Rechnungen, der Tabelle (<ref type="graphic"
target="#rot_2015_001">Abbildung 1</ref>) zu entnehmen. Weitere
Bilder des Korpus, die im Verhältnis der Rotwerte Phi aufweisen, sind:
m14 (Farbwerte 7/6/5/4); m01 (3/(1+2)); m02 (2/1); m06 (6/5/3/2); m11
(5/4) und m03 – <hi rend="italic">Théâtre du Gymnase</hi> –, das in <ref
type="intern" target="#hd12">Abschnitt 2.2.3</ref> analysiert
wird.</note> Das Bild lässt sich demnach als Farbkomposition begreifen,
in der tiefrote Teile und Farben nachlassenden Rots in sich wiederholender
Proportion aufeinander abgestimmt sind und sich durch die Zahl aufeinander
beziehen. Durch die beschriebene Gleichabständigkeit im Lab-Farbraum
betrifft eine Schilderung der Zahlenverhältnisse die Phänomenologie des
Bildes. Es ist die Informationstechnologie, die Binnenstrukturen durch
Numerik zur Artikulation verhilft und das Bild auf eine zuvor nicht mögliche
Weise farbformal zu beschreiben hilft.</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_007" url=".../medien/rot_2015_007.png">
<desc>
<ref target="#abb7">Abb. 7</ref>: Oben: Adolph Menzel, <hi
rend="italic">Ballszene</hi>, 1867, Pinsel, Deckfarbe, 26,5 x 30
cm, Schweinfurt, Museum Georg Schäfer, Quelle: <ref
type="bibliography" target="#menzel_kupferstichkabinett_2008"
>Adolph Menzel</ref>. Radikal real. Kat. Ausst. Kunsthalle der
Hypo-Kulturstiftung München und Kupferstichkabinett der staatlichen
Museen zu Berlin. Hg. von Bernhard Maaz. München 2008, S. 199,
unten: Spektralanalyse, Lab-Farbraum, Software Redcolor-Tool, HCI ©
Pippich 2014. </desc>
</graphic>
</p>
<p>Die Erfassung der dunklen Extreme vollendet die Berechnungen zur
statistischen Dispersion der Farbwerte. Abermals fallen Größenverhältnisse
der goldenen Proportion auf. Im Gemälde <hi rend="italic">Mondschein über
der Friedrichsgracht im alten Berlin</hi> bedeckt der Modalwert (15) die
Leinwand zu 37,1%. Diese Zahl stellt den Rest des Bildes (62,9%) zum vom
Modalwert bedeckten Teil und das gesamte Bild zu diesem Rest in das goldene
Verhältnis. Die Bilder <hi rend="italic">Théâtre du Gymnase</hi> und <hi
rend="italic">Emilie Menzel schlafend</hi> zeigen das goldene Verhältnis
der dunkelsten Farbwerte (15/16) zueinander. Bei den Messungen zu Extremen
fällt zudem auf, dass zwei Bilder in beiden Skalenextremen hohe Quantitäten
erzielen: <hi rend="italic">Auf der Fahrt durch schöne Natur</hi> und <hi
rend="italic">Blick in einen kleinen Hof</hi>.<note type="footnote"> Der
Versuch einer Interpretation findet sich in <ref type="intern"
target="#hd14">Abschnitt 2.4</ref>.</note>
</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>2.2 Farbsummenrelationen</head>
</div>
<div type="chapter">
<head>2.2.1 Koordination und Bild</head>
<p>Der Logos des Bildes betrifft das Verhältnis der Teile zum Ganzen und das
Verhältnis der Teile zueinander. Anders als der Logos der Subordination der
Sprache, der aus Verhältnissen begrifflicher Unter- und Überordnung aufbaut,
ereignet sich der Logos im Bild, nur im übertragenen Sinne ist von einem
Logos zu sprechen.<note type="footnote"> Wittgenstein fasst in seinen späten
<hi rend="italic">Bemerkungen über die Farben</hi> die systematische
Gleichordnung im Ausdruck <quote>das Zusammen der Farbtöne</quote>, <ref
type="bibliography" target="#wittgenstein_farben_1984">Wittgenstein
1984</ref>, S. 35. Prägnant hat <ref type="bibliography"
target="#gabriel_praezision_2010">Gabriel 2010</ref>, S. 376, das
Andere der Logik des Ästhetischen, seine komplementäre Stellung zur
apophantische Aussagen zeugenden Sprache, wiedergegeben.</note> Es
finden sich gleichordnende Verhältnisse der Kombination, des Konsonierens,
des Simultanen. Es ist ein ›Logos der Koordination‹, des co-, des cum-, so
wie es die lateinische Wortgruppe um <hi rend="italic">coordinatio</hi>
nahelegt. Der Seite einer möglichen Ko-Partizipation von Farben in multiplen
Summenverhältnissen entspricht auf der Seite der Wahrnehmung eine
ästhetische Kontemplation, die sich, anders als beim Lesen von Worten oder
Hören von Sprache, ohne eine durch den Sinn vorgegebene Reihenfolge
entfaltet.</p>
<p>Ein Schlüssel zur Erforschung des Farblogos im Bild liegt im Erfassen der
Relationen einzelner Farbteile zueinander und zum Bildgesamt.
Relationsstudien bieten methodisch entscheidende Vorteile. Sie eliminieren
einige skalierungs-, modell-, auflösungs- und aufnahmebedingte Hürden, die
Schwierigkeiten konsistenter Formalisierungsprozesse darstellen.<note
type="footnote"> Zu den aufnahmebedingten Hürden: Bis heute wurden keine
Kriterien und Maßstäbe für die professionelle Bildreproduktion
formuliert. Es ist die Crux der Arbeit mit Reproduktionen, dass diese
einen <ref type="glossar" xml:id="ggloss4" target="#gloss4">Farbstich</ref> aufweisen können.
Verschiedene vorgenommene Messungen lassen annehmen, dass bei Bildern
mit Farbstich in den Relationen der Farbglieder zueinander die für den
erschließenden Vergleich notwendige Stabilität bestehen kann. Die
Relation kann in den Bildern mit und ohne Farbstich stabil
bleiben.</note> Die Relation etwa ist modellbedingt, doch nicht stets
skalierungsabhängig. Sie ließe sich bei anderen, die Farbklassen
definierenden Schwellwerten im Lab-Farbraum ebenso nachweisen. Die lineare
Skala löst sich zudem bei der Beachtung der Relationen im spektralen
Farbganzen zum Zyklus, die ursprüngliche, nicht hierarchische Natur des
Spektrums entfaltet sich, der Farbkreis schließt sich. Relationen leisten
Konnex zwischen Gliedern sowie zwischen Partikeln und Ganzem. So werden die
Berechnungen zur Relation zum Instrument der Artikulation von
Binnenstrukturen. Auf der Suche nach impliziten <hi rend="italic"
>patterns</hi> bietet ein Erfassen der Relation die Aussicht, einen
Verhältniswert in weitere, komparative Forschung einbinden zu können.</p>
<p>Wie verhalten sich nun im hier untersuchten Korpus einzelne Farbwerte und
Summen der Farbwerte zueinander? Einige Zahlen tauchen häufiger auf.
Modellbedingte<note type="footnote"> Hier sind die durch das 16
Farbklassen-Modell bedingten Eigenschaften gemeint. </note> und
zahlentheoretische<note type="footnote"> Z.B. die
Primeigenschaft.</note> Eigenschaften der Zahlen beleuchten weniger die
Natur des individuellen Bildes als diejenige des Modells und der Zahlen.
Bekannte mathematische Relationsbeschreibungen reichen für eine systematisch
stilometrische Analyse der Farbigkeit in Bildern nicht aus und sind um
Prinzipien zu erweitern, die durch den Kunstorganismus Bild entstehen und
ihn deshalb beschreiben.<note type="footnote"> Während im Alltag häufig
verwendete Verhältnisse (1/2, 1/4) sich meist auf die Teilung eines
bereits bestehenden Ganzen mit oft kontingenter Form beziehen, werden
einige Muster, die sich aus Artefakten ableiten lassen, auch die
Eigenschaft haben, den diesen Erzeugnissen vorangehenden schöpferischen
Prozess zu beschreiben.</note></p>
</div>
<div type="chapter">
<head>2.2.2 Silberne Relation</head>
<p>Das Bild <hi rend="italic">Eisenwalzwerk</hi> (m31) weist die Farbwerte 8–13
in der folgenden, eigentümlichen Staffelung auf (in %):
7/14/21//15/10/5.<note type="footnote"> Der Doppelschrägstrich markiert
die Trennung der Prozentzahlen für den Modalwert und den zweithäufigsten
Farbwert.</note> Der Modalwert lautet 10 (21%), der zweithäufigste
Farbwert ist 11 (15%). Das heißt, die Mengen dieser beiden exponierten
Farbwerte ereignen sich zu röteren und weniger roten Farbwerten in einer
7-er und in einer 5-er Rhythmik. Stabil aber sind dabei die Relationen 2 und
3, die der 7/14/21-Reihe ebenso wie der 5/10/15-Reihe zu Grunde liegen,
stabil ist die Relation der Glieder. Hier zeigt sich, dass nicht die
absolute Prozentangabe, sondern die Relation der Glieder zueinander einen
Anker für den weiteren forschenden Prozess bietet.</p>
<p>Forscht man etwa in m31 an der beschriebenen Stelle weiter, auf die Relation
achtend, so zeigt sich, dass die beschriebenen Farbwerte gemeinsam eine
Farbsumme von etwas über 70% bilden. Die Quantität approximiert zum Rest des
Bildes die <ref type="glossar" xml:id="ggloss14" target="#gloss14">silberne Relation</ref>
(2,41…). Es finden sich auch weitere, die silberne Relation annähernde
Verhältnisse im Bild.<note type="footnote"> Die Verhältnisse 5/2, 12/5,
29/12, 70/29; Pell-Zahlen (0, 1, 2, 5, 12, 29, 70, …), die den Divisor
der sich logisch fortsetzenden, rekurrenten Reihe bilden, sind als
Prozentanteile im Farborganismus von m31 den Messungen zu entnehmen.
Pell-Zahl 29 (Farbwerte 11–13), Dividend 41 (Farbwerte 8–10), Pell-Zahl
70 (Farbwerte 8–13), Dividend 99 (Farbwerte 1–16). Und: Die beiden
Summen der drei weiteren, auf der Skala jeweils dem Modalwert benachbart
liegenden Werte bilden annähernd 29% und stehen jeweils zur
beschriebenen Farbsumme der Farbwerte 8–13 in der silbernen
Relation.</note> Die Zahlen unterscheiden sich, doch die
Zahlenverhältnisse der Farbklassen sind dieselben. Die Relation fungiert als
Konstante zwischen den Größen der Glieder und artikuliert ihr Binnenprinzip.
Die in rationalen Zahlen nicht vollständig auszudrückende silberne Relation
findet durch die Ästhetik zweier Quantitäten vollständigen Ausdruck, ihre
Rolle im Farblogos der Bilder ist noch rätselhaft.</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>2.2.3 Goldene Relation</head>
<p>Warum steht die irrationale Zahl Phi (1,61…) für ein Größenverhältnis, das
sich auch <hi rend="italic">proportio divina</hi> nennt? Das Göttliche hat
einen Bezug zum Schöpferischen. Durch einen einzigen Akt der Teilung wird
mehr als ein einziger Bezug erreicht. Eine Teilung erzeugt zugleich zweimal
dieselbe Relation, das ist eigentlich ein Wunder und jedenfalls eigenartig.
Zugleich wird das Gesamt zum größeren Teil und der größere Teil zum
kleineren in das von Phi repräsentierte Verhältnis gesetzt. Das
Teilungsverhältnis wurde als ein harmonisches beschrieben, die entstehenden
Relationen golden und die Teilung der goldene Schnitt genannt. </p>
<p>Zahlen der <ref type="glossar" xml:id="ggloss5" target="#gloss5">Fibonacci-Folge</ref> (1, 1, 2, 3, 5,
8, 13, 21, 34, 55, 89, …) sind häufig involviert, wenn das Verhältnis des
goldenen Schnittes vorliegt. Sie erreichen im Verhältnis zur in der
Fibonacci-Folge vorangehenden Zahl weitgehende Annäherungen an Phi. Jede
Zahl der Reihe ist die Summe der beiden vorangehenden Zahlen. Die
Fibonacci-Folge repräsentiert ein sich selbst logisch fortsetzendes,
selbstursprüngliches Prinzip. Die Kunstproduktion hat Affinität zu dieser
Eigenart.</p>
<p>Wegweisend sind die Forschungen Werner Buschs zu Verhältnissen des goldenen
Schnittes in der Linien- und Flächenkomposition gerade auch in Menzels
Bildern.<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#busch_landschaften_1996">Busch
1996</ref>, S. 457–468 und <ref type="bibliography"
target="#busch_leben_2004">Busch 2004</ref>, zum Größenverhältnis
des goldenen Schnittes im Bild <hi rend="italic">Berlin-Potsdamer Bahn
</hi>(m15), S. 75; im Bild <hi rend="italic">Aufbahrung der
Märzgefallenen</hi> (m09), S. 91; über die <quote>abstrakte Ordnung
im konkreten Chaos</quote> und den <quote>Flächenorganismus</quote>
des Bildes <hi rend="italic">Pariser Wochentag</hi> (m04), S.
116.</note> Es gibt demnach eine durch Zahlen zu artikulierende Ordnung
in dieser Kunst. Phi findet sich auch im Verhältnis von Farbquantitäten in
Menzels Gemälden.<note type="footnote"> Einige Verhältnisse wurden im <ref
type="intern" target="#hd8">Abschnitt 2.1.5</ref>. ›Extreme
Skalenwerte‹ bereits formuliert.</note> Der Farborganismus nach der
goldenen Relation wird hier für drei Gemälde vorgestellt. Die
Kreisdiagramme, die die Größenverhältnisse der Farbwerte und zugleich ihren
Ort in der spektralen Ordnung abbilden, übernehmen dabei eine mehr als
illustrierende Funktion. Denn das durch Phi repräsentierte mathematische
Verhältnis ist nicht in rationalen Zahlen darstellbar, mit Worten kaum zu
beschreiben. Visuell aber ist es vollständig durch die Perzeption des
Größenverhältnisses erfassbar. So wird die Ansicht der Diagramme ein
Verständnis für die spezielle Relation erst erzeugen helfen.</p>
<p>Das Bild <hi rend="italic">Balkonzimmer</hi> (m12, <ref type="graphic"
target="#rot_2015_008">Abbildung 8</ref>) gehört zu den besonders
bekannten Gemälden Adolph Menzels. Spektralanalysen (<ref type="graphic"
target="#rot_2015_009">Abbildung 9</ref>) visualisieren Farbwertgruppen,
Kreisdiagramme (<ref type="graphic" target="#rot_2015_010">Abbildung
10</ref>) legen die Proportionsverhältnisse dar. Das
›Menzel-Modalwertpaar‹<note type="footnote"> Ob ihres prominenten
Auftauchens im Korpus kann die Kombination von Modalwert 9 mit
zweithäufigstem Wert 10 und von Modalwert 10 mit zweithäufigstem Wert 9
vorläufig ›Menzel-Modalwertpaar‹ genannt werden. 1/5 der untersuchten
Bilder, darunter berühmte Bilder Menzels, das <hi rend="italic"
>Flötenkonzert in Sanssouci</hi> (m27) und die von <ref
type="bibliography" target="#hofmann_manifest_1982">Hofmann
1982</ref>, S. 31–40, so eindrücklich als <quote>Menzels verstecktes
Manifest</quote> geschilderte <hi rend="italic">Atelierwand</hi>
(m19), gehören in diese Gruppe.</note> bedeckt die Leinwand zu 37,17%.
Der Rest des Bildes steht somit zum Modalwertpaar und das ganze Bild zum
Rest im goldenen Verhältnis. Nicht weniger als sechs Mal findet sich diese
Farbproportion im Bild.<note type="footnote"> Die Farbsummen der Werte 1–8
(37,52%), der Werte 10–12 (37,9%), der Werte 12–6 (39%) und der Werte
13–7 (38%) erzeugen das Verhältnis Phi.</note> Die Fibonacci-Zahl 55
(Werte 9–12) erzeugt die goldene Relation im Verhältnis zur Fibonacci-Zahl
34 (Werte 5–8).<note type="footnote"> Angabe in Prozent. Die Angaben zu den
Fibonacci-Zahlen sind allesamt im Folgenden als Prozentangaben für das
Bild zu verstehen. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit werden die
Prozentzeichen im Text weggelassen, ›Farbwert‹ wird zu ›Wert‹
gekürzt.</note> Noch einmal ertönt die Fibonacci-Zahl 55 (Werte 1–9) und
erzeugt Phi im Verhältnis zur Fibonacci-Zahl 34 (Werte 1–8), die sie selbst
beinhaltet.<note type="footnote"> Adäquatere Visualisierungen der
multiplen Farbsummenrelationen befinden sich in der Entwicklung.</note>
</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_008" url=".../medien/rot_2015_008.jpg">
<desc>
<ref target="#abb8">Abb. 8</ref>: Adolph Menzel, <hi rend="italic"
>Balkonzimmer</hi>, 1845, Öl auf Pappe, 58 x 47 cm, Berlin,
Nationalgalerie, Quelle: <ref type="bibliography"
target="#menzel_labyrinth_1996">Adolph Menzel 1815–1905</ref>.
Das Labyrinth der Wirklichkeit. Kat. Ausst. Nationalgalerie Berlin.
Hg. von Claude Keisch und Marie-Ursula Riemann-Reyher. Köln 1996, S.
91.</desc>
</graphic>
</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_009" url=".../medien/rot_2015_009.png">
<desc>
<ref target="#abb9">Abb. 9</ref>: Spektralanalysen, Adolph Menzel,
<hi rend="italic">Balkonzimmer</hi>, Software Redcolor-Tool, HCI
© Pippich 2012. </desc>
</graphic>
</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_010" url=".../medien/rot_2015_010.png">
<desc>
<ref target="#abb10">Abb. 10</ref>: Diagramm der Farbwerte
(Lab-Farbraum, 16-Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, HCI),
Darstellung der Fibonacci-Relationen: : 100% / gelbes Segment,
gelbes Segment / blaues Segment, Adolph Menzel, <hi rend="italic"
>Balkonzimmer </hi>© Pippich 2014. Weitere goldene Relationen
mit Link auf Datei: Waltraud von Pippich: Goldene Relationen in
Farbkompositionen von Adolph Menzel. Das Gemälde <hi rend="italic"
>Balkonzimmer </hi> Open data LMU Link: <ref type="extern"
target="http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.80"
>http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.80</ref></desc>
</graphic>
</p>
<p>Chaos begegnet dem Betrachter von Menzels Gemälde <hi rend="italic">Piazza
d´Erbe in Verona</hi> (m28 (<ref type="graphic" target="#rot_2015_011"
>Abbildung 11</ref>), Spektralanalysen (<ref type="graphic"
target="#rot_2015_012">Abbildung 12</ref>), Kreisdiagramm (<ref
type="graphic" target="#rot_2015_013">Abbildung 13</ref>)), das den ganz
gewöhnlichen Alltag auf einem italienischen Wochenmarkt schildert. Werner
Busch detektierte die Regeln im Flächenorganismus dieses Bildes.<note
type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#busch_leben_2004">Busch 2004</ref>, S.
118–123.</note> Farblich ist ebenfalls Ordnung im Chaos zu entdecken:
Eigentümlich färbt das ›Menzel-Modalwertpaar‹ jeweils zu 21% das Bild.
Fibonacci-Relationen im Bild sind 8/13/21//21/13/8/5 (Werte 7–12), 55/34
(Werte 10–16, 8–9), abermals 55/34 (Werte 8–10, 11–16), 34/21 (Werte 11–16,
10), 34/21 (Werte 8–9, 10), Wert 9 zu 8, der Wert 8 annähernd zu Wert 7. Die
Farbsumme der Werte 9–12 approximiert im Verhältnis zum Leinwandrest den
goldenen Schnitt.</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_011" url=".../medien/rot_2015_011.jpg">
<desc>
<ref target="#abb11">Abb. 11</ref>: Adolph Menzel, <hi rend="italic"
>Piazza d´Erbe in Verona</hi>, 1882–84, Öl auf Leinwand, 74 x
127 cm, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister,
Quelle: <ref type="bibliography" target="#menzel_labyrinth_1996"
>Adolph Menzel 1815–1905</ref>. Das Labyrinth der Wirklichkeit.
Kat. Ausst. Nationalgalerie Berlin. Hg. von Claude Keisch und
Marie-Ursula Riemann-Reyher. Köln 1996, S. 318. </desc>
</graphic>
</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_012" url=".../medien/rot_2015_012.png">
<desc>
<ref target="#abb12">Abb. 12</ref>: Spektralanalysen, Adolph Menzel,
<hi rend="italic">Piazza d´Erbe in Verona</hi>, Software
Redcolor-Tool, HCI © Pippich 2012. </desc>
</graphic>
</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_013" url=".../medien/rot_2015_013.png">
<desc>
<ref target="#abb13">Abb. 13</ref>: Diagramm der Farbwerte
(Lab-Farbraum, 16 Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, HCI),
Darstellung der Fibonacci-Relationen: (jeweils) gelbes Segment /
blaues Segment, blaues Segment / graues Segment, graues Segment /
rotes Segment, rot-grünes Segment / blaues Segment, Adolph Menzel,
<hi rend="italic">Piazza d´Erbe in Verona </hi>© Pippich 2014.
Weitere goldene Relationen Link auf Datei: Waltraud von Pippich:
Goldene Relationen in Farbkompositionen von Adolph Menzel. Das
Gemälde <hi rend="italic">Piazza d´Erbe in Verona</hi>. 2012. Open
data LMU Link: <ref type="extern"
target="http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.83"
>http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.83</ref>
</desc>
</graphic>
</p>
<p>Das Gemälde <hi rend="italic">Théâtre du Gymnase</hi> (m03 (<ref
type="graphic" target="#rot_2015_014">Abbildung 14</ref>),
Spektralanalysen (<ref type="graphic" target="#rot_2015_015">Abbildung
15</ref>), Kreisdiagramm (<ref type="graphic" target="#rot_2015_016"
>Abbildung 16</ref>)) stellt eine Besonderheit der Menzelforschung dar.
Einzig dieses Bild hielt dem an reiner Farbenwirkung orientierten Urteil
Julius Meier-Graefes stand, als dieser in seiner Menzel-Monographie die
Werke des Malers vor dem Hintergrund zeitgleicher moderner Bestrebungen der
Kunst in Frankreich kritisierte.<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#meier_menzel_1906">Meier-Graefe
1906</ref>, S. 129–138, 142–144, 167, 182–184, 211. Das Gemälde
weist den rötesten Modalwert im Korpus auf, Modalwert 4.</note> Starke
Rotwerte (1–5) bilden die goldene Relation zum Leinwandrest.
Fibonacci-Relationen sind 55/34/21 (Werte 1–7, 8–10, 11–3), 21/13 (Werte
3–4, 5). Die Fibonacci-Zahl 89 (Werte 4–16) steht im Bild dem starken Rot
(1–3) entgegen. Einer Reprise gleich erklingt dieses Verhältnis im anderen
Skalenextrem. Die Fibonacci-Zahl 89 (Werte 1–10) steht dem Dunkel (11–16)
entgegen. Gleichzeitig, einer anderen Ordnung als der der Fibonacci-Zahlen
entspringend, summieren sich die vier einander im Kreisdiagramm chiastisch
gegenüberliegenden, jeweils die Fibonacci-Zahl 13 annähernden Farbwerte 4,
5, 9, 10 zu 50% und färben gemeinsam eine Hälfte des Bildes. Das
›Menzel-Modalwertpaar‹ trifft seine farblichen Antagonisten.</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_014" url=".../medien/rot_2015_014.jpg">
<desc>
<ref target="#abb14">Abb. 14</ref>: Adolph Menzel, <hi rend="italic"
>Théâtre du Gymnase</hi>, 1856, Öl auf Leinwand, 46 x 62 cm,
Berlin, Nationalgalerie. Quelle: <ref type="bibliography"
target="#menzel_labyrinth_1996">Adolph Menzel 1815–1905</ref>.
Das Labyrinth der Wirklichkeit. Kat. Ausst. Nationalgalerie Berlin.
Hg. von Claude Keisch und Marie-Ursula Riemann-Reyher. Köln 1996, S.
27. </desc>
</graphic>
</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_015" url=".../medien/rot_2015_015.png">
<desc>
<ref target="#abb15">Abb. 15</ref>: Spektralanalysen, Adolph Menzel,
<hi rend="italic">Théâtre du Gymnase</hi>, Software
Redcolor-Tool, HCI © Pippich 2012. </desc>
</graphic>
</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_016" url=".../medien/rot_2015_016.png">
<desc>
<ref target="#abb16">Abb. 16</ref>: Diagramm der Farbwerte
(Lab-Farbraum, 16 Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, HCI),
Darstellung der Fibonacci-Relationen, Adolph Menzel, <hi
rend="italic">Théâtre du Gymnase</hi> © Pippich 2014. Link auf
Datei: Waltraud von Pippich: Goldene Relationen in Farbkompositionen
von Adolph Menzel. Das Gemälde <hi rend="italic">Théâtre du
Gymnase</hi>. 2014. Open data LMU Link: <ref type="extern"
target="http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.84"
>http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.84</ref></desc>
</graphic>
</p>
<p>Wentworth Thompson erforschte den Zusammenhang zwischen dem Wachstum
natürlicher Organismen und den Zahlen der Fibonacci-Folge.<note
type="footnote"> Wentworth Thompson entdeckte Zahlen der Fibonacci-Folge
in den rechts- und linksdrehenden Reihen der Schuppenglieder von Zapfen
und im Blütenstand von Blumen, vgl. <ref type="bibliography"
target="#wentworth_form_1917">Wentworth Thompson 1992</ref>, S.
921–924.</note> Einzelnen Gliedern eignet durch das goldene Verhältnis
zueinander eine besondere Effizienz und Stabilität. Beim Malen entstehen auf
der Leinwand künstlich wachsende Farbsummen. Die Farbglieder weisen in
Menzels Bildern zueinander häufig die goldene Relation auf, wie gezeigt
wurde. Die Bedeutung des goldenen Verhältnisses für jede Farbkreation kann
hier nicht erschöpfend bestimmt werden. Der Zusammenhang der
Farbkombinationen zur Logik rekurrenter mathematischer Reihen und die in
Zahlen zu erfassenden Gemeinsamkeiten zwischen natürlich und künstlich
wachsenden Organismen aber ist im Blick zu behalten.</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>2.3 Eigenschaftsextraktion durch methodische Koordination </head>
<p>Die Messergebnisse zeigen, dass viele Gemälde das Modalwertpaar teilen. Es
war nicht vorauszusehen, dass sich diese Bilder auch in der erreichten Range
und Standardabweichung, der Position der Quartile und der
Interquartilsspanne gleichen oder ähneln würden. Die Eigenschaftsbündel sind
wertvoll zur Detektion der <hi rend="italic">patterns</hi>. Die Verteilung
der Farbwerte der Korpusbilder kann in einem kumulativen Frequenzhistogramm
(<ref type="graphic" target="#rot_2015_017">Abbildung 17</ref>)
dargestellt werden. Die horizontale Achse zeigt die 16 Farbwerte, die
vertikale Achse die Prozentzahl bemessen auf die Gesamtfläche des Bildes von
100%. Graphenbündel in der Mitte sowie auf der linken und rechten Seite des
Histogramms sind zu determinieren. Das Frequenzhistogramm von 16 Bildern des
Korpus zeigt Gruppen, die Eigenschaften teilen. In der Mitte sind die
Graphen der prominenten Werke mit dem ›Menzel-Modalwertpaar‹ zu
verorten.<note type="footnote"> Modalwertpaar 9–10 und 10–9
(Modalwert-zweithäufigster Wert), Bilder m19, m25, m26, m27, m28, m29,
und Modalwertpaar 8–9, Bild m18.</note> Eine lichtere Farbdispersion
weisen die Graphen im Histogramm links auf. Hier gibt es Frequenzen
intensiven Rots<note type="footnote"> Modalwertpaar 7–6, Bilder m07,
m08.</note> und moderate Rotfrequenzen.<note type="footnote">
Modalwertpaar 6–7 und 7–6, Bilder m04, m05, m06. </note> Rechts im
Histogramm kumulieren die Graphen der Bilder mit dunklem Modalwert, die
wiederum weitere farbformale Eigenschaften teilen.<note type="footnote">
Modalwertpaar 13–10, 13–14, 14–10, 14–16, Bilder m36, m37, m40, m41.
Eine Korpuserweiterung ließe zu, die entdeckten <hi rend="italic"
>patterns</hi> weiter zu diversifizieren.</note>
</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_017" url=".../medien/rot_2015_017.png">
<desc>
<ref target="#abb17">Abb. 17</ref>: Kumulative Frequenzhistogramme:
Farbverteilung in 50 Bildern von Adolph Menzel (links),
Graphenbündel: Farbverteilung in 16 Bildern (Mitte), Graphenbündel:
Farbverteilung in 14 Bildern (rechts). Die horizontale Achse der
Histogramme zeigt die 16 Farbwerte, die vertikale Achse zeigt die
Prozentzahl (Messtechnologie: Lab-Farbraum, 16 Farbklassen-Modell,
Software Redcolor-Tool, HCI) © Pippich 2014.</desc>
</graphic>
</p>
<p>Neben silbernen und goldenen Relationen gehören Modalwerte, Modalwertpaare,
Zahlen zu extremen und seltenen Frequenzen, weitere deskriptiv statistische
Angaben sowie Kombinationen dieser Eigenschaften zu <hi rend="italic"
>patterns</hi>, die sich gemäß der koordinierenden Methode extrahieren
lassen. Im Rahmen der Koordination wird ein Mit- und Nebeneinander,
Ähnlichkeit, Unterschied, ein sich Drängen und eine Rhythmik im Aufbau der
Elemente erfassbar. Die systematische Koordination ist die methodische
Grundlage digitaler farbanalytischer Stilometrie.</p>
<p>Eine Folge der koordinierenden Methode ist, dass fehlende und überschüssige
Pixel gleichermaßen zum Vorliegen von <hi rend="italic">messy data</hi>
beitragen. Innerhalb einer als allgemein zu verstehenden ›Demokratie der
Pixel‹ trägt jedes Bildelement zum Ergebnis bei, dem Ansatz der
ikonographisch identifizierenden, subordinierenden Methode
entgegengesetzt.<note type="footnote"> Überpointiert lässt sich
formulieren, das praktizierte Abschneiden von Bildrändern beispielsweise
in Museums- und Ausstellungskatalogen folge dem Motto ›Das ist in
Ordnung, das ist nur der Rand, die Figur ist ja noch zu sehen und bleibt
erhalten.‹ Dieser Ansatz ist für die jedes Pixel des Bildes notwendig
erfassende Stilometrie ungeeignet.</note> Mit der Ebene der
Subordination ist das Feld auch um mögliche Fehler erweitert. Der folgende
Versuch der Interpretation einiger detektierter Muster ist in all den
Schranken zu verstehen, die eine solche Untersuchung mit sich bringt.</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>2.4 Semantische Subordination</head>
<p>In Bildern mit sehr hoher Standardabweichung stehen gewaltige Farbmassen
geringsten Mengen entgegen und erzeugen den Eindruck des Überdimensionalen.
Ikonographisch gehören im untersuchten Korpus Bilder mit kolossaler
Standardabweichung zur Vergegenwärtigung des Sakralen (<hi rend="italic"
>Frühmesse in einer Salzburger Kirche, Kircheninterieur)</hi>.
Farbformalistisch diametral entgegengesetzt ist die Komposition gleich
großer Farbwertklassen in Schilderungen des Profanen, so im <hi
rend="italic">Biergarten.</hi> Geringen Unterschieden der einzelnen
Klassenhöhen entspricht eine geringe Standardabweichung. Die das Vertraute
betonende Darstellung <hi rend="italic">Schlafzimmer des Künstlers in der
Ritterstraße</hi> und die das Unkonventionelle und Leichtigkeit
verkörpernde Szene <hi rend="italic">Kronprinz Friedrich besucht Pesne auf
dem Malgerüst in Rheinsberg</hi> weisen ebenso sehr geringe
Standardabweichungen auf.</p>
<p>Extreme Skalenwerte finden sich jeweils in großen Mengen in den Bildern <hi
rend="italic">Auf der Fahrt durch schöne Natur</hi> und <hi
rend="italic">Blick in einen kleinen Hof</hi> (<ref type="graphic"
target="#rot_2015_018">Abbildung 18</ref>). Die inhaltlichen
Innen-Außen, Natur-Kultur, Nah-Fern-Dualismen werden von formalen, tief
kontrastierenden Farbkombinationen von starker Röte und Unröte wie Rot-Grün
begleitet. Die Interquartilsspanne kann bei Gemälden privater, beengter
Raumsituation schmal sein wie im Bild <hi rend="italic">Emilie Menzel
schlafend</hi>. Maximal kann sie erscheinen, wenn räumliche Weite und
der Kontrast Nah-Fern dargestellt sind, so in den Gemälden <hi rend="italic"
>Blick in einen kleinen Hof</hi>, <hi rend="italic">Palaisgarten des
Prinzen Albrecht</hi>, <hi rend="italic">Maskensouper</hi> und <hi
rend="italic">Blick von einem Fenster des Berliner Schlosses</hi>. All
diese Beobachtungen bleiben Versuche, eine Analyse der Stadien des
Skizzenwerkes und eine Korpuserweiterung ließen die Aussagen präzisieren. </p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_018" url=".../medien/rot_2015_018.png">
<desc>
<ref target="#abb18">Abb. 18</ref>: Oben (von links) Adolph Menzel,
<hi rend="italic">Auf der Fahrt durch schöne Natur</hi>, 1892,
Deckfarben auf Papier, 27,7 x 37,2 cm, Privatsammlung, Quelle: <ref
type="bibliography" target="#menzel_beobachter_1982">Menzel –
der Beobachter</ref>. Kat. Ausst. Kunsthalle Hamburg. Hg. von
Werner Hofmann. München 1982, S. 280, Adolph Menzel, <hi
rend="italic">Blick in einen kleinen Hof</hi>, 1867, Wasser- und
Deckfarben auf Papier, 28 x 22 mm, Berlin, Nationalgalerie, Quelle:
<ref type="bibliography" target="#menzel_beobachter_1982">Menzel
– der Beobachter</ref>. Kat. Ausst. Kunsthalle Hamburg. Hg. von
Werner Hofmann. München 1982, S. 171, unten: Spektralanalysen
(Lab-Farbraum, Software Redcolor-Tool, HCI) – die Bilder im Korpus
mit maximalen Messwerten in beiden Skalenextremen © Pippich 2014.
</desc>
</graphic>
</p>
<p>Die vorgenommenen stilometrischen, ohnehin auf Prinzipien der Komparation
beruhenden Arbeiten eröffnen die Möglichkeit einer Fülle weiterer,
vergleichend vorgehender Studien, etwa zu Farbrelationen in
unterschiedlichen Stadien des Werkprozesses,<note type="footnote"> Für
Menzel könnte in Richtung der Ölskizzen weiter geforscht werden. Dadurch
ließen sich die Thesen zum Protoimpressionismus empirisch stützen. Zur
Eigenständigkeit des Malerischen und der Farbe bei Menzel vgl. <ref
type="bibliography" target="#kohle_bilder_2001">Kohle 2001</ref>, S.
195–207. </note> im Werk anderer, zeitgenössischer wie nicht
zeitgenössischer Künstler aus ähnlichen oder fernen Regionen. Und immer
wieder stellt sich die Frage, an welcher Stelle der Schritt auf die
semantische Ebene vollzogen werden könnte und die formalen Eigenschaften der
Bilder auf Themen und Motive, auf Sinn, zu beziehen sein könnten. </p>
</div>
<div type="chapter">
<head>3. Zur Historie von Rot in Herrscherbildern</head>
<p>Mit der Studie zur Historie von Rot in Herrscherbildern und dem Erfassen des
Symbolgehalts wird die Farbe nun in eine kategorial verschiedene
Fragestellung eingebunden. Es ist die Frage nach Persistenz und Wandel
farblicher <hi rend="italic">patterns</hi> im Laufe der Zeit. Die Analysen
folgen dem Prinzip der systematischen Koordination innerhalb des 16
Farbklassen-Modells, die Analyse-Software ist das Redcolor-Tool. Eine
Tabelle (<ref type="graphic" target="#rot_2015_019">Abbildung 19</ref>)
enthält die Metadaten und Messwerte von Herrscher- und Politikerbildern
(h01–h50), die hier in einer notwendig verkürzenden Weise exemplarisch
besprochen werden. Die Abbildungen und Rotspektralanalysen sind einer
weiteren Tabelle (<ref type="graphic" target="#rot_2015_020">Abbildung
20</ref>) zu entnehmen. Welcher Art sind die Erkenntnisse, die das
Rechnen von Rotwerten innerhalb einer historischen Reihenbildung erwarten
lässt? Entstehen Momente, in denen das Auge den Algorithmus ergänzt? Sind
auch ihre Kategorien für und durch Informatik zu formalisieren?</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_019" url=".../medien/rot_2015_019.jpg">
<desc>
<ref target="#abb19">Abb. 19</ref>: Tabelle der Metadaten, Messwerte
und Angaben zu statistischen Frequenzen der Farbwerte (Lab-Farbraum,
16 Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, HCI) in Herrscher-
und Politikerbildern © Pippich 2014. Link auf Datei: Waltraud von
Pippich: Rotfrequenzen und statistische Farbdispersion in Herrscher-
und Politikerbildern (1360-2014). 2014. Open data LMU Link: <ref
type="extern" target="http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.81"
>http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.81</ref>
</desc>
</graphic>
</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_020" url=".../medien/rot_2015_020.jpg">
<desc>
<ref target="#abb20">Abb. 20</ref>: Tabelle der Abbildungen und
Rotspektralanalysen (Lab-Farbraum, 16 Farbklassen-Modell, Software
Redcolor-Tool, HCI) und Metadaten von Herrscher- und
Politikerbildern © Pippich 2015. Link auf Datei: Waltraud von
Pippich: Rotspektralanalysen von Herrscher- und Politikerbildern
(1360-2014). 2014. Open data LMU Link: <ref type="extern"
target="http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.82"
>http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.82</ref></desc>
</graphic>
</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>3.1 Rot als Symbol</head>
<p>Rot gilt als die Farbe des Lebens, der Macht, Potenz und Präsenz, der
Heiterkeit und des Herrschens. Das Durchrötete, pulsierend Durchblutete wird
vom Menschen unmittelbar als belebt verstanden. Kostbar und schwierig
herzustellen waren lange Zeit rote Gewebe. Das Tragen roter Gewänder war bis
ins Mittelalter hinein streng reglementiert und nur privilegierten
Bevölkerungs- und Berufsgruppen, etwa dem Adel und den Juristen, gestattet.
Rot ist traditionell die Farbe des Herrschers. Als Farbe der Jakobinermützen
wird Rot zugleich unübersehbares Zeichen der Französischen Revolution. Rot
ist 1834 die Farbe der Seidenweberaufstände in Lyon und im weiteren Laufe
des 19. Jahrhunderts die Farbe unterschiedlicher Emanzipationsbewegungen und
der sozialistischen Parteien.<note type="footnote">
<ref type="bibliography" target="#warnke_handbuch_2011">Warnke /
Fleckner / Ziegler 2011</ref>, Art. <hi rend="italic"
>Sozialismus</hi>.</note> Das 20. Jahrhundert kennt wie kein anderes
die Beeinflussung der Menschen durch die Ästhetik rot wogender Fahnenmeere.
Rot wird Farbe der Nationalsozialisten, des Sozialismus und des Kommunismus.
Die Farbe durchläuft eine Karriere vom Zeichen für Wenige hin zur
Symbolfarbe mit dem Potential zur Identifikation durch Massen. </p>
</div>
<div type="chapter">
<head>3.2 Rotfrequenzanalysen </head>
</div>
<div type="chapter">
<head>3.2.1 Herrscherbilder der klassischen Ikonographie</head>
<p>Der Modalwert zahlreicher Herrscherbilder der klassischen Ikonographie ist
der Farbwert 9.<note type="footnote"> In der Tabelle etwa gehören dazu h04,
h06, h15, h19, h23, h24, h30, h32. Die in diesem Abschnitt angeführten
Angaben sind der Tabelle (<ref type="graphic" target="#rot_2015_019"
>Abbildung 19</ref>) zu entnehmen, die erwähnten Zahlen sind dort
signalrot unterlegt. Die Definitionen statistischer Termini allesamt in
<ref type="intern" target="#hd3">Teil 2.1</ref>.</note> Die
farbliche Range weist sehr oft auf eine maximale Virtuosität der Palette.
Auffallend erreicht oder umspielt die Interquartilsspanne vieler Bilder den
Wert 4. Eine Standardabweichung zwischen 5 und 6 ist häufig zu messen. Diese
Kombination beschreibt ein leitendes farbformales Kontinuum. Die Sonderrolle
des <ref type="graphic" target="#rot_2015_021">Bildnisses Ludwigs XIV.</ref>
von Hyacinthe Rigaud als ikonographisches Vorbild wesentlicher Bereiche der
nachfolgenden europäischen Tradition der Herrschermalerei ist auch durch
eine Beschreibung seiner exponierten Standardabweichung gewinnbringend zu
charakterisieren (Spektralanalyse (<ref type="graphic"
target="#rot_2015_021">Abbildung 21</ref>)). Die Farben verteilen sich
ebenmäßig entlang der Farbklassen, die Komposition bewirkt die geringe
Standardabweichung 3,88 (Mittelwert 6,25). Acht Farbklassen von annähernd
gleicher Größe, dazu Skalennachbarn, und das Vorliegen zahlreicher
Farbwertkombinationen, die addiert immer wieder die Flächenwerte 50% sowie
75% und 25% approximieren, kennzeichnen die farbformale Eigenart des
berühmten monumentalen Gemäldes.<note type="footnote"> Die Zahlen sind für
m07 in der Tabelle (<ref type="graphic" target="#rot_2015_019">Abbildung
19</ref>) einzusehen. Die Arbeit nach festen Farb- und Formschemata
in den Malerateliers Rigauds und beispielsweise auch Davids lässt das
Herausstellen der Muster, die aus vielen Händen eine machen, besonders
aufschlussreich werden.</note>
</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_021" url=".../medien/rot_2015_021.png">
<desc>
<ref target="#abb21">Abb. 21</ref>: Rotspektralanalysen, Hyacinthe
Rigaud, <hi rend="italic">Ludwig XIV.</hi>, 1701 (links), Friedrich
Amerling, <hi rend="italic">Franz Joseph I.</hi>, 1832 (rechts), die
Herrscherbilder unterscheiden sich in der statistischen
Standardabweichung der Farbwerte (Lab-Farbraum, 16
Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, HCI), im Bild von Rigaud
beträgt die Standardabweichung 3,88, im Bild von Amerling beträgt
sie 5,47 (Mittelwert 6,25) © Pippich 2012. </desc>
</graphic>
</p>
<p>Frequenzen der extremen Skalenwerte variieren epochenspezifisch. Während das
soeben charakterisierte barocke Herrscherbildnis in beiden Extremen der
Skala massvoll frequentiert ist, lassen sich zahlreiche klassizistische
Werke über prozentual reduziertes Rot und stärkere Dunkelfrequenzen
beschreiben. Werke des Realismus hingegen sind häufig auch von intensiven
Rotwerten, jedoch gering, frequentiert und weisen niedrigere Frequenzen im
dunklen Skalenbereich auf.<note type="footnote"> Die Angaben in diesem
Abschnitt sind notwendig verkürzend, es ließen sich jeweils
Gegenbeispiele anführen. Zu den beschriebenen <hi rend="italic"
>patterns</hi> vgl. in der Tabelle die Messwerte von h14-h19,
h21-h24, h26, h28.</note> Exemplarisch für die Herrscherbildnisse des
späteren 19. Jahrhunderts stehend, lassen sich Lenbachs Porträts meist durch
schwache Rotfrequenzen und besonders starke Dunkelfrequenzen
charakterisieren.<note type="footnote">Vgl. in der Tabelle (<ref
type="graphic" target="#rot_2015_019">Abbildung 19</ref>) die Bilder
h35-h37.</note> Ein auffallendes farbformales Kontinuum der
traditionellen Herrscherporträts betrifft die silberne Relation zwischen
Modalwertpaar und Leinwandrest.<note type="footnote"> Vgl. in der Tabelle
(<ref type="graphic" target="#rot_2015_019">Abbildung 19</ref>) die
blauen Ziffern.</note> Frappierend ist, wie häufig diese Beziehung
zwischen den Farbwerten in den Bildern vorliegt. Dieses Muster gehört zu
jenen, die über den Verlauf der Zeit für die politische Ikonographie
persistieren.</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>3.2.2 Politikerbilder heute</head>
<p>Der mediale Wandel von der Malerei über die Photographie hin zur digitalen
Bildproduktion und -reproduktion wird begleitet von tiefgreifenden
gesellschaftlichen und kulturellen Umwälzungsprozessen. Technologische
Innovationen revolutionieren mit der Einführung neuer Drucklege- und
Reproduktionsverfahren auch die Darstellungskonventionen. Massenmedien
entstehen. Dieser Wandel ist durch die Bildwissenschaft und Kunstgeschichte
auch in Erweiterung des methodischen Spektrums der Disziplinen
nachzuvollziehen. Die Entwicklung vom offiziellen Auftragsporträt, oft der
Ansicht durch wenige Privilegierte vorbehalten, hin zur inoffiziellen,
unbeauftragten, durchaus dem Konsens des Dargestellten zuwiderlaufenden
Bildveröffentlichung ist auch farbformal zu beschreiben. Es ist zu
konstatieren, dass die Rotquantitäten der Darstellungen nach dem Wandel in
die Extreme geraten können und sich sehr scharfe Kontraste zwischen
Skalenextremen bilden.</p>
<p>Zuvor nicht zu messen ist der intensive Rotton 1 als Modalwert. Nun wird dies
ein potentielles Messergebnis. Ein Beispiel sei hierfür angeführt: Im Jahr
2011 bot China der Bundesrepublik Deutschland finanzielle Unterstützung in
der Zeit der Finanzkrise an. Das Cover (<ref type="graphic"
target="#rot_2015_022">Abbildung 22</ref>) der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung (FAZ) vom 29.06.2011 zeigt den damaligen chinesischen
Staatspräsidenten Wen Jiabao als aufgereckten Zeigefinger vor chinesischer
Staatsflagge, der Rotton 1 ist modal. Der Titel zum Bild lautet:
<quote>Merkel freut sich über Chinas Hilfsangebot an Europa</quote>.</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_022" url=".../medien/rot_2015_022.jpg">
<desc>
<ref target="#abb22">Abb. 22</ref>: Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Cover vom 29.06.2011, Wen Jiabao © dpa 2011. </desc>
</graphic>
</p>
<p>Auch der Rotton 2 wird nun Modalwert. Er ist beispielsweise in der
Darstellung des FAZ-Covers (<ref type="graphic" target="#rot_2015_023"
>Abbildung 23</ref>) vom 16.05.2012 zu messen. Hollande war soeben als
französischer Ministerpräsident gewählt worden. Er reiste zu seinem ersten
Staatsbesuch nach Deutschland. Das Cover zeigt den Staatsakt auf dem roten
Teppich vor Schloss Bellevue in Berlin. Kanzlerin Merkel dirigiert den Gast
mit Weisegestus ein wenig nach links, – eine Folge dieser Direktion wird
sein, dass sie vollständiger auf den roten Teppich passt. Die
Bildunterschrift kommentiert: <quote>Einen Schritt nach links. Kanzlerin
Merkel weist Präsident François Hollande den rechten Weg</quote>.
Affirmativ ist der starke Rotwert 2 als Modalwert eingesetzt in einer
offiziellen Darstellung (<ref type="graphic" target="#rot_2015_024"
>Abbildung 24</ref>) des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping in
der Renmin Ribao, dem täglich erscheinenden Organ der kommunistischen
Staatspartei. Der Median der Darstellung erreicht den in Bildern der
klassischen Herrscherikonographie vor dem medialen Wandel nicht zu messenden
Rotwert 2,5.</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_023" url=".../medien/rot_2015_023.jpg">
<desc>
<ref target="#abb23">Abb. 23</ref>: Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Cover vom 16.05.2012, Angela Merkel und François Hollande © dapd
2012, und Rotspektralanalyse (Lab-Farbraum, Software Redcolor-Tool,
HCI) © Ommer/Pippich 2012. </desc>
</graphic>
</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_024" url=".../medien/rot_2015_024.jpg">
<desc>
<ref target="#abb24">Abb. 24</ref>: Renmin Ribao, Cover vom
22.10.2013, Xi Jinping © Xueren Li 2013. </desc>
</graphic>
</p>
<p>In einer vor dem Medienwandel nicht nachzuweisenden Dimension geraten die
Klassenhöhen der Farbwerte in die Extreme. Da sie zusätzlich im Bild
erheblich variieren, kann die hohe Standardabweichung als Merkmal großer
Teile der modernen Bildproduktion angeführt werden. Enorme Quantität
erreicht die Modalfarbe beispielsweise in der FAZ-Coverdarstellung Sigmar
Gabriels (<ref type="graphic" target="#rot_2015_025">Abbildung 25</ref>) vor
der SPD-Parteifarbe (45,2%). Durch die Akzente auf den Skalenextremen ist
die kurze IQR ein weiteres Charakteristikum moderner Bildproduktion. In der
traditionellen Herrschermalerei nicht zu messen ist die IQR 2, die das
Merkelbildnis (<ref type="graphic" target="#rot_2015_026">Abbildung
26</ref>) von George W. Bush aufweist, auch ist in Werken der klassischen
Herrscherikonographie eine signifikante Verkürzung der farblichen Range wie
in Bushs Merkelporträt nicht festzustellen.</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_025" url=".../medien/rot_2015_025.jpg">
<desc>
<ref target="#abb25">Abb. 25</ref>: Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Cover vom 28.02.2014, Sigmar Gabriel © Reuters 2014. </desc>
</graphic>
</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_026" url=".../medien/rot_2015_026.png">
<desc>
<ref target="#abb26">Abb. 26</ref>: George W. Bush, <hi
rend="italic">Angela Merkel</hi>, 2014 © Bush/Wade 2014, und
Spektralanalyse (Lab-Farbraum, Software Redcolor-Tool, HCI) ©
Ommer/Pippich 2014. </desc>
</graphic>
</p>
<p>Persistiert das Muster der silbernen Relation als Abbildungs- und
Wahrnehmungskonstante, so besteht die Relation nun nicht mehr zwischen
Modalwertpaar und Restbild, sondern zwischen Modalwert und Restbild und
erzeugt eine neue ästhetische Prägnanz. Liegen die Extreme rechnerisch
demnach im Skalenextrem des Modalwerts und des Median, der Quantität der
Modalfarbe, der kurzen IQR, der möglicherweise verkürzten Range und der
Bildung der silbernen Relation durch nunmehr einen einzigen Farbwert, so
gehören zu zusätzlichen Parametern des bildlichen Wandels der fehlende
kompositorische Bezug zwischen Skalennachbarn und der Kontrast.</p>
<p>Anschaulich wird der farbformale Wandel im Vergleich (<ref type="graphic"
target="#rot_2015_027">Abbildung 27</ref>) der prozentualen Farbwerte
traditioneller Herrscherbilder (h04, h07, h17, h36) und aktueller
Photographien von Politikern aus der Tagespresse (h38, h40, h47, h48). Die
Diagramme visualisieren farbkompositorische Logoi. Die Darstellungsmethode
folgt der Auffassung des bildlichen Logos als bestehend aus dem Verhältnis
zwischen Teil und Ganzem. Prozentual zur Gesamtfläche im Uhrzeigersinn
dargestellt sind die tiefroten bis hin zu den dunklen Farbmengen. Bilder,
die als offizielle Repräsentation einer Staatsmacht Kontinuität und
Transzendenz zur ewigen Idee verkörpern sollen, stehen inoffiziellen Bildern
im öffentlichen demokratischen Meinungsbildungsprozess gegenüber, die die
Kontingenz des Augenblicks einfangen, die den Effekt provozieren, die
überraschen und durch das Interessante der Erscheinung fesseln sollen. Die
Glieder der ersten Reihe sind komponiert, die Glieder der zweiten Reihe
repräsentieren visuelle Muster für Blickfänge bis hin zum maximalen
Kontrast. Zur näheren bildwissenschaftlichen Untersuchung werden nun weitere
Kategorien aufschlussreich: Die Orte des Rots im Bild, die Beziehung
zwischen Titel/Sujet und farblichem Muster und die Bildformate drängen sich
als weitere Kategorien auf. Es ist der Moment, in dem das Auge den
Algorithmus ergänzt.</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_027" url=".../medien/rot_2015_027.png">
<desc>
<ref target="#abb27">Abb. 27</ref>: Diagramme der
Farbwertkompositionen von acht Herrscher- und Politikerbildern,
obere Reihe (von links): <hi rend="bold">1</hi> Tizian, Karl V.,
1548; <hi rend="bold">2</hi> Hyacinthe Rigaud, <hi rend="italic"
>Ludwig XIV.</hi>, 1701; <hi rend="bold">3</hi> Jacques Louis
David, <hi rend="italic">Die Krönung Napoleons</hi>, 1805-1807; <hi
rend="bold">4</hi> Franz Lenbach, <hi rend="italic">Wilhelm
I.</hi>, 1887, untere Reihe (von links): <hi rend="bold">5</hi>
FAZ-Cover vom 29.06.2011, Wen Jiabao; <hi rend="bold">6</hi>
FAZ-Cover vom 16.05.2012, Angela Merkel und François Hollande; <hi
rend="bold">7</hi> Renmin Ribao-Cover vom 22.10.2013, Xi
Jinping; <hi rend="bold">8</hi> FAZ-Cover vom 28.02.2014, Sigmar
Gabriel. Dargestellt sind die Prozentanteile der 16 Farbwerte im
Bild, beginnend im Uhrzeigersinn mit Farbwert 1 (Messtechnologie:
Lab-Farbraum, 16-Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, HCI) ©
Pippich 2015.</desc>
</graphic>
</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>3.3 Rote Orte</head>
<p>Die traditionelle Ikonographie zeigt den Herrscher im Zentrum. Der Herrscher
ist niemals von der Bildkante beschnitten. Der Herrscherkörper ist zentral,
frontal, stabil und ganz. Formal koinzidieren mit der Figur meist die Orte
des Rots. Die inoffiziellen Darstellungen zeigen, dass auch diese Prinzipien
einem Wandel unterliegen. Der Herrscher kann durchaus aus der Bildmitte
rücken. Befindet sich der starke Rotwert dennoch im Zentrum, so kann dies
etwa in Bildern des historischen Genres im Realismus als Inversion des
traditionellen Prinzips auftreten, so in Menzels Gemälde <hi rend="italic"
>Friedrich der Große und General Fouqu</hi>é. Die rote Figur in der
Bildmitte als Spitze der Pyramidalkomposition ist der Diener, nicht der
Herrscher. In der Rotspektralanalyse (<ref type="graphic"
target="#rot_2015_028">Abbildung 28</ref>) verschwindet der König ganz.
Delaroches farbliche Inversion umfasst <ref
target="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8a/DelarocheNapoleon.jpg"
>Napoleon</ref> kurz vor der Abdankung mit einem Zuviel an Rot. Der
Usurpator selbst ist soldatisch gewandet, fast rotlos.<note type="footnote">
Die suggestive Wirkung des Gemäldes, ein Resultat der lebensgroßen,
realistisch gemalten Herrscherfigur im psychologisch schwierigen Moment
kurz vor der Abdankung und der in der Darstellung virtuos angewandten
farbpsychologischen Gestaltungsweisen Delaroches, wurde von
zeitgenössischen Betrachtern beschrieben, vgl. zur zeitgenössischen
Rezeption <ref type="bibliography" target="#fleckner_napoleon_2000"
>Fleckner 2000</ref>, S. 145–167 und S. 156–159.</note> Mit den
Rotwerten stellen Lenbachs kommerziell erfolgreiche Auftragsporträts auch
den Herrscher wieder ins Zentrum (Rotspektralanalysen (<ref type="graphic"
target="#rot_2015_029">Abbildung 29</ref>)).</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_028" url=".../medien/rot_2015_028.png">
<desc>
<ref target="#abb28">Abb. 28</ref>: Rotspektralanalysen, oben (von
links): Tizian, <hi rend="italic">Karl V. nach der Schlacht bei
Mühlberg</hi>, 1548; Jacques Louis David, <hi rend="italic"
>Napoleon beim Überschreiten des Großen St. Bernhard</hi>, 1802;
Auguste Dominique Ingres, <hi rend="italic">Napoleon auf dem
Thron</hi>, 1806; unten (von links): Adolph Menzel, <hi
rend="italic">Platz für den großen Raffael</hi>, 1859; Adolph
Menzel, <hi rend="italic">Friedrich der Große und General
Fouqué</hi>, 1852; Paul Delaroche, <hi rend="italic">Napoleon am
31. März 1814 in Fontainebleau</hi>, 1845 (Messtechnologie:
Lab-Farbraum, 16 Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, Ommer
Lab, HCI) © Ommer/Pippich 2012.</desc>
</graphic>
</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_029" url=".../medien/rot_2015_029.png">
<desc>
<ref target="#abb29">Abb. 29</ref>: Rotspektralanalysen (von links):
Franz Lenbach, <hi rend="italic">Franz Joseph I.</hi>, 1873, Franz
Lenbach, <hi rend="italic">Wilhelm I., </hi>1887, Franz Lenbach, <hi
rend="italic">Bismarck</hi>, 1890 (Messtechnologie:
Lab-Farbraum, 16 Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, Ommer
Lab, HCI) © Ommer/Pippich 2012.</desc>
</graphic>
</p>
<p>Bei Herrschertreffen weisen die roten Orte der Darstellung Informationen auf,
weil sie zugleich die Stellen der Unröte markieren. Das Bild von Hollande
und Sarkozy (h 41) mit klassischer Rotdisposition schafft es nicht auf das
FAZ-Cover. Ein Merkmal offizieller chinesischer Bildpropaganda ist das
kontinuierliche Ineins von Staatsflagge und -präsident. Bilder von
Herrschertreffen verdeutlichen die Penetranz des Prinzips. In den
Darstellungen wird die, oft wie die Chinaflagge mit Rot koinzidierende
Flagge des anderen Staates entweder nicht oder nur beschnitten gezeigt. Das
erste Treffen des damals neu gewählten chinesischen Präsidenten Xi Jinping
mit Obama und Merkel beispielsweise fand anlässlich eines G20-Treffens in
St. Petersburg im Jahr 2013 statt. Die Renmin Ribao zeigt eine Darstellung
von Jinping und Obama (<ref type="graphic" target="#rot_2015_030">Abbildung
30</ref>) prominent auf dem Cover, die US-Flagge ist weitgehend
beschnitten. Der Ort der Bildveröffentlichung des Treffens von Jinping und
Merkel ist der nicht dem eigentlichen Cover zugehörige untere Teil der
Titelseite dieser Renmin Ribao-Ausgabe. Die deutsche Fahne ist nicht im
Bild.<note type="footnote"> Veröffentlichte Abbildungen der jeweiligen
Szene aus der Sicht US-amerikanischer bzw. deutscher Kamerateams und
Reporter waren nicht zu ermitteln.</note>
</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_030" url=".../medien/rot_2015_030.png">
<desc>
<ref target="#abb30">Abb. 30</ref>: Renmin Ribao, Cover vom
07.09.2013, Barack Obama und Xi Jinping © Peng Ju 2013, Angela
Merkel und Xi Jinping © Jingwen Huang 2013, und Rotspektralanalysen
(Lab-Farbraum, Software Redcolor-Tool, HCI) © Pippich 2013. </desc>
</graphic>
</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>3.4 Rot und Negation</head>
<p>Das Bild des Staatsmanns entwickelt sich hin bis zur ironischen
Repräsentation im Herrscherbild ohne Herrscher. Der Staatsbesuch des
damaligen Ministerpräsidenten Wulff in Rom etwa wird auf dem FAZ-Cover vom
14.02.2012 (<ref type="graphic" target="#rot_2015_031">Abbildung 31</ref>)
folgendermaßen dokumentiert: Ein ellenlanger, ewiger roter und dabei
menschenleerer Teppich rollt sich vor dem Betrachter aus. Der zugehörige
Titel lautet: <quote>Wulff in Rom</quote>. Kein Staatsmann ist zu sehen.
Wenige Tage später wird Wulff abdanken. Es ist folgerichtig, das übermäßige
und nicht gebührende Rot, ein semantisches Zuviel der Ehre, als
Fortentwicklung des traditionellen Prinzips der <hi rend="italic"
>majestas</hi> und <hi rend="italic">dignitas</hi> der Herrscherfarbe zu
sehen. Der rote Superlativ ist ironisch gemeint.</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_031" url=".../medien/rot_2015_031.jpg">
<desc>
<ref target="#abb31">Abb. 31</ref>: Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Cover vom 14.02.2012, <quote>Wulff in Rom</quote> © dapd 2012.
</desc>
</graphic>
</p>
<p>Die Pixelrhetorik des Zuviel in der Form hyperbolischer Rotquantität wird in
Bildern der Tagespresse oftmals von auch ironisch zu verstehenden
Textkommentaren begleitet. <quote>Merkel hat ›volles Vertrauen‹ in
Gabriel</quote> titelt das angeführte FAZ-Cover. Die Überschrift
<quote>Der chinesische Freund</quote> und der Bildkommentar <quote>Die
helfende Hand</quote> begleiten das modale Rot des FAZ-Covers, das den
aufgereckten Zeigefinger Jinpings abbildet. Der Titel <quote>Wulff</quote>
findet im angeführten Bild des FAZ-Covers seine Negation, ›Wulff ohne
Wulff‹. Für die mit Metadaten arbeitende digitale Bildforschung entsteht ein
unauflösliches Kausalitätsparadoxon. Der <hi rend="italic">semantic gap</hi>
entfaltet seine volle Schärfe. Sind Kategorien wie die Orte des Rots als
bildliche Parameter informatisch zu formalisieren, so bleibt die Ironie des
Bildes als Negation des Titels (und umgekehrt) für automatisierte Verfahren
ein schwer zu lösendes Problem.<note type="footnote"> Die linguistische
Sentimentanalyse jedenfalls kann Ironie nicht erfassen, vgl. <ref
type="bibliography" target="#kirshcke_bazinga_2013">Krischke
2013</ref>, S. N5. Zum Superlativ als Ironiesignal <ref
type="bibliography" target="#weinreich_linguistik_2006">Weinrich
2006</ref>, S. 64 und <ref type="bibliography"
target="#koehler_sprache_2004">Köhler 2004</ref>, S. 768–769.</note>
</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>3.5 Ästhetische Kategorien </head>
<p>Zu unterschiedlichen Zeiten entstandene Herrscher- und Politikerbilder
spiegeln historische Darstellungstraditionen wider. Eine unterschiedliche
Staatsform, Religionsauffassung und gesellschaftliche Öffentlichkeit
beschreibt ihren Entstehungshorizont. Es ist aufschlussreich, die farbliche
Dispersion von fünf Bildern (h07, h19, h24, h36, h39) im Zusammenhang ihres
unterschiedlichen Entstehungshintergrundes zu interpretieren: Die
Repräsentation absolutistischer Staatsmacht im Bildnis Ludwigs XIV. von
Hyacinthe Rigaud entstand 1701 als Geschenk für den spanischen Enfanten und
sollte diesem als Vorbild dienen. Das klassizistische, offizieller
Bildpropaganda entstammende Napoleonbildnis Jacques Louis Davids von 1812
verherrlicht den Usurpator. Das in den Unruhen des Vormärzes 1845, lange
nach dem Tod Napoleons entstandene Napoleonbild Paul Delaroches etabliert
eine spannungsvolle Szene und zeigt den Nachdenklichen vor einem Zuviel an
Rot. Das als offizielles Auftragsporträt 1887 entstandene Bildnis Wilhelms
I. von Franz Lenbach repräsentiert den Kaiser in Uniform zentral im Bild,
weite, dunkle Farbmassen umfassen die Figur. Nominell ›Wulff‹ darstellend,
zeigt das FAZ-Cover 2012 faktisch einen leeren roten Teppich. Diese fünf
Bilder unterscheiden sich charakteristisch in der Rotwertkomposition. Ein
Diagramm (<ref type="graphic" target="#rot_2015_032">Abbildung 32</ref>)
bildet die jeweils eigentümliche Ästhetik der Farbwertmengen ab.</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_032" url=".../medien/rot_2015_032.png">
<desc>
<ref target="#abb32">Abb. 32</ref>: Diagramm der Farbkomponenten
in fünf Herrscher- und Politikerbildern, die horizontale Achse zeigt
die Farbwerte für jedes Bild beginnend links mit Farbwert 1 bis
Farbwert 16, die vertikale Achse zeigt die Prozentzahl des Farbwerts
im Bild (von links): a Hyacinthe Rigaud, <hi rend="italic">Ludwig
XIV.</hi>, 1701, b Jacques Louis David, <hi rend="italic">Kaiser
Napoleon in seinem Studierzimmer</hi>, 1812, c Paul Delaroche,
<hi rend="italic">Napoleon am 31. März 1814 in
Fontainebleau</hi>, 1845, d Franz Lenbach, <hi rend="italic"
>Wilhelm I.</hi>, 1887, e FAZ-Cover vom 14.02.2012, <quote>Wulff
in Rom</quote> (Messtechnologie: Lab-Farbraum,
16-Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, HCI) © Pippich 2014.
</desc>
</graphic>
</p>
<p>Das Herrscherbild des Barock (a), des Klassizismus (b), des Realismus (c),
des Symbolismus oder Historismus (d) und der Moderne im 21. Jahrhundert (e)
kennzeichnet eine je unterschiedliche farbliche Dispersion, der eine eigene
Ästhetik zu eigen ist. Ästhetische Kategorien der Rotwertkompositionen
sind:</p>
<list type="unordered">
<item>a - das Stabile, Gleichmaß</item>
<item>b - das Harmonische, Wohlkomponierte</item>
<item>c - Dissonanz, Kontrast</item>
<item>d - Überfluss, Übermaß</item>
<item>e - die Extreme, der Verlust der Mitte</item>
</list>
<p>Die Unterschiede dieser ästhetischen Kategorien resultieren aus zutiefst
verschiedenen historischen Seh- und Darstellungstraditionen und
bildpolitischen, wahrnehmungspsychologischen bis hin zu medientechnischen,
produktionsbedingten Faktoren. Sie beschreiben die historische Entwicklung
der Herrscherdarstellung aus der Perspektive der Farbkomposition. Nicht
alles ist zu allen Zeiten möglich.</p>
</div>
<div type="chapter">
<head>4. Fazit</head>
<p>Das digitalisierte/digitale Bild ist der Adressat computergestützter
Analysen. Zuvor im Forschungsprozess nicht zu realisierende Fragestellungen
lassen sich an das Bild herantragen. Auch Farbe, paradigmatisch für das
begrifflich nicht eindeutig zu Fassende, subjektiv Erfahrene stehend, wird
durch intelligente informatische Lösungen Gegenstand wissenschaftlicher
Forschung. Jedes einzelne Bildelement kann adressiert und in komparative
Studien eingebunden werden. Die Möglichkeit, alle Pixel im Bild, viele
Bilder und Bilder ganzer kultureller Bereiche und Epochen zu erfassen, zu
analysieren und auszuwerten veranlasst zum Staunen. Was lässt sich noch
alles herausfinden?<note type="footnote"> Im Rahmen des <hi rend="italic"
>big data</hi>-Paradigmas hat Hubertus Kohle die Chancen
quantitativer Farbanalysen für die Kunstgeschichte benannt, <ref
type="bibliography" target="#kohle_ordnung_2008">Kohle 2008</ref>,
S. 143–144, <ref type="bibliography"
target="#kohle_bildwissenschaft_2013">Kohle 2013</ref>, S. 51, und
das rein zahlenmäßige Auftreten der Farbe Blau im kunsthistorischen
Symbolismus beispielhaft als Untersuchungsfeld der computergestützten
Kunstgeschichte formuliert.</note> Bestehende Paradigmen lassen sich
durch Farbanalysen empirisch prüfen, präzisieren und reformulieren, das
Eingehen in Skizzen und frühe Versionen der Bilder lässt die bislang stummen
Logoi des Werkprozesses deutlich und markant zu Wort kommen, erlaubt neue
Reihen nun entlang farblicher Kriterien der Werkentstehung zu formulieren.
Das Lichte, das Dunkle und das Seltene beispielsweise wird vom Computer
objektiv erfasst, während der Mensch meist identifizierend verfährt und die
Augen ins Kleinteilige schweifen lässt zur inhaltlichen Erfassung des
Gesehenen.</p>
<p>Farbformalistische Studien lassen zunächst unberücksichtigt gebliebene
Kategorien in neuer Prägnanz aufleben. Dies zeigte die exemplarische
Gegenüberstellung einer mithilfe des Redcolor-Tools bearbeiteten
stilometrischen und einer historischen Forschungsfrage. Beide Studien
konnten an geeigneten Stellen an weitere Kategorien anknüpfen. Diese
Kategorien, etwa die Bildformate, die Linearkomposition, die Farborte oder
den möglichen Sinn in die Untersuchung integrieren zu können, gehört zur
heuristischen Ausrichtung des formalistischen Ansatzes. Neue Kategorien,
etwa rezeptionsbedingte wie Skandalbilder, thematische wie Altarbilder,
formale wie Monumentalbilder, materialorientierte wie ›alle Pastelle‹, alle
Auftragswerke, Werke, die sich nicht verkaufen ließen, können als Faktoren
in die Farbstudien ergänzend einfließen und sie umgekehrt als Beginn einer
Forschungsfrage erst veranlassen. Hürden für die Homogenität der Daten und
die Konsistenz der Formalisierungsprozesse für die digitale Bildanalyse sind
modell-, skalierungs- und reproduktionsbedingt. Der gewählte Lab-Farbraum
eignet sich für die Analyse der vorgestellten Bilder, für das genuin
digitale Bild bietet CIECAM zusätzliche Anhaltspunkte.<note type="footnote">
Auch iCAM ist für die Analyse des genuin digitalen Bildes zu nennen. Zur
Einführung in die Problematik geeignet <ref type="bibliography"
target="#fairchild_color_2013">Fairchild 2013</ref>.</note> Rot
rechnen durch ein digitales Tool liefert ein Beispiel für den methodischen
Einsatz informatischer Eigenschaftsmetrik für die Geisteswissenschaften. Das
durch die Informatik ermöglichte metrische Skalenniveau und die Numerik der
Mathematik bieten auch im Rahmen nicht diskret, sondern kontinuierlich
vorliegender Eigenschaften Möglichkeiten für systematische und historische
Forschungsansätze. </p>
<p>Welche weiteren messbaren Kategorien sind für die informatische direkte
Bildadressierung denkbar? Die ›Alleviereckenandersfarbigkeit‹ einer von
Constable im Jahr 1822 angefertigten Wolkenstudie im Vergleich (<ref
type="graphic" target="#rot_2015_033">Abbildung 33</ref>) zur
›Alleviereckengleichfarbigkeit‹ einer 1823 von Blechen ausgeführten
Wolkenstudie zeigt beispielsweise zugleich die formalen Unterschiede der
analytischen und synthetisierenden Methode auf, Verfahrensweisen, die
wiederum Methoden der Philosophie der Zeit prägnant beschreiben. Asymmetrie
wird sich als Prinzip in Gartenanlagen, im Aufbau von Gedichten, der
Struktur musikalischer, malerischer und architektonischer Kompositionen des
Barock vermutlich auch rechnerisch nachweisen lassen. Die Software kann für
die Forschung das Fernste miteinander verbinden, formale Prinzipien in
Gebilden in Analogie zueinander berechnen. Für die Geisteswissenschaften
liegt in der systematischen Eigenschaftsmetrik durch Software das Potential
zur Erforschung unterschiedlicher Artefakte unter einem automatisierten
Objektiv. Welche weiteren neuen Technologien zur Bestimmung der Kunst
einzusetzen sein werden, wird die Zukunft zeigen.</p>
<p>
<graphic xml:id="rot_2015_033" url=".../medien/rot_2015_033.png">
<desc>
<ref target="#abb33">Abb. 33</ref>: Carl Blechen, <hi rend="italic"
>Wolken bei Tage mit blauem Himmel</hi>, um 1823, Öl auf Papier,
10,8 x 19,8 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett
(links) Quelle: <ref type="bibliography" target="#goethe_kunst_1994"
>Goethe und die Kunst</ref>. Kat. Ausst. Schirn Kunsthalle
Frankfurt, Kunstsammlungen zu Weimar. Hg. von Sabine Schulze.
Stuttgart 1994, S. 557, John Constable, <hi rend="italic">Clouds 5
September 1822</hi>, 1822, Öl auf Papier, 37 x 49 cm, National
Gallery of Victoria, Melbourne (rechts) Quelle: <ref
type="bibliography" target="#gray_constable_2006">Constable,
Impressions of Land, Sea and Sky. Kat</ref>. Ausst. National
Gallery of Australia. Hg. von Anne Gray / John Gage. London 2006, S.
177. </desc>
</graphic>
</p>
</div>
<div type="bibliography">
<head>Bibliographische Angaben</head>
<listBibl>
<bibl xml:id="menzel_kupferstichkabinett_2008">Adolph Menzel. Radikal real:
Kat. Ausst. Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München und
Kupferstichkabinett der staatlichen Museen zu Berlin. Hg. von Bernhard
Maaz. München 2008.<ptr type="gbv" cRef="552376493"/></bibl>
<bibl xml:id="menzel_labyrinth_1996"> Adolph Menzel 1815–1905. Das Labyrinth
der Wirklichkeit. Kat. Ausst. Nationalgalerie Berlin. Hg. von Claude
Keisch / Marie Ursula Riemann-Reyher. Köln 1996, S. 457–468.<ptr
type="gbv" cRef="227507347"/></bibl>
<bibl xml:id="busch_leben_2004">Werner Busch: Adolph Menzel. Leben und Werk.
München 2004.<ptr type="gbv" cRef="388482044"/></bibl>
<bibl xml:id="busch_landschaften_1996">Werner Busch: Menzels Landschaften.
Bildordnung als Antwort auf die Erfahrung vom Wirklichkeitszerfall. In:
Adolph Menzel 1815–1905. Das Labyrinth der Wirklichkeit. Kat. Ausst.
Nationalgalerie Berlin. Hg. von Claude Keisch / Marie Ursula
Riemann-Reyher. Köln 1996, S. 457–468.<ptr type="gbv" cRef="227507347"
/></bibl>
<bibl xml:id="gray_constable_2006">Constable, Impressions of Land, Sea and
Sky. Kat. Ausst. National Gallery of Australia. Hg. von Anne Gray / John
Gage. London 2006, S. 177.<ptr type="gbv" cRef="520666119"/></bibl>
<bibl xml:id="vogt_farbe_2013">Erkenntniswert Farbe. Hg. von Margrit Vogt /
André Karliczek. Berlin, Jena 2013.<ptr type="gbv" cRef="795271751"
/></bibl>
<bibl xml:id="fairchild_color_2013">Mark Fairchild: Color Appearance Models.
3. Aufl. 2013.<ptr type="gbv" cRef="744167582"/></bibl>
<bibl xml:id="wolfschmidt_farben_2011">Farben in Kulturgeschichte und
Naturwissenschaft. Hg. von Gudrun Wolfschmidt. Hamburg 2011.<ptr
type="gbv" cRef="670245798"/></bibl>
<bibl xml:id="fleckner_napoleon_2000">Uwe Fleckner: Napoleon am Scheidewege.
In: Kunst der Nationen – Jenseits der Grenzen. Französische und deutsche
Kunst vom Ancien Regime bis zur Gegenwart. Hg. von Uwe Fleckner / Martin
Schieder / Michael F. Zimmermann. Köln 2000, S. 145–167.<ptr type="gbv"
cRef="319337642"/></bibl>
<bibl xml:id="goethe_kunst_1994">Goethe und die Kunst, Kat. Ausst. Schirn
Kunsthalle Frankfurt, Kunstsammlungen zu Weimar. Hg. von Sabine Schulze.
Stuttgart 1994, S. 557<ptr type="gbv" cRef="157253155"/></bibl>
<bibl xml:id="gabriel_praezision_2010">Gottfried Gabriel: Logische Präzision
und ästhetische Prägnanz. In: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch N.F.
Hg. von Volker Kapp / Kurt Müller / Klaus Ridder / Ruprecht Wimmer /
Jutta Zimmermann, Bd. 51. Berlin 2010, S. 375–390.<ptr type="gbv"
cRef="632308419"/></bibl>
<bibl xml:id="hofmann_manifest_1982">Werner Hofmann: Menzels verschlüsseltes
Manifest. In: Menzel – der Beobachter. Kat. Ausst. Hamburger Kunsthalle.
Hg. von Werner Hofmann. München 1982, S. 31–40.<ptr type="gbv"
cRef="023968044"/></bibl>
<bibl xml:id="imdahl_farbe_1988">Max Imdahl: Farbe. Kunsttheoretische
Reflexionen in Frankreich. 2. Aufl. München 1988.<ptr type="gbv"
cRef="022963332"/></bibl>
<bibl xml:id="koehler_sprache_2004">Wilhelm Köhler: Perspektivität und
Sprache. Zur Struktur von Objektivierungsformen in Bildern, im Denken
und in der Sprache. Berlin 2004.<ptr type="gbv" cRef="378644890"
/></bibl>
<bibl xml:id="kohle_bilder_2001">Hubertus Kohle: Adolph Menzels
Friedrich-Bilder. Theorie und Praxis der Geschichtsmalerei im Berlin der
1850er Jahre. Hildesheim / New York 2001.<ptr type="gbv"
cRef="332203727"/></bibl>
<bibl xml:id="kohle_ordnung_2008">Hubertus Kohle: Ordnung und Umbruch in der
Wissenschaft der Kunstgeschichte: Der Einfluss des Digitalen. In:
Reibungspunkte. Ordnung und Umbruch in Architektur und Kunst. Hg. von
Hanns Hubach / Barbara von Orelli-Messerli / Tadej Tassini. Petersberg
2008, S. 141–144.<ptr type="gbv" cRef="566899256"/></bibl>
<bibl xml:id="kohle_bildwissenschaft_2013">Hubertus Kohle: Digitale
Bildwissenschaft. Glückstadt 2013.<ptr type="gbv" cRef="745036228"
/></bibl>
<bibl xml:id="kirshcke_bazinga_2013">Wolfgang Krischke: <hi rend="italic"
>Wer nicht hören kann, muss fühlen. Bazinga! Der neueste
sozialtechnologische Schrei, aber noch nicht ironiefest: Die
Sentimentanalyse.</hi> In: FAZ vom 10.04.2013, S. N5.<ptr type="gbv"
cRef="749916001"/></bibl>
<bibl xml:id="manovich_images_2012">Lev Manovich: How to Compare One Million
Images? In: Understanding Digital Humanities. Hg. von David Berry. New
York 2012, S. 249–278.<ptr type="gbv" cRef="684052288"/></bibl>
<bibl xml:id="meier_menzel_1906">Julius Meier-Graefe: Der junge Menzel. Ein
Problem der Kunstökonomie Deutschlands. München 1906.<ptr type="gbv"
cRef="19542445X"/></bibl>
<bibl xml:id="menzel_beobachter_1982">Menzel – der Beobachter. Kat. Ausst.
Hamburger Kunsthalle. Hg. von Werner Hofmann. München 1982, S.
31–40.<ptr type="gbv" cRef="023968044"/></bibl>
<bibl xml:id="warnke_handbuch_2011">Handbuch der politischen Ikonographie.
Hg. von Martin Warnke / Uwe Fleckner / Hendrik Ziegler. 2. Aufl. München
2011.<ptr type="gbv" cRef="562082689"/></bibl>
<bibl xml:id="busch_optik_2008">Verfeinertes Sehen. Optik und Farbe im 18.
und frühen 19. Jahrhundert. Hg. von Werner Busch. München 2008.<ptr
type="gbv" cRef="568947231"/></bibl>
<bibl xml:id="weinreich_linguistik_2006">Harald Weinrich: Linguistik der
Lüge. 7. Aufl. München 2006.<ptr type="gbv" cRef="546286569"/></bibl>
<bibl xml:id="wittgenstein_farben_1984">Ludwig Wittgenstein: Bemerkungen
über die Farben. Werkausgabe Bd. 8. Frankfurt a.M. 1984.<ptr type="gbv"
cRef="030955653"/></bibl>
<bibl xml:id="wentworth_form_1917">D´Arcy Wentworth Thompson: On Growth and
Form. New York 1992 [zuerst 1917].<ptr type="gbv" cRef="110357957"
/></bibl>
</listBibl>
</div>
<div type="abbildungsnachweis">
<head>Abbildungslegenden und -nachweise</head>
<desc type="graphic" xml:id="abb1">Tabelle der Metadaten, Messwerte und
Angaben zu statistischen Frequenzen der Farbwerte (Lab-Farbraum, 16
Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, HCI) der Korpusbilder © Pippich
2014. Link auf Datei: Waltraud von Pippich: Frequenzen und statistische
Dispersion der Farben in 50 Bildern von Adolph Menzel. 2014. Open data LMU
Link: <ref type="extern" target="http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.79"
>http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.79</ref><ref type="graphic"
target="#rot_2015_001"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb2">Stilometrische Bildanalysen, Diagramm
der Farbwertkompositionen von 100 Bildern, 50 Bilder von Adolph Menzel
(links), 50 Bilder heterogener Autorschaft – von Giotto bis Yves Klein
(rechts). Jede Säule im Diagramm repräsentiert ein Bild in seiner farblichen
Komposition (Messtechnologie: Lab-Farbraum, 16 Farbklassen-Modell, Software
Redcolor-Tool, HCI) © Pippich 2013.<ref type="graphic"
target="#rot_2015_002"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb3">Oben (von links): Adolph Menzel, <hi
rend="italic">Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci</hi>,
1852, Öl auf Leinwand, 142 x 205 cm, Berlin, Nationalgalerie, Quelle: <ref
type="bibliography" target="#menzel_kupferstichkabinett_2008">Adolph
Menzel</ref>. Radikal real. Kat. Ausst. Kunsthalle der
Hypo-Kulturstiftung München und Kupferstichkabinett der staatlichen Museen
zu Berlin. Hg. von Bernhard Maaz. München 2008, S. 17, Adolph Menzel, <hi
rend="italic">Berlin-Potsdamer Bahn</hi>, 1847, Öl auf Leinwand, 42 x 52
cm, Berlin, Nationalgalerie, Quelle: <ref type="bibliography"
target="#menzel_labyrinth_1996">Adolph Menzel 1815–1905</ref>. Das
Labyrinth der Wirklichkeit. Kat. Ausst. Nationalgalerie Berlin. Hg. von
Claude Keisch und Marie-Ursula Riemann-Reyher. Köln 1996, S. 116, unten:
Spektralanalysen, Lab-Farbraum, Software Redcolor-Tool (HCI) – die
Korpusbilder mit maximaler (1–16) und minimaler (4–16) Farbrange © Pippich
2014.<ref type="graphic" target="#rot_2015_003"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb4">Oben (von links): Adolph Menzel, <hi
rend="italic">Frühmesse in einer Salzburger Kirche</hi>, 1855, Öl auf
Leinwand, 58,4 x 68,3 cm, Wien, Österreichische Galerie im Belvedere,
Quelle: <ref type="bibliography" target="#menzel_kupferstichkabinett_2008"
>Adolph Menzel</ref>. Radikal real. Kat. Ausst. Kunsthalle der
Hypo-Kulturstiftung München und Kupferstichkabinett der staatlichen Museen
zu Berlin. Hg. von Bernhard Maaz. München 2008, S. 167, Adolph Menzel, <hi
rend="italic">Biergarten</hi>, 1883, Pinsel, Tusche, Deckfarben, 13,5 x
17,9 cm, Schweinfurt, Museum Georg Schäfer, Quelle: <ref type="bibliography"
target="#menzel_kupferstichkabinett_2008">Adolph Menzel</ref>. Radikal
real. Kat. Ausst. Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München und
Kupferstichkabinett der staatlichen Museen zu Berlin. Hg. von Bernhard Maaz.
München 2008, S. 18, unten: Spektralanalysen, Lab-Farbraum, Software
Redcolor-Tool (HCI) – die Korpusbilder mit der höchsten (links: 10,79) und
geringsten (rechts: 3,37) statistischen Standardabweichung der Farbwerte
(Mittelwert: 6,25) © Pippich 2014.<ref type="graphic" target="#rot_2015_004"
/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb5">Oben (von links): Adolph Menzel, <hi
rend="italic">Wohnzimmer mit der Schwester des Künstlers</hi>, 1847, Öl
auf Papier, 46,1 x 31,7 cm, München, Neue Pinakothek, Quelle: <ref
type="bibliography" target="#menzel_labyrinth_1996">Adolph Menzel
1815–1905</ref>. Das Labyrinth der Wirklichkeit. Kat. Ausst.
Nationalgalerie Berlin. Hg. von Claude Keisch und Marie-Ursula
Riemann-Reyher. Köln 1996, S. 119, Adolph Menzel, <hi rend="italic"
>Mondschein über der Friedrichsgracht im alten Berlin</hi>, um 1855, Öl
auf Leinwand, 39,5 x 33 cm, Berlin, Nationalgalerie, Quelle: <ref
type="bibliography" target="#menzel_labyrinth_1996">Adolph Menzel
1815–1905</ref>. Das Labyrinth der Wirklichkeit. Kat. Ausst.
Nationalgalerie Berlin. Hg. von Claude Keisch und Marie-Ursula
Riemann-Reyher. Köln 1996, S. 177, (unten) Spektralanalysen, Lab-Farbraum,
Software Redcolor-Tool (HCI) – die Korpusbilder mit der niedrigsten (links:
5,5) und höchsten (rechts: 14,3) Skalenposition des Median © Pippich
2014.<ref type="graphic" target="#rot_2015_005"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb6">Oben (von links): Adolph Menzel, <hi
rend="italic">Emilie Menzel schlafend</hi>, um 1848, Öl auf Papier, 46,8
x 80 cm, Hamburg, Hamburger Kunsthalle, Quelle: <ref type="bibliography"
target="#menzel_labyrinth_1996">Adolph Menzel 1815–1905</ref>. Das
Labyrinth der Wirklichkeit. Kat. Ausst. Nationalgalerie Berlin. Hg. von
Claude Keisch und Marie-Ursula Riemann-Reyher. Köln 1996, S. 133, Adolph
Menzel, <hi rend="italic">Kronprinz Friedrich besucht Pesne auf dem
Malgerüst in Rheinsberg</hi>, 1861, Gouache auf Papier, 24 x 32 cm,
Berlin, Nationalgalerie, Quelle: <ref type="bibliography"
target="#menzel_labyrinth_1996">Adolph Menzel 1815–1905</ref>. Das
Labyrinth der Wirklichkeit. Kat. Ausst. Nationalgalerie Berlin. Hg. von
Claude Keisch und Marie-Ursula Riemann-Reyher. Köln 1996, S. 203, unten:
Spektralanalysen, Lab-Farbraum, Software Redcolor-Tool (HCI) – Korpusbilder
mit geringer (2) und weiter (5) Interquartilsspanne, die Lage der
Interquartilsspanne differiert: 4,5–6,5 (links), 8,5–13,5 (rechts), vgl. die
Anzeige der Linie im Farbbalken © Pippich 2014.<ref type="graphic"
target="#rot_2015_006"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb7">Oben: Adolph Menzel, <hi
rend="italic">Ballszene</hi>, 1867, Pinsel, Deckfarbe, 26,5 x 30 cm,
Schweinfurt, Museum Georg Schäfer, Quelle: <ref type="bibliography"
target="#menzel_kupferstichkabinett_2008">Adolph Menzel</ref>. Radikal
real. Kat. Ausst. Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München und
Kupferstichkabinett der staatlichen Museen zu Berlin. Hg. von Bernhard Maaz.
München 2008, S. 199, unten: Spektralanalyse, Lab-Farbraum, Software
Redcolor-Tool, HCI © Pippich 2014.<ref type="graphic" target="#rot_2015_007"
/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb8">Adolph Menzel, <hi rend="italic"
>Balkonzimmer</hi>, 1845, Öl auf Pappe, 58 x 47 cm, Berlin,
Nationalgalerie, Quelle: <ref type="bibliography"
target="#menzel_labyrinth_1996">Adolph Menzel 1815–1905</ref>. Das
Labyrinth der Wirklichkeit. Kat. Ausst. Nationalgalerie Berlin. Hg. von
Claude Keisch und Marie-Ursula Riemann-Reyher. Köln 1996, S. 91.<ref
type="graphic" target="#rot_2015_008"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb9">Spektralanalysen, Adolph Menzel, <hi
rend="italic">Balkonzimmer</hi>, Software Redcolor-Tool, HCI © Pippich
2012.<ref type="graphic" target="#rot_2015_009"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb10">Diagramm der Farbwerte
(Lab-Farbraum, 16-Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, HCI),
Darstellung der Fibonacci-Relationen: : 100% / gelbes Segment, gelbes
Segment / blaues Segment, Adolph Menzel, <hi rend="italic">Balkonzimmer
</hi>© Pippich 2014. Weitere goldene Relationen mit Link auf Datei: Waltraud
von Pippich: Goldene Relationen in Farbkompositionen von Adolph Menzel. Das
Gemälde <hi rend="italic">Balkonzimmer </hi> Open data LMU Link: <ref
type="extern" target="http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.80"
>http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.80</ref>
<ref type="graphic" target="#rot_2015_010"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb11">Adolph Menzel, <hi rend="italic"
>Piazza d´Erbe in Verona</hi>, 1882–84, Öl auf Leinwand, 74 x 127 cm,
Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister, Quelle: <ref
type="bibliography" target="#menzel_labyrinth_1996">Adolph Menzel
1815–1905</ref>. Das Labyrinth der Wirklichkeit. Kat. Ausst.
Nationalgalerie Berlin. Hg. von Claude Keisch und Marie-Ursula
Riemann-Reyher. Köln 1996, S. 318.<ref type="graphic" target="#rot_2015_011"
/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb12">Spektralanalysen, Adolph Menzel,
<hi rend="italic">Piazza d´Erbe in Verona</hi>, Software Redcolor-Tool,
HCI © Pippich 2012.<ref type="graphic" target="#rot_2015_012"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb13">Diagramm der Farbwerte
(Lab-Farbraum, 16 Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, HCI),
Darstellung der Fibonacci-Relationen: (jeweils) gelbes Segment / blaues
Segment, blaues Segment / graues Segment, graues Segment / rotes Segment,
rot-grünes Segment / blaues Segment, Adolph Menzel, <hi rend="italic">Piazza
d´Erbe in Verona </hi>© Pippich 2014. Weitere goldene Relationen Link
auf Datei: Waltraud von Pippich: Goldene Relationen in Farbkompositionen von
Adolph Menzel. Das Gemälde <hi rend="italic">Piazza d´Erbe in Verona</hi>.
2012. Open data LMU Link: <ref type="extern"
target="http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.83"
>http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.83</ref><ref type="graphic"
target="#rot_2015_013"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb14">Adolph Menzel, <hi rend="italic"
>Théâtre du Gymnase</hi>, 1856, Öl auf Leinwand, 46 x 62 cm, Berlin,
Nationalgalerie. Quelle: <ref type="bibliography"
target="#menzel_labyrinth_1996">Adolph Menzel 1815–1905</ref>. Das
Labyrinth der Wirklichkeit. Kat. Ausst. Nationalgalerie Berlin. Hg. von
Claude Keisch und Marie-Ursula Riemann-Reyher. Köln 1996, S. 27.<ref
type="graphic" target="#rot_2015_014"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb15">Spektralanalysen, Adolph Menzel,
<hi rend="italic">Théâtre du Gymnase</hi>, Software Redcolor-Tool, HCI ©
Pippich 2012.<ref type="graphic" target="#rot_2015_015"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb16">Diagramm der Farbwerte
(Lab-Farbraum, 16 Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, HCI),
Darstellung der Fibonacci-Relationen, Adolph Menzel, <hi rend="italic"
>Théâtre du Gymnase</hi> © Pippich 2014. Link auf Datei: Waltraud von
Pippich: Goldene Relationen in Farbkompositionen von Adolph Menzel. Das
Gemälde <hi rend="italic">Théâtre du Gymnase</hi>. 2014. Open data LMU Link:
<ref type="extern" target="http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.84"
>http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.84</ref><ref type="graphic"
target="#rot_2015_016"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb17">Kumulative Frequenzhistogramme:
Farbverteilung in 50 Bildern von Adolph Menzel (links), Graphenbündel:
Farbverteilung in 16 Bildern (Mitte), Graphenbündel: Farbverteilung in 14
Bildern (rechts). Die horizontale Achse der Histogramme zeigt die 16
Farbwerte, die vertikale Achse zeigt die Prozentzahl (Messtechnologie:
Lab-Farbraum, 16 Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, HCI) © Pippich
2014.<ref type="graphic" target="#rot_2015_017"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb18">Oben (von links) Adolph Menzel, <hi
rend="italic">Auf der Fahrt durch schöne Natur</hi>, 1892, Deckfarben
auf Papier, 27,7 x 37,2 cm, Privatsammlung, Quelle: <ref type="bibliography"
target="#menzel_beobachter_1982">Menzel – der Beobachter</ref>. Kat.
Ausst. Kunsthalle Hamburg. Hg. von Werner Hofmann. München 1982, S. 280,
Adolph Menzel, <hi rend="italic">Blick in einen kleinen Hof</hi>, 1867,
Wasser- und Deckfarben auf Papier, 28 x 22 mm, Berlin, Nationalgalerie,
Quelle: <ref type="bibliography" target="#menzel_beobachter_1982">Menzel –
der Beobachter</ref>. Kat. Ausst. Kunsthalle Hamburg. Hg. von Werner
Hofmann. München 1982, S. 171, unten: Spektralanalysen (Lab-Farbraum,
Software Redcolor-Tool, HCI) – die Bilder im Korpus mit maximalen Messwerten
in beiden Skalenextremen © Pippich 2014.<ref type="graphic"
target="#rot_2015_018"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb19">Tabelle der Metadaten, Messwerte
und Angaben zu statistischen Frequenzen der Farbwerte (Lab-Farbraum, 16
Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, HCI) in Herrscher- und
Politikerbildern © Pippich 2014. Link auf Datei: Waltraud von Pippich:
Rotfrequenzen und statistische Farbdispersion in Herrscher- und
Politikerbildern (1360-2014). 2014. Open data LMU Link: <ref type="extern"
target="http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.81"
>http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.81</ref>
<ref type="graphic" target="#rot_2015_019"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb20">Tabelle der Abbildungen und
Rotspektralanalysen (Lab-Farbraum, 16 Farbklassen-Modell, Software
Redcolor-Tool, HCI) und Metadaten von Herrscher- und Politikerbildern ©
Pippich 2015. Link auf Datei: Waltraud von Pippich: Rotspektralanalysen von
Herrscher- und Politikerbildern (1360-2014). 2014. Open data LMU Link: <ref
type="extern" target="http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.82"
>http://dx.doi.org/10.5282/ubm/data.82</ref><ref type="graphic"
target="#rot_2015_020"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb21">Rotspektralanalysen, Hyacinthe
Rigaud, <hi rend="italic">Ludwig XIV.</hi>, 1701 (links), Friedrich
Amerling, <hi rend="italic">Franz Joseph I.</hi>, 1832 (rechts), die
Herrscherbilder unterscheiden sich in der statistischen Standardabweichung
der Farbwerte (Lab-Farbraum, 16 Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool,
HCI), im Bild von Rigaud beträgt die Standardabweichung 3,88, im Bild von
Amerling beträgt sie 5,47 (Mittelwert 6,25) © Pippich 2012.<ref
type="graphic" target="#rot_2015_021"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb22">Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Cover vom 29.06.2011, Wen Jiabao © dpa 2011.<ref type="graphic"
target="#rot_2015_022"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb23">Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Cover vom 16.05.2012, Angela Merkel und François Hollande © dapd 2012, und
Rotspektralanalyse (Lab-Farbraum, Software Redcolor-Tool, HCI) ©
Ommer/Pippich 2012.<ref type="graphic" target="#rot_2015_023"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb24">Renmin Ribao, Cover vom 22.10.2013,
Xi Jinping © Xueren Li 2013.<ref type="graphic" target="#rot_2015_024"
/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb25">Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Cover vom 28.02.2014, Sigmar Gabriel © Reuters 2014.<ref type="graphic"
target="#rot_2015_025"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb26">George W. Bush, <hi rend="italic"
>Angela Merkel</hi>, 2014 © Bush/Wade 2014, und Spektralanalyse
(Lab-Farbraum, Software Redcolor-Tool, HCI) © Ommer/Pippich 2014.<ref
type="graphic" target="#rot_2015_026"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb27">Diagramme der Farbwertkompositionen
von acht Herrscher- und Politikerbildern, obere Reihe (von links): <hi
rend="bold">1</hi> Tizian, Karl V., 1548; <hi rend="bold">2</hi>
Hyacinthe Rigaud, <hi rend="italic">Ludwig XIV.</hi>, 1701; <hi rend="bold"
>3</hi> Jacques Louis David, <hi rend="italic">Die Krönung
Napoleons</hi>, 1805-1807; <hi rend="bold">4</hi> Franz Lenbach, <hi
rend="italic">Wilhelm I.</hi>, 1887, untere Reihe (von links): <hi
rend="bold">5</hi> FAZ-Cover vom 29.06.2011, Wen Jiabao; <hi rend="bold"
>6</hi> FAZ-Cover vom 16.05.2012, Angela Merkel und François Hollande;
<hi rend="bold">7</hi> Renmin Ribao-Cover vom 22.10.2013, Xi Jinping;
<hi rend="bold">8</hi> FAZ-Cover vom 28.02.2014, Sigmar Gabriel.
Dargestellt sind die Prozentanteile der 16 Farbwerte im Bild, beginnend im
Uhrzeigersinn mit Farbwert 1 (Messtechnologie: Lab-Farbraum,
16-Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, HCI) © Pippich 2015.<ref
type="graphic" target="#rot_2015_027"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb28">Rotspektralanalysen, oben (von
links): Tizian, <hi rend="italic">Karl V. nach der Schlacht bei
Mühlberg</hi>, 1548; Jacques Louis David, <hi rend="italic">Napoleon
beim Überschreiten des Großen St. Bernhard</hi>, 1802; Auguste Dominique
Ingres, <hi rend="italic">Napoleon auf dem Thron</hi>, 1806; unten (von
links): Adolph Menzel, <hi rend="italic">Platz für den großen Raffael</hi>,
1859; Adolph Menzel, <hi rend="italic">Friedrich der Große und General
Fouqué</hi>, 1852; Paul Delaroche, <hi rend="italic">Napoleon am 31.
März 1814 in Fontainebleau</hi>, 1845 (Messtechnologie: Lab-Farbraum, 16
Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, Ommer Lab, HCI) © Ommer/Pippich
2012. <ref type="graphic" target="#rot_2015_028"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb29">Rotspektralanalysen (von links):
Franz Lenbach, <hi rend="italic">Franz Joseph I.</hi>, 1873, Franz Lenbach,
<hi rend="italic">Wilhelm I., </hi>1887, Franz Lenbach, <hi
rend="italic">Bismarck</hi>, 1890 (Messtechnologie: Lab-Farbraum, 16
Farbklassen-Modell, Software Redcolor-Tool, Ommer Lab, HCI) © Ommer/Pippich
2012.<ref type="graphic" target="#rot_2015_029"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb30">Renmin Ribao, Cover vom 07.09.2013,
Barack Obama und Xi Jinping © Peng Ju 2013, Angela Merkel und Xi Jinping ©
Jingwen Huang 2013, und Rotspektralanalysen (Lab-Farbraum, Software
Redcolor-Tool, HCI) © Pippich 2013.<ref type="graphic"
target="#rot_2015_030"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb31">Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Cover vom 14.02.2012, <quote>Wulff in Rom</quote> © dapd 2012.<ref
type="graphic" target="#rot_2015_031"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb32">Diagramm der Farbkomponenten in
fünf Herrscher- und Politikerbildern, die horizontale Achse zeigt die
Farbwerte für jedes Bild beginnend links mit Farbwert 1 bis Farbwert 16, die
vertikale Achse zeigt die Prozentzahl des Farbwerts im Bild (von links): a
Hyacinthe Rigaud, <hi rend="italic">Ludwig XIV.</hi>, 1701, b Jacques Louis
David, <hi rend="italic">Kaiser Napoleon in seinem Studierzimmer</hi>, 1812,
c Paul Delaroche, <hi rend="italic">Napoleon am 31. März 1814 in
Fontainebleau</hi>, 1845, d Franz Lenbach, <hi rend="italic">Wilhelm
I.</hi>, 1887, e FAZ-Cover vom 14.02.2012, <quote>Wulff in Rom</quote>
(Messtechnologie: Lab-Farbraum, 16-Farbklassen-Modell, Software
Redcolor-Tool, HCI) © Pippich 2014.<ref type="graphic"
target="#rot_2015_032"/></desc>
<desc type="graphic" xml:id="abb33">Carl Blechen, <hi rend="italic"
>Wolken bei Tage mit blauem Himmel</hi>, um 1823, Öl auf Papier, 10,8 x
19,8 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett (links) Quelle:
<ref type="bibliography" target="#goethe_kunst_1994">Goethe und die
Kunst</ref>. Kat. Ausst. Schirn Kunsthalle Frankfurt, Kunstsammlungen zu
Weimar. Hg. von Sabine Schulze. Stuttgart 1994, S. 557, John Constable, <hi
rend="italic">Clouds 5 September 1822</hi>, 1822, Öl auf Papier, 37 x 49
cm, National Gallery of Victoria, Melbourne (rechts) Quelle: <ref
type="bibliography" target="#gray_constable_2006">Constable, Impressions
of Land, Sea and Sky</ref>. Kat. Ausst. National Gallery of Australia.
Hg. von Anne Gray / John Gage. London 2006, S. 177.<ref type="graphic"
target="#rot_2015_033"/></desc>
</div>
<div type="glossar">
<head>Glossar</head>
<list type="gloss">
<label xml:id="gloss1">
<term xml:id="ausreisser">Ausreißer</term>
</label>
<item><gloss>Als Ausreißer wird im Rahmen einer statistischen Untersuchung
ein seltenes, sich vom Durchschnitt der Messdaten deutlich
abhebendes Messergebnis bezeichnet. Signifikant für einige
statistisch deskriptive Angaben, wie die Werte mittlerer und
zentraler Tendenz, ist, dass sie robust gegenüber statistischen
Ausreißern sind. Sind diese Angaben etwa für einige Methoden des
data mining hilfreich, da die Ausreißer auch auf Fehler in der
Datenerhebung und -analyse zurückzuführen sein können, so entfaltet
beispielsweise die Stilometrie ein Interesse der Erfassung auch
seltener Messergebnisse.</gloss></item>
<label xml:id="gloss2">
<term xml:id="éclairage">Commission Internationale de l´Éclairage</term>
</label>
<item><gloss>Die Commission Internationale de l´Éclairage (kurz CIE, engl.
International Commission on Illumination) ist eine gemeinnützige
Körperschaft der länderübergreifenden Zusammenarbeit und des
Austausches in technologischen und wissenschaftlichen Fragen auf den
Fachgebieten von Licht, Beleuchtung und Farbe. Die CIE ist von der
International Organization for Standardization (ISO) als offizielle
Instanz zur Festsetzung internationaler Standards auf dem Gebiet
Licht, Beleuchtung und Farbe bestätigt worden.</gloss></item>
<label xml:id="gloss3">
<term xml:id="dpi">dpi</term>
</label>
<item><gloss>Die Abkürzung dpi steht für (engl.) dots per inch, sie
bezeichnet eine Maßeinheit zur Erfassung der Auflösung von Bildern
im digitalen Medium. Die Anzahl der Punkte pro Zoll (1 Zoll
entspricht 2,54 cm) gibt als Punktdichte die Auflösung des Bildes
wieder.</gloss></item>
<label xml:id="gloss4">
<term xml:id="farbstich">Farbstich</term>
</label>
<item><gloss>Eine Abweichung der Farbigkeit einer Bildreproduktion von der
Farbigkeit der originalen, reproduzierten Vorlage in der Richtung
einer bestimmten Farbnuance wird als Farbstich bezeichnet. Die
Abweichungen resultieren aus reproduktionstechnischen Faktoren. Zu
diesen gehören die Lichtverhältnisse zum Zeitpunkt der
photographischen Reproduktion, die Belichtungszeiten und weitere
Einstellungen der aufnehmenden Kamera sowie (material-)technische
Bedingungen des verwendeten Bildträgers und des Druckverfahrens. Als
Digitalisat weist eine Bildreproduktion zusätzliche Variationen der
farblichen Erscheinung durch eine fehlende oder inkorrekte
Kalibrierung und die individuelle Farbeinstellung und -auflösung des
Monitorgeräts auf.</gloss></item>
<label xml:id="gloss5">
<term xml:id="fibonacci-folge">Fibonacci-Folge</term>
</label>
<item><gloss>Die Zahlen der Fibonacci-Folge (1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34,
55, 89, …) repräsentieren ein rekurrentes mathematisches Prinzip:
Jede Zahl der Fibonacci-Folge ist die Summe der beiden in der
Zahlenfolge vorangehenden Zahlen. Zudem approximiert jede
Fibonacci-Zahl im Verhältnis zur in der Folge vorangehenden Zahl die
goldene Zahl Phi (1,61…).</gloss></item>
<label xml:id="gloss6">
<term xml:id="goldener_schnitt">Goldener Schnitt</term>
</label>
<item><gloss>Als goldener Schnitt wird das bestimmte Größenverhältnis zweier
Glieder bezeichnet, bei dem sich das Gesamt zum größeren Teil ebenso
verhält wie der größere Teil zum kleineren Teil. Die das
Größenverhältnis des goldenen Schnittes repräsentierende Zahl ist
die irrationale Zahl Phi (1,61…).</gloss></item>
<label xml:id="gloss7">
<term xml:id="Interquartilsspanne">Interquartilsspanne</term>
</label>
<item><gloss>Die Interquartilsspanne (auch Interquartilsabstand, kurz IQR
für engl. interquartile range) bezeichnet in der Statistik den
Abstand zwischen dem ersten Quartil (Q<hi rend="sub">25</hi>) und
dem dritten Quartil (Q<hi rend="sub">75</hi>) einer
Häufigkeitsverteilung. Sie berechnet sich aus der Differenz der
Werte des dritten und ersten Quartils (Q<hi rend="sub">75</hi> –
Q<hi rend="sub">25</hi> = IQR). Die Interquartilsspanne
beschreibt die Verteilung der mittleren 50% der Messergebnisse. Die
IQR ist eine Angabe der sogenannten mittleren Tendenz der gesamten
Messdaten, d.h. sie gibt als Streumaß die statistische Mitte der
Werte wieder. Deskriptiv erfasst die Interquartilsspanne somit genau
eine Hälfte der Messergebnisse. Nicht erfasst wird von der Angabe
die Verteilung jener 50% der Messdaten, die sich in den extremeren
Lagen der Skala befinden.</gloss></item>
<label xml:id="gloss8">
<term xml:id="lab-farbraum">Lab-Farbraum</term>
</label>
<item><gloss>Der Lab-Farbraum (auch CIE L*a*b* oder CIELAB) erfasst Farben
in der Weise, wie sie ein normaler Betrachter zu alltäglichen
Sehbedingungen wahrnehmen würde. Der Lab-Farbraum ist durch die
Wahrnehmungsbezogenheit und die Unabhängigkeit gegenüber technischen
Geräten und Systemen der Farberzeugung und -wiedergabe
gekennzeichnet. Euklidische Abstände zwischen gleichwertigen
Differenzen der Farbempfindung ermöglichen, die menschliche
Wahrnehmung mathematisch zu approximieren. Die mathematische
Definition der Farben gewährt eine Konvertierung der Farbwerte des
Lab-Farbraums in andere Farbräume. Erfasst sind vom Lab-Farbraum
alle Farben, die der Mensch wahrnehmen kann. Nicht erfasst sind die
sogenannten theoretischen Farben. Der Lab-Farbraum weist mit dieser
Kapazität weit über das Fassungsvermögen geräte- und
systemabhängiger Farbräume hinaus.</gloss></item>
<label xml:id="gloss9">
<term xml:id="median">Median</term>
</label>
<item><gloss>Der Median gibt in einer statistischen Untersuchung den Wert
an, der die Messdaten in zwei gleich große Hälften teilt. Er ist das
50%-Quantil. Zu ermitteln ist der Median durch eine Anordnung der
Messzahlen der Größe nach. Bei einer ungeraden Anzahl von Messdaten
ist der Median der in der Mitte liegende Wert der Zahlenreihe. Ist
die Anzahl gerade, berechnet sich der Median meist als
arithmetisches Mittel zwischen den beiden Werten, die sich in der
Mitte der Zahlenreihe befinden. Der Median ist, wie der Modalwert,
eine Angabe der zentralen Tendenz. Charakteristisch für Angaben der
zentralen Tendenz ist, dass sie robust gegenüber statistischen
Ausreißern sind.</gloss></item>
<label xml:id="gloss10">
<term xml:id="modalwert">Modalwert</term>
</label>
<item><gloss>Der Modalwert ist in statistischen Berechnungen derjenige Wert,
der im Rahmen eines Messexperiments am häufigsten gemessen wird.
Stellt sich nach der Auswertung der Daten heraus, dass ein Wert am
häufigsten gemessen wurde, so ist dieser als der dominante,
tonangebende, den Modus der Berechnung bestimmende Wert aufzufassen.
Der Modalwert ist, wie der Median, eine Angabe der zentralen
Tendenz. Diese ist robust gegenüber statistischen
Ausreißern.</gloss></item>
<label xml:id="gloss11">
<term xml:id="pixel">Pixel</term>
</label>
<item><gloss>Die kleinste Einheit des Bildes im digitalen Medium heißt Pixel
(Abbreviatur von engl. picture element). Das Pixel ist in einer
Rasterung, die das digitalisierte oder digitale Bild erfasst, die
kleinste diskrete, algorithmisch lesbare, informationstragende
Entität.</gloss></item>
<label xml:id="gloss12">
<term xml:id="Spannweite">Range</term>
</label>
<item><gloss>Die Range beschreibt in der Statistik die Spannweite der
Messergebnisse innerhalb der den Berechnungen zu Grunde gelegten
Skala. Berechnet wird die Range als Differenz zwischen dem größten
und dem kleinsten erzielten Messwert (x<hi rend="sub">max</hi> –
x<hi rend="sub">min</hi> = R). Die Range ist ein Wert zur
Deskription der Dispersion und der sogenannten Variabilität der
Messwerte. Mit der Range liegt eine Angabe zur statistischen
Streuung der Messdaten vor. Wie die statistische Standardabweichung
und Varianz trifft die Range als Dispersions- und Streumaß Angaben
zur Verteilung der Daten, ohne dabei Robustheit gegenüber
statistischen Ausreißern aufzuweisen.</gloss></item>
<label xml:id="gloss13">
<term xml:id="rgb-modell">RGB-Modell</term>
</label>
<item><gloss>Das RGB-Modell (R: Rot, G: Grün, B: Blau) ist die Grundlage der
Farbberechnung im RGB-Farbraum. Dieser Farbraum definiert Farben als
Farbwerte in Abhängigkeit des technischen Systems, das die
Farberzeugung und -wiedergabe gewährleistet. Der RGB-Farbraum gehört
zu den sogenannten additiven Farbräumen, d.h. ein Farbwert wird über
die Festsetzung seiner einzelnen Komponenten beschrieben. Im
RGB-Farbraum wird ein Farbwert als bestehend aus unterschiedlichen
Komponenten von drei Farbkanälen (rot, grün, blau) berechnet. Der
RGB-Farbraum ist ein geräte- und systemabhängiger Farbraum, seine
Kapazität zur Farberzeugung und -wiedergabe ist durch die konkreten
technischen Vorgaben bedingt, sein Vermögen zur Erfassung der Farben
im Vergleich zu wahrnehmungsorientierten Farbräumen reduziert.
</gloss></item>
<label xml:id="gloss14">
<term xml:id="silberne_relation">silberne Relation</term>
</label>
<item><gloss>Die silberne Relation beschreibt in der Mathematik ein
bestimmtes Größenverhältnis zweier Quantitäten. Es ist gegeben, wenn
die Summe aus der kleineren Quantität und zweimal der größeren
Quantität sich zur größeren Quantität ebenso verhält wie die größere
Quantität zur kleineren. Die silberne Relation approximiert den Wert
›1+√2‹ (entspricht als Dezimalzahl 2,41…).</gloss></item>
<label xml:id="gloss15">
<term xml:id="standardabweichung">Standardabweichung</term>
</label>
<item><gloss>Die Standardabweichung beschreibt in der Statistik die
durchschnittliche Abweichung der Messergebnisse von ihrem
gemeinsamen Mittelwert. Sie berechnet sich aus der Summe der
einzelnen Abweichungen vom Mittelwert geteilt durch die Anzahl der
Messungen. Ohne die Angabe des gemeinsamen Mittelwertes der
Messergebnisse wird eine Interpretation der statistischen
Standardabweichung nur unzureichend gewährt. Die Standardabweichung
ist, neben der Range, ein Wert zur Beschreibung der statistischen
Streuung, der Dispersion und der sogenannten Variabilität der
Messdaten. Wie die Range trifft die Standardabweichung als
Dispersions- und Streumaß Angaben zur Verteilung der Messwerte, ohne
dabei Robustheit gegenüber statistischen Ausreißern
aufzuweisen.</gloss></item>
</list>
</div>
</div>
</body>
</text>
</TEI>